Der Greta-Komplex

Greta ist die apokalyptische Führerin einer Öko-Religion, die zur neuen Mehrheitsreligion geworden ist. Der Klimawandel soll bald Teil des Grundgesetzes werden.

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Mädchen mit festem Willen imponieren. Märchen kennen diesen Typus, Filme haben ihn aufgenommen. Von Jeanne d’Arc bis Pippi Langstrumpf fasziniert ihr Erscheinen den abendländischen Kulturkreis; bereits die Antike kennt mit Antigone einen monumentalen Vorläufer.

Was dem von Bildung und Identitätsbewusstsein befreiten europäischen Auge entgeht: Antigone und Johanna sind in einer Hinsicht, nämlich ihrem ureigensten Antrieb, grundverschieden zur Pippilotta von Astrid Lindgren. Griechin und Französin sehen sich als den Göttern unterworfen an; Antigone fühlt sich vom Göttergesetz gezwungen, ihren toten Bruder Polyneikes zu bestatteten, Johanna sind Engel und Heilige erschienen, die ihr Gottes Auftrag übermitteln, Frankreich von den Engländern zu befreien.

Das sittliche Gesetz bzw. eine religiöse Instanz sind der Protagonistin von Astrid Lindgren fremd; wohl auch deswegen, weil Lindgren in ihren Büchern viel mehr die Charakterentwicklung der Altersgefährten Tommy und Annika zeichnen wollte. Die mit Äffchen und Pferd lebende Langstrumpf ist zwar Inspiration, Orientierungspunkt – aber eben kein Vorbild. Lindgren legte ihrem Manuskript nicht umsonst die Notiz bei: „Sicherheitshalber sollte ich vielleicht darauf hinweisen, dass meine eigenen unglaublich wohlerzogenen, engelsgleichen Kinder keinerlei Schaden durch Pippis Verhalten genommen haben. Sie haben sofort verstanden, dass Pippi ein Einzelfall ist, der normalen Kindern kein Vorbild sein kann.“

Dieses Missverständnis bzw. Unverständnis hat insbesondere bei den politischen Anhängern des linken Lagers seltsame Blüten hervorgebracht. Da wird dann eine Figur, die wie Karlsson vom Dach für jedes Kind ersichtlich reine Phantasie ist, zum Vorbild, zum Objekt der Nachahmung, zum Gegenentwurf ausgerufen („Sei Pippi, nicht Annika“). Eben solches Schindluder ist auch der Antigone widererfahren, die bei Jean Anouilh „alles, jetzt, gleich und sofort“ haben will. Beide sind im Grunde das genaue Gegenteil dessen, was die weiblichen Heroen unserer Geschichte dargestellt haben. Als Selbstverwirklichung mag das vielleicht mancher auslegen; die Alten hätten es als kindliche Unvernunft gescholten, da das angeblich größere Ziel keines ist.

Die Missinterpretation des weiblichen Heros hinfort von jeder Art der Frömmigkeit hin zu einer frömmelnden Karikatur ist womöglich der Mehrheit nicht aufgefallen. Sie passt aber besser in das postmoderne Konzept einer Fraueninterpretation, demnach eine gute Frau – oder eben: eine junge Frau – nur eine sein kann, die rebelliert. Der Grundzug des Rebellentums ist demnach bereits Faszination – weswegen Anouilh diesen Grundzug, und nicht die pietas in Szene stellt. Ähnlich verhält es sich mit der Jungfrau von Orleans: Engelsgespräche, Keuschheit und Frömmigkeit interessieren heute keinen mehr. Die kleine Französin ist für das heutige Zeitalter nur noch interessant, weil sie – nun ja – eine Frau war. Dass man damit Antigone wie Johanna einen Bärendienst erweist, fällt der Postmoderne nicht einmal auf, da man davon ausgeht, dass Frauenbewegung, sexuelle Selbstbestimmung und feministische Theorie höheren Rang haben als die Personen, die man dafür instrumentalisiert.

Ihr nächstes Opfer hat diese Ideologie demnach in der Gestalt eines Zöpfe tragenden, schwedischen Mädchens gefunden, das freitags die Schule schwänzt, um gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Die Bausteine fügen sich zusammen: da sind die biographischen Details der Pippi-Figur; das Rebellentum; zugleich der Einsatz für eine höhere, größere Sache. Das Gesetz des Zeus und der himmlische Auftrag sind heute abgelöst worden vom weltweiten Glauben an den Klimawandel. In dessen Namen ist der Aufruhr gerecht. Wie sehr das säkular-magische Verständnis Europa und den Westen bestimmt, ist wohl nirgendwo so erkennbar, wie an der Petitesse, dass eine Abwesenheit vom Schulunterricht als moralisch gut gewertet wird, wenn sie im Namen der Klimareligion geschieht; wenn Eltern dagegen der Meinung sind, ihre Kinder lieber zu Hause unterrichten zu wollen, müssen sie nicht nur mit einer Niederlage beim EU-Gerichtshof für Menschenrechte rechnen, sondern auch den Entzug ihres Sorgerechts durch das Jugendamt hinnehmen.

Der Fall Greta Thunberg ist daher auch ein neues Kapitel im Kampf der grünen Ideologie gegen das Elternrecht. Greta begann ab dem Alter von acht Jahren damit, sich mit dem Klimawandel zu beschäftigen, im Alter von elf Jahren erlitt sie deswegen Depressionen, hörte auf zu essen und zu sprechen. Ab August 2018 – im Alter von fünfzehn Jahren – „streikte“ sie jeden Freitag vor dem Schwedischen Reichstag („Schulstreik für das Klima“), indem sie der Schule fern blieb und dort protestierte. Der Knackpunkt: Gretas Eltern wehrten sich dagegen. Aber welche Gewalt haben Eltern noch gegen ihre Tochter, deren Aktionen von Medien hochgefeiert wurden, und bald überall Nachahmer fand? Wie viele dieser nun europaweiten freitäglichen Klimademonstrationen noch stattfänden, wenn sie auf Samstag verlegt würden, ist eine Frage, mit der sich dabei kaum jemand beschäftigt. Das Bild einer volksmassenhaften Bekräftigung der Öko-Religion hat Vorrang, und der Eifer gegen den Klimawandel ist die Sublimierung eines religiösen Gefühls, mit dem große Teile der westlichen Gesellschaft nicht mehr umzugehen wissen.

Elterliche Druckmittel fallen in sich zusammen, wenn Greta ihre Reisen und Auftritte von Umweltverbänden, Stiftungen und Lobbies finanziert bekommt, wenn selbst die UN und Davos zu ihren Auftrittszielen werden. Sektengleich kann sie aus ihrem familiären Umfeld gelöst werden. Was noch schlimmer ist: Greta nimmt diese Hilfe gerne an. Denn sie ist zutiefst überzeugt, dass wir uns alle in Lebensgefahr befinden. Sie will, dass wir ihre Angst, ihre Panik vor dem Klimawandel spüren: „I want you to panic.“

Gretas Botschaft ist keine hoffnungsvolle wie die von Johanna. Ihr Duktus ist der eines Endzeitpropheten, der die Erde bereits in Feuer glühen sieht. Die Medien fallen ihr zu Füßen, weil sie glauben, dass dort eine neue Pippi kommt, die alles auf den Kopf stellt; in Wirklichkeit hat sie mit ihren Angst- und Schreckensbotschaften die Aura eines Savonarola. „Angstmacher“ sind jedoch immer die anderen, und weil der Klimawandel eine ausgemachte Sache ist, sind auch die anderen die irren Ketzer. Dass Greta auf ihrem Twitter-Account zu ihrem Asperger-Syndrom steht, und damit eine ganz besondere Sparte gefunden hat, um ihr spezifisches Interesse zu bedienen, wird bisher nur von wenigen thematisiert. Erwähnt man dies, könnte das ja dazu führen, dass man sich gegen ein nunmehr 16jähriges Mädchen wendet. Wie feige. Dass der Typus des kleinen Mädchens, das offenkundig die Wahrheit sagt, auch viele negative Komponenten enthalten kann, darauf wies mich bereits Diarienleser Nils Zumbansen hin:

Greta ist die apokalyptische Führerin einer Öko-Religion, die zur neuen Mehrheitsreligion geworden ist. Der Klimawandel soll bald Teil des Grundgesetzes werden. Wer einen Vorgeschmack darauf haben will, der sollte sich den deutschen Wikipedia-Artikel durchlesen, der mit seinem Titel „Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung“ nicht nur im Titel an Parallelen zur Holocaustleugnung denken lässt. Wir lesen da:

„Die Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung ist das Ablehnen, Nicht-wahrhaben-Wollen, Bestreiten oder Bekämpfen wissenschaftlich unstrittiger Ergebnisse der Klimaforschung zur gegenwärtig stattfindenden globalen Erwärmung. Hierzu zählt insbesondere abzustreiten, dass sich die Erde zurzeit erwärmt, dass dieser Effekt anthropogen, das heißt menschengemacht ist und dass die Erwärmung schwere gesellschaftliche und ökologische Probleme zur Folge hat. Neben diesen drei Grundkategegorien Trendleugnung, Ursachenleugnung und Folgenleugnung wird oft auch eine vierte Kategorie Konsensleugnung hinzugezählt, also das Bestreiten, dass über diese Kernaussagen ein seit langem bestehender wissenschaftlicher Konsens herrscht.“

[…]

„Das Bestreiten wissenschaftlicher Erkenntnisse der Klimaforschung ist kein Skeptizismus im wissenschaftlichen Sinn, sondern vielmehr ein (zum Teil organisiertes) Verleugnen der menschengemachten globalen Erwärmung. Aus einer Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen geht hervor, dass der Klimaschutz häufig aus politischen und ideologischen Motiven bekämpft wird. Bei der Leugnung des menschengemachten Klimawandels handelt es sich um eine Form von Pseudowissenschaft, die Ähnlichkeiten aufweist mit weiteren Formen des Denialismus wie beispielsweise dem Bestreiten der Evolutionstheorie oder der gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Rauchens bis hin zum Glauben an Verschwörungstheorien.“

[…]

„Die hinter diesem Vorgehen stehende „organisierte Klimaleugnerszene“ setzt sich unter anderem aus konservativen Think Tanks, verschiedenen politischen Frontgruppierungen sowie einer Vielzahl von Laienbloggern zusammen, hinzu kommen sich selbst als Experten ausgebende Laien, einige Wissenschaftler, PR-Unternehmen, Astroturfing-Gruppierungen, konservative Medien und Politiker.“

[…]

„So werde gerade in Sachen Klimawandel sehr viel Schindluder „mit den Begriffen skeptisch und Skeptiker“ getrieben und „vorgetäuschte Skepsis häufig dafür verwendet, unbequeme wissenschaftliche Erkenntnisse zu umgehen“. Viel zu oft dürften „sich Pseudowissenschaft und Antiwissenschaft […] als Wissenschaft verkleiden, und das Leugnertum, oder besser die Lüge, darf als Skepsis auftreten“.“

Klimaleugner sind entweder Ignoranten oder gekauft, der anthropogene Klimawandel ist ein Fakt, große böse Konzerne und die Republikaner versuchen das aber zu verheimlichen und die Wahrheit zu unterdrücken. Alle anderen Ergebnisse sind Pseudowissenschaft oder Verschwörungstheorien.

Dass sich genau so Verschwörungstheorien anhören, ist wohl niemanden aufgefallen, der an diesem voluminösen, über 18.000 Wörter fassenden Artikel gearbeitet hat. Dabei ist außerdem eine Bedienungsanleitung, wie man den Aussagen von Klimaleugnern begegnet und deren Argumente prinzipiell den fünf Charakteristiken der Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnisse zugeordnet. Es lohnt sich, den gesamten Artikel zu lesen, um zu verstehen, dass sich in weiten Kreisen der Befürworter des anthropogenen Klimawandels eine Kreuzfahrermentalität gebildet hat; wobei ich hier den ehrenhaften Namen von Gottfried und anderen nicht in den Dreck ziehen möchte.

Was tut man also mit jenen, die hinsichtlich des Klimawandels eine abweichende Meinung haben? Im letzten Abschnitt finden wir unter „Maßnahmen gegen Klimaskepsis und Klimaleugner“:

„Forschungsarbeiten deuten zudem darauf hin, dass die Bevölkerung durch präventive Aufklärung über Fehlinformationen zum Klimawandel, Exponieren irreführender Argumentationstechniken und Förderung von Medienkompetenz gezielt vor Fehlinformationen, Desinformationskampagnen und Fake News „geschützt“ werden könnte. Dieser Prozess wird analog zum Impfen betrachtet: Die öffentliche Einstellung zum Thema wird präventiv gegen Desinformation „geimpft“.“

Wir freuen uns also in den nächsten Jahren auf eine Heerschaar kleiner Gretas. Gott steh uns bei, wenn er schon nicht mit uns ist …

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Olm

Das Wetter wird künstlich verändert, um mit der Co²-Hysterie Geld und die Leute gefügig zu machen. Greta ist das Ergebnis oder Werkzeug dieser 24-Stunden-Propaganda. Außerdem: wann ist braun gescheitert? Es wurde von denen brutal gekillt, die uns heute auch ans Leder wollen. Ist doch nicht so schwer zu begreifen.

Gravatar: Peggy

@ Gut & Gerne

Wir hatten die "braune", dann die "rote" Diktatur. Die derzeitig entstehende Diktatur aus "grün" und "rot" ist nach der Farbenmischung wieder "braun" - doch durch die beiden Komponenten möglicherweise noch viel stärker, oder?

Gravatar: caesar

Der Gesichtsausdruck von Greta ist sehr merkwürdig.
Außerdem trägt sie Zöpfe,Frau Kahane übernehmen Sie !

Gravatar: Schabulke

Mädchen ,lebe Deine Jugend und lebe Deine Träume,wobei Pippi Langstrumpf ,sicher nicht immer Vorbild ,dies aber mit Freiheit und Herzenslust tat.Sicherlich ist Gretas Vorgehen einem guten Herzen entsprungen ,doch leider hat der Kreuzzug ideologischer rot-grüner Parteien durch ein genderwahnsinniges EU-System im Kindergarten Einzug erhalten ,wobei Greta mit Fasten und vielleicht pathologischen Ängsten durch solche Ideologien ihrer Kindheit beraubt wurde.Eltern ,die ihre Kinder heute nicht zur Schule "zwingen" werden Probleme mit dem Jugendamt bekommen ,was im Fall Greta mit Geldern solcher Organisationen noch unterstützt wird .Bleibt die Hoffnung ,dass sie Hänsel kennenlernt ,der ihr den Finger reicht und vom biogrünen modenen ,besser modernden , Hexenhaus weglockt ,um sie in ein normales erfülltes glückliches Leben zu führen .Denn wenn wir zum Ursprung des Schöpfers ,der die Welt erschaffen hat ,was aber nicht ins System passt zurückgehen , lesen wir in seinen wahren Worten : Lasst Euch in diesen Zeiten nicht verführen ,denn der Teufel geht um ,wie ein brüllender Löwe.......In diesem Fall vielleicht als Hexe,genderwahn verkleidet im EU-Gewand, und ob Grün -Rot -Schwarz oder Gelb ,am Ende der Mischung erhalten wir immer Braun ,und das hatten wir schon mal !

Gravatar: Hans von Atzigen

Sehr Fragwürdig die Sache.
Missbrauch eine Kindes rep. jungen heranwachsenden,
für Politisch Ideologische Zwecke.
Soweit bekannt ist diese Jugendliche autistisch veranlagt.
Diese Besonderheit in dieser weise auszunutzen, denn doch fragwürdig.Und die Eltern,die den ganzen Rummel ihrem Kind zumuten???

Gravatar: Gut & Gerne

Sozialismen im Wandel der Geschichte...

1. Braun

2. Rot

3. Grün

Im Kern alles ein und dasselbe. Nur die Verpackung ist anders.

Braun und Rot hatten wir schon. Krachend gescheitert, ausgelutscht und reif für die Mülltonne.

Aber jetzt ist die grüne Variante dran. Auch die wird krachend scheitern, Elend, Verfolgung, Massenmord usw. bringen.

Nur wenige erkennen die Gefahr.

Gravatar: Unmensch

Die Angst vor dem Klimawandel ist politisch korrekt.
Die Angst vor dem Identitätswandel ist das nicht.
Weil die politische Korrektheit ein linkes Instrument ist.

Gravatar: th. bade

Mich hat die Stimmung der Linken und Grünen schon 2015 an die Geißler-Bewegungen des Mittelalters erinnert: Erregtheit, Rechthaberei, Schuld, Bestrafung und Selbstbestrafung, Visionen einer besseren Welt die jetzt auf Biegen und Brechen erzwungen werden sollen.
Jetzt kommt noch der Kinderkreuzzug hinzu.

Gravatar: Vox

Gem. Definition von IM Viktorias AAS ist diese Greta mit den langen geflochteten Zöpfen voll Nazi.

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