Der Gauck-Satz, der weiterhin seine Runde macht

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„Wann, Herr Bundespräsident, beklagen Sie denn die Vertreibungsverbrechen an Deutschen?“ Zwei Ostpreußen mahnen ihn, auch dieser Opfer zu gedenken

In Gedenkreden wird vieles gesagt. Nachdenkliches, Bedenkenswertes, Routiniertes,  Herkömmliches, Gewohntes, auch Banales. Die wenigsten Äußerungen prägen sich im Wortlaut wirklich ein. Doch gelegentlich fällt ein Satz, der es in sich hat und daher über lange Zeit haften bleibt. Ein solcher Satz ist dieser: „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz.“ Bundespräsident Joachim Gauck sprach ihn in der Gedenkstunde des Bundestages am 27. Januar in Berlin, um an die Befreiung der Opfer aus dem Konzentrationslager Auschwitz zu erinnern. Der Satz macht weiterhin seine Runde, regt viele auf, empört viele. In meinem Beitrag vom 28. Januar „Jeder kennt Auschwitz. Aber wer kennt Ketschendorf?“ hatte ich an andere schreckliche Lager erinnert, an solche  n a c h   dem Krieg, an die der Kommunisten in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, an die Lager der sowjetischen Besatzungsmacht, und gefragt: Wann und wo eigentlich wird an sie erinnert? Das hat der eine oder andere aufgegriffen. Im Folgenden, gleichsam als Nachtrag, gebe ich zwei solcher Stimmen wieder. Die Zwischenüberschriften sind von mir eingefügt. Weiterlesen

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Georg

Herr Gauck ist für seine seltsame Haltung zur deutschen Geschichte hinreichend bekannt. Er negiert das Recht seines Volkes auf vergessen dürfen und nicht vergessen werden. Keine deutsche Identität ohne Auschwitz ? Na gut, dann eben Millionen Menschen ohne Identität. Alles besser als ständig mit gesenktem Kopf und geöffneter Brieftasche durch die Welt zu schleichen und ueberall um Verzeihung zu betteln. Die Deutschen wurden seit 45 genug bestraft und gedemütigt, Herr Hauck kann also dazu übergehen, sich zu Hause einen privaten Schrein zu bauen und dort im ewigen Gestern zu bitten und zu beten. Hoffentlich auch für die deutschen Opfer und mindestens genau so zu Tränen gerührt.

Gravatar: D.Eppendorfer

So langsam reicht es mir mit dieser fordernden Dauerjammerei der fürstlich entschädigten aber dennoch ach so armen deutschen Vertriebenen. Der abscheuliche Krieg ist seit 70 Jahren vorbei - zum Glück für alle Überlebenden und unschuldigen danach Geborenen. Was also soll das ständige Ewiggestern-Geplärre in der inzwischen zweiten oder dritten Generation? Habt ihr nix anderes zu tun?

Wenn man als größenwahnsinniges Volk bei der berühmten Göbbelsfrage: "Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute vorstellen können?" wie besoffen JA schreit, dann sollte man hinterher, wenn man genau darum selber zum Opfer wird, gefälligst die Schnauze halten! Besonders dann, wenn man die selber entfachte Hölle auf Erden überlebt hat, was vielen anderen nicht vergönnt war.

Mich kotzt dieses permanente penetrante Vergleichen und Aufrechnen der Toten nur noch an, denn es lenkt von der eigenen Verantwortung ab. Typisch für die Generation, die Europa in Schutt und Asche legte und 50 Mio Menschen Tod brachte. Dabei nehme ich Stalin nicht aus, der ebenso sein grausames Massenmordregime betrieb.

Meine Großeltern stammen auch aus Ostpreußen, waren aber so klug, nicht rückwärts sondern vorwärts zu schauen und sich eine neue Existenz, ein neues Leben aufzubauen. Dafür bin ich ihnen als einer mit der Gnade der späten Nachkriegsgeburt sehr dankbar.

Gravatar: Helene

Vielen Dank, Herr Krause. Als Tochter von Ostpreußen schmerzt es mich immer wieder, wie die deutschen Ostprovinzen ganz bewußt aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden sollen. Im Zuge der beschämenden Auseinandersetzungen um Erika Steinbach gab es ja sogar Stimmen, die sagten, die Polen hätten nur zurückbekommen, was ihnen die Nazis geraubt hätten. Wohl ein Ergebnis der Unterschlagung im Schulunterricht.

Gravatar: Klartexter

Ja, der Gauck ist eben schon etwas vergesslich. Man sollte Gauck nicht den Vorsatz der Vergesslichkeit unterstellen. Nein, vergessen hat er die Vertreibung der Ostpreußen und Schlesier nicht, denn es war keine Vertreibung, wenn auch Opfer auf deutscher Seite zu beklagen sind. Es war die Bestrafung für die im Kollektiv begangenen Verbrechen der Deutschen und wofür das Kollektiv immer noch haftet und bestraft wird. Gelle, Herr Gauck. Oder darf man die Deutschen von damals, wie es heute so schon Neudeutsch als Generalverdacht (Muslime sind davon freigestellt) bezeichnet wird, doch unter Generalverdacht stellen. Als halber Ostpreuße von mütterlicher Seite, also Ostdeutscher mit seit 25 Jahren Migrationshintergrund und Diskriminierung durch Chancenungleichheit, kann, darf und muss ich mich dazu äußern.

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