Der Glaube ist futsch. Das ist die Krise!

Das Maß ist voll. Über 220 hoch bezahlte, meist ältere Theologen, die sich katholisch nennen und jahrzehntelang den katholischen Nachwuchs an Priestern, Pastoralassistenten, Religionslehrern prägten und beeinflussten, haben sich in einem aberwitzigen „Memorandum“ gegen unveräußerliches Glaubensgut und päpstliche Lehrentscheidungen gestellt. Zusammenfassend könnte man sagen, sie wollen mehr Macht und mehr Sex.

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Und sie verkaufen uns das als „Reform“.

Nicht, dass uns das neu wäre. Wer aus meiner Generation (ich wurde während des Zweiten Vatikanums geboren) heute noch an Christus glaubt, ist seit Schülerzeiten hinreichend häresieerprobt. Ob in Religionsunterricht, Sonntagspredigt, Kommunion- und Firmkurs, ob in der Liturgie, Jugendgruppe, Frauengemeinschaft oder in der Kirchenzeitung, wir sind es gewohnt, dass Glaubens- und Lehraussagen munter verdreht werden, verkürzt, bagatellisiert, durch kreative Auslegung ins Gegenteil verkehrt oder schlicht unterschlagen.

Aber haben uns diese „Memorandums“-Theologen beziehungsweise ihre geistigen Väter auf diese Weise zu einem tieferen Glauben an Christus geführt?
Ganz im Gegenteil. Sie haben via Religionsunterricht in unsere Kinderseelen den Zweifel, nein schlimmer, sie haben den Unglauben gesät. Indem sie mit dem vollen Gewicht ihrer vermeintlichen Wissenschaftlichkeit den vier Evangelien absprachen, Tatsachenberichte zu sein, und diese stattdessen zu wildesten Interpretationen freigaben, haben sie sehr effektiv dafür gesorgt, dass nicht nur Jesu Worte, sondern er selbst, in seiner ganzen Existenz, uns nicht mehr glaubwürdig erschien.
Gläubigkeit und Frömmigkeit wurden der Lächerlichkeit preisgegeben.

Diese Saat ist millionenfach aufgegangen. Der deutsche Durchschnitts-Getaufte lässt heute den Papst einen guten Mann sein und gehorcht, wenn überhaupt, lieber eifrig den eigenen kleinen Gegen-Lehrämtern in Tübingen oder Münster, in deren theologischen Fakultäten man schließlich besser weiß, was Jesus wirklich wollte, als der Herr selbst. Bestenfalls hält er Jesus Christus für einen guten Menschen, der, von Gott gesandt, uns helfen will, unser Leben zu meistern und – jeder nach seiner Facon – glücklich zu werden. Hier auf Erden, versteht sich.

Dass Jesus als Gottes Sohn in unsere menschliche Geschichte gekommen ist, uns eindringlich gelehrt hat und sich aus Liebe in unvorstellbarer Folterqual geopfert hat, um unsere Seelen vor der ewigen Gottesferne nach dem Tod, genannt Hölle, zu retten und uns in die ewige Glückseligkeit bei Gott, genannt Himmel, zu führen, davon haben die meisten von uns wohl keinerlei Vorstellung.

„Piep, piep, piep, Gott hat uns alle lieb.“ So und ähnlich wurde unser Gottesbild aufs Äußerste banalisiert. Sünde, Erlösungsbedürftigkeit, Himmel, Hölle, Fegfeuer und so weiter – alles Schnee von gestern! Herausgekommen sind zwei Generationen von „kritischen“ Katholiken, die niemals im Leben einen Katechismus in der Hand hatten, geschweige denn im Kopf, und die nicht nur die vielzitierte katholische Sexualmoral einzig als Zerrbild aus den Medien kennen, weil sie die vollständige Lehre der Kirche weder vom Pfarrer noch vom Religionslehrer jemals erfahren haben.

Da uns niemand mehr sagt, dass wir mit unserem persönlichen Leben vor Gott auch endgültig scheitern können, schlussfolgern wir, Erlösung nicht mehr nötig zu haben. Deshalb fassen wir die Gebote, auch die Kirchengebote, nur mehr als nette Empfehlung auf, gut gemeint, aber nichts, worüber man sich graue Haare wachsen lassen sollte. Das ist der Grund, warum die Kirchen leer geworden sind und die Beichtstühle noch leerer. Der Glaube ist futsch. Das ist die Krise!

Mit der Kirchensteuer boomte in den Bistümern das Wachstum der kirchlichen Apparate. So konnten sich über das Heer kirchlicher Mitarbeiter, ausgebildet an den theologischen Fakultäten, die Irrlehren in alle Verästelungen des Kirchenorganismus ausbreiten. Viele Schlüsselpositionen von katholischen Akademien, Bildungshäusern, in bischöflichen Ordinariaten und Redaktionen von Bistumszeitungen und so weiter sind heute von Sympathisanten des Theologenmemorandums besetzt.

Kaum zu fassen, dass dies alles unter den Augen und in Verantwortung der Bischöfe geschah und geschieht. Der Dogmatikprofessor Manfred Hauke, ein Brancheninsider, stellt dazu fest: „Die Verantwortlichen der Kirche, vor allem viele Bischöfe, haben sich Jahrzehnte lang verhalten wie ein Computernutzer, der kein Antivirusprogramm installiert hat. Jetzt sind, im Bilde gesprochen, die ,Viren’ dabei, den Computer zu verwüsten. Die Krise der Kirche ist vor allem eine Krise der Bischöfe, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen.“

Man hat den Eindruck, dass die vom Zweiten Vatikanum in ihrer Verantwortung gestärkten Ortsbischöfe diese gleich weitergereicht haben an die Deutsche Bischofskonferenz. Ein Gutteil der Bischöfe scheint sich allerdings nicht ungern im Kollektiv dieser Konferenz zu verstecken. Wie anders ist es zu erklären, dass nach dem aktuellen Eklat von Theologen, die faktisch nichts Geringeres als die Protestantisierung der Kirche fordern, von 27 für diese verantwortlichen Diözesanbischöfen nur einige wenige dagegen eindeutig Stellung bezogen haben?

Ist es nicht die erste Aufgabe eines jeden Bischofs, die Kirche vor den Feinden – den äußeren wie den inneren – zu verteidigen? Einzelne Bischöfe, zum Beispiel Bischof Bode, bekunden sogar öffentlich Sympathie für die „Reformatoren“, andere fraternisieren lieber verdeckt. Stimmt es, dass ein lange kaschiertes Schisma sich Bahn bricht?

In dieser Not schlägt die Stunde der Laien und des Internets. Einzelne, vernetzt über Facebook, haben den Fehdehandschuh der Memorandums-Theologen zur Kenntnis genommen und spontan eine Petition „Pro Ecclesia“ an die Bischöfe verfasst, die von jedem unterzeichnet werden kann, der treu zur Kirche und zum Nachfolger Petri stehen will.

Es ist auch das Internet, wo auf das Theologen-Memorandum in Stellungnahmen und Analysen von katholischen Journalisten und Theologen auf allerhöchstem Niveau geantwortet wird. Wären wir allein auf die bistumseigenen Zeitungen angewiesen, erführen wir von dieser Diskussion nichts.

So wurde in unserer Kirchenzeitung, deren Mantelteil elf Bistümer „versorgt“, das Theologenmemorandum sofort ausführlich und an prominentester Stelle abgedruckt, inklusive Webadresse und breiter Berichterstattung, die den Schluss nahe legte, es handele sich hier um einen berechtigten Beitrag zum innerkirchlichen Dialog. In der Folgeausgabe war dann aber die Petition „Pro Ecclesia“ nicht nur nicht abgedruckt, auch die differenzierten Gegenargumente hochkarätiger Persönlichkeiten, die inzwischen die online-Foren bewegten, wurden uns, bis auf wenige Zeilen auf Seite 4, vorenthalten. So plump, glaubt man in kirchensteuersubventionierten Bistumszeitungen heute noch, die braven Schäfchen in ihrer Meinung manipulieren zu können.

Aber diese Zeit ist vorbei. Wie in Ägypten und Tunesien informiert sich auch das Kirchenvolk jetzt selbst. Hochsubversiv beraubt das Internet auch die machtgewohnten theologischen Altkader ihrer Deutungshoheit. Wir holen uns die Verlautbarungen des Vatikans selbst auf den Rechner. Wir lesen die ergreifenden Reden des Papstes in England.
Und da gehen uns plötzlich die Augen auf und wir erkennen, was der Papst als Kardinal Ratzinger schrieb:

„Hier wird nun endlich das ganz demokratische Element sichtbar, das im Kern der Aufgabe des kirchlichen Lehramtes liegt. Ihm ist es aufgetragen, den Glauben der Einfachen gegen die Macht der Intellektuellen zu verteidigen.“

Online finden wir uns mit Menschen zusammen, die in großer Vorfreude sind auf den Besuch des Papstes in Deutschland, Menschen, die wir nicht kennen, mit denen wir aber einen gemeinsamen Glauben haben, einen, der nicht individualistisch und selektiv ist, sondern echte Gemeinschaft stiftet, weil er der Glaube der Kirche ist, die durch die Zeit geht, alt und immer jung.

Froh und dankbar dafür habe ich die Petition „Pro Ecclesia“ unterzeichnet und unsere Kirchenzeitung abbestellt.

 

Dieser Beitrag erschien als Titelthema im Vatican Magazin 3/11

siehe auch Diskussion dazu auf kath.net

Zur Online-Petition PRO ECCLESIA

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: monika

Obwohl mein vorheriger Kommentar einen anderen Akzent hatte, möchte ich zum Kommentar des Herrn "Bernardus" noch etwas sagen:
Gewiß hat es leider in vergangenen Zeiten hauptsächlich in Familien, oder aber in kirchlichen und genauso auch sogar erwiesenermaßen mehrheitlich in staatlichen Einrichtungen Mißbrauch und Prügelstrafen gegeben.
Wenn Sie jedoch behaupten, dass es überall so zuging, setzen Sie bewußt Lügen in die Welt.
Ich bin 1946 in ein katholisches Kinderheim in Schönebeck/Elbe gekommen und habe einige Jahre dort verbracht, bis ich in eine Pflegefamilie kam. Das "Marienheim" wurde von Ordensschwestern geleitet, die bis an die Grenzen ihrer Kräfte für sehr viele Kriegswaisen sorgten. Sie gingen liebevoll mit uns Kindern um. Natürlich mußte bei zwei Betreuern für ca. 40 Kinder aller Altersgruppen eine gewisse Disziplin und Konsequenz eingehalten werden.
Ich persönlich kann mich an keinerlei Prügel oder sonstige Schikanen erinnern und bin später mit meiner Pflegemutter immer wieder gern zu Besuch in diesem Heim gewesen. Man sollte wirklich endlich mal mit diesen Pauschal-Verurteilungen der Ordensleute aufhören. Es ist schlimm für die absolute Mehrzahl derer, welche fürsorglich mit den ihnen anvertrauten Kindern umgingen.

Gravatar: Otto

@ Otto, 13.03.2011 18:16

Es gibt ca. 60.000 Ottos in D, ich bin einer davon. Ich benutze also zu Recht meinen "echten" Namen. Nennen Sie sich "Otto der Große" oder "der kleine"...

Gravatar: Bernhard

Frau Beverfoerde ist frömmer als der papst. Mal ein paar Auszüge aus dem Buch der Christen:

Markus 11, 12-14: Jesus hatte Hunger. Da sah er von weitem einen Feigenbaum
mit Blättern. Er ging hin, fand aber noch keine reifen Feigen, es war die
falsche Jahreszeit. Da verfluchte Jesus den Baum: "Keiner wird je wieder
Früchte von dir essen". Seine Jünger hörten es. (Hoffentlich schämten sie
sich etwas für ihren Meister, denn erstens konnte der Baum nichts dafür, dass
er noch keine Früchte hatte und zweitens hätte Jesus wissen müssen, dass
es noch nicht die richtige Jahreszeit für Früchte war. Als Wundertätiger hätte
er ja auch Früchte hervorzaubern können.)

Markus 16, 16-17 (Jesus sagt): „Wer glaubt und sich taufen läßt, wird selig
(gerettet) werden. Wer aber ungläubig bleibt, wird von Gott verdammt werden.
Wer mein Jünger ist, kann Dämonen austreiben und Kranke durch
Handauflegen heilen. Er braucht keine Angst mehr von Schlangen zu haben
und ist gegen jegliches Gift immun. Er kann in einer fremden Sprache sprechen.
..“. (nämlich in der unverständlichen Sprache des heiligen Geistes. Wikipedia:
„Die Auslegung kann durch den Beter selbst geschehen, in der Regel
aber durch einen anderen. Dies geschieht dadurch, dass der Auslegende die
Aussage in seiner Sprache hört, ... oder er empfängt die Auslegung von Gott
als eine Offenbarung.... Nach Paulus handelt es sich dabei meist um Prophetie.“
Vergleiche aber auch: 3. Mose 20, 6 (Gott sagt): „Ich werde alle ausrotten,
die an Zeichendeuter oder Wahrsager glauben.“ Und 3. Mose 20, 26-27:
„...denn ich, der Herr, bin heilig. Ihr (die Israeliter) gehört mir, ich habe euch
von allen Völkern auserwählt. Ein Wahrsager oder Zeichendeuter soll sterben.
Man soll ihn steinigen; sein Blut sei auf ihm.

Lukas 6, 27 (Jesus sagt): "Liebt eure Feinde....." (Jesus sagt in Lukas 19, 27
aber auch: „Und nun zu meinen Feinden, die mich nicht als Herrn anerkannten:
Holt sie her und erwürgt sie hier vor mir!")

Gravatar: Otto

Falscher Otto, suchen SIe sich gefälligst endlich einen neuen Namen!

Gravatar: Freigeist

Ja, ja, in Japan hat man an die preiswerte Kernkraft geglaubt. Dieser Glaube ist nun durch die horrenden Kosten schwer erschüttert worden. Einfaches kaufmännisches Rechnen missachtet und dafür geglaubt. Man sieht, wohin Glaube führen kann - in die Irre.

Gravatar: Otto

Wenn hier auch der Begriff "Fegefeuer" aufgeführt wird, in das die Menschen nach ihrem Tod für "alle Ewigkeiten" geworfen werden, wenn sie nicht bedingungslos alles das unkritisch glauben, was ihnen die katholische Kirche vorschreibt, so konnte noch kein einziger dieser unchristlichen Angstmacher sagen, wie denn wohl ein Mensch ohne Leib und Nerven nach dem Tod noch Schmerzen im "Fegefeuer" empfinden soll!! Er hat ja keinen Leib mehr. Warum sind die Menschen nur immer wieder so "dumm", nicht ihren eigenen Verstand zu gebrauchen??

Gravatar: Johannes G. Klinkmüller

@ Rudi Gems

Glauben zu können, das ist eine Bewusstseinsstufe.
Es ist eine Fähigkeit des Geistes, zu der Sie, Herr Gems, keinen Zugang haben.

Und wenn ich lese, was Sie im Brustton Ihrer Dummheit, Ihres pseudointellektuellen Bramarbasierens schreiben, sage ich:
Gott sei Dank!

Gravatar: S.M.W.

Herzlichen Dank!
Apropos "Kirchenzeitung abbestellt", bin ich aus der Kfd ausgetreten, aus dem gleichen Grund.

Gravatar: Susanne

Dieser Artikel besteht fast nur aus Verurteilung. Es fehlt die argumentative Auseinandersetzung. So wundert mich, dass dies in der Zeitschrift Vatikan Magazin abgedruckt ist.

Gravatar: Freigeist

Wie das Internet auf die Gläubigen wirkt, ist noch lange nicht klar erkennbar. Dies gilt für alle Religionen dieser Erdenwelt, nicht nur für Christen.
Die noch dogmatischeren Muslime werden wohl den größten Sturm ernten.

Gravatar: Bravissimo

...BRAVISSIMO!!!! Danke!

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