Der Euro als Geisel der Schuldenstaaten

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Allenthalben heißt es, der Euro sei gefährdet. Da muss man die Frage stellen, was heißt „gefährdet“. Eine Währung ist ein Zahlungsmittel, es erfüllt eine Tauschfunktion, eine Wertaufbewahrungsfunktion und eine Messfunktion. Wenn diese Funktionen gewährleistet sind, dann ist mit der Währung alles in Ordnung. Eine Währung ist dann in der Krise, wenn diese Funktionen nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Dies geschieht etwa durch Inflation und die massive Ausweitung der Geldmenge. Schulden an sich stören nicht die Funktionen einer Währung. Wenn der Staat X Schulden aufnimmt, verschuldet er sich gegenüber dem Schuldner Y. Wenn der Staat X nun die Summe A einsparen muss, um sie an den Gläubiger Y zu zahlen, hat das keinen Einfluss auf die Stabilität des Geldes. Wenn der Staat X die Summe A nicht mehr aufbringen kann und der Gläubiger Y diese deshalb abschreiben muss, dann ist das für den Gläubiger Y zwar bedauerlich, beeinflusst, aber nicht die drei Funktionen der Währung. Denn das Geld ist nicht weg, sondern nur woanders.

Die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes wird erst gefährdet, wenn der Staat X etwa über seine Zentralbank anfangen würde seine Schulden mit gedrucktem Geld zu bezahlen. Hätten sich die europäischen Regierungen dazu entschlossen gar nichts zu tun, dann wäre der Euro heute nicht gefährdet. Der Wert der griechischen Anleihen würde sinken, die Spekulanten würden sich eine blutige Nase holen und Griechenland und die anderen europäischen Staaten müssten eine Umschuldung aushandeln, oder eben ihre Staatsausgaben auf ein Niveau zurückschneiden, um die Schulden bedienen zu können.

Erst die Verabschiedung der Rettungsschirme und der Aufkauf von gefährdeten Anleihen durch die Europäische Zentralbank haben den Euro in eine Krise geführt. Vorher gab es keine Eurokrise. Die Schuldenstaaten haben den Euro damit tatsächlich zur Geisel genommen, um Transferzahlungen herauszuschlagen.

 

 

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