Der dicke Verlust der Bundesbank

Die Folge von Staaten-, Banken- und Euro-Rettung – Alle Rückstellungen sind aufgebraucht – Das deutsche Bundesbank-Gold als Retter – Den in den USA gelagerten Rest des Bundesbank-Goldes heimholen – Nicht in Fort Knox liegt das restliche deutsche Gold, sondern bei der Fed in New York – Gold ist das bessere Geld

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Bilanzverluste weist die Deutsche Bundesbank in ihrer Bilanz nicht zum ersten Mal aus. Aber das ist lange, lange her, nämlich in den 1970er Jahren der Fall gewesen. Der jetzt ausgewiesene Verlust ist der erste seit 1979, also seit 45 Jahren. Ihr Präsident Joachim Nagel hat gerade die Bilanz der Bundesbank für 2024 vorgelegt. Der Verlust beläuft sich auf dicke, unschöne 19,153 Milliarden Euro. Was ist der Grund?

Die Folge von Staaten-, Banken- und Euro-Rettung

Verursacht ist der Verlust nach Angaben der Bank durch die geldpolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre. Seit 2015 hat sie in erzwungener Gefolgschaft der EZB notleidenden EU-Staaten, Banken und Unternehmen massenweise Anleihen abgenommen und diese damit subventioniert, um sie (und den Euro) vorm Kollaps zu bewahren. Zusammen mit der EZB und den nationalen anderen EU-Zentralbanken belaufen sich diese Wertpapiere noch auf einen Betrag von 4,3 Billionen Euro.

Die große Lücke zwischen Zinsaufwand und Zinsertrag

Die Zinserträge aus diesen Papieren sind für die Bundesbank minimal (durchschnittlich 0,5 Prozent) und die Zinssätze für lange Zeit festgeschrieben. Aber das Geld, das die Geschäftsbanken bei der Bundesbank angelegt haben, musste diese weit höher verzinsen (2024 mit durchschnittlich 3,8 Prozent), denn die EZB hatte die Leitzinsen seit Juli 2022 schrittweise erhöht (hier). Diese Lücke zwischen Zinsaufwand und Zinsertrag – Kosten hoch, Einnahmen mies – ist ein gewaltiges Verlustgeschäft. Allerdings ist der Fehlbetrag aus dem Zinsgeschäft 2024 kleiner geworden. Seinen Höhepunkt hatte er schon 2023 erreicht.

Alle Rückstellungen sind aufgebraucht

Verluste zwar hat die Bundesbank auch schon in den vier Jahren vor 2024 gehabt, griff aber auf ihre Risikovorsorge zurück und vermochte so, in ihrer Gewinn- und Verlustrechnung ein Ergebnis von null (hier) auszuweisen. Als Risikofürsorge gelten Rückstellungen liquider Mittel für allgemeine Wagnisse der Bank, um erwartete oder mögliche Zahlungsausfälle auszugleichen. Im Geschäftsjahr 2024 hatte die Bundesbank ihre Rückstellungen aufgebraucht, sie betrugen null Euro. 2023 hatte sie die Rückstellungen komplett aufgelöst, um ein ausgeglichenes Bilanzergebnis ausweisen zu können. Sie stehen bzw. standen im Zusammenhang mit den Krisenbekämpfungsmaßnahmen der EZB. Dazu gehören vor allem die verstärkten Staatsanleihekäufe der EZB oder die erhöhte Kreditvergabe an Finanzinstitute (hier).

Fehlt dem Bund der Bundesbank-Gewinn, spart er Ausgaben nicht ein, sondern füllt die Lücke mit Steuergeld

Wenn die Bundesbank Gewinn erwirtschaftet hat und ihn ausschüttet, bekommt ihn das Bundesfinanzministerium. Er bessert also den Bundeshaushalt auf. Wenn die Bundesbank Verlust macht, geht der Finanzminister leer aus, muss ihr aber den Verlustbetrag nicht ausgleichen. Ohne Bundesbankgewinn bekommt der Finanzminister ebenfalls nichts. Das ist in den vier Jahren 2020 bis einschließlich 2023 so gewesen.*) Nun also der dicke Verlust 2024, sie verschiebt ihn als Verlustvortrag in die nächste Bilanz. Doch der im Bundeshaushalt nun wiederum fehlende Betrag führt nicht dazu, dass der deutsche Staat dementsprechend seine Ausgaben kürzt, sondern er greift, um die Lücke zu füllen, auf die Steuergelder zurück, die er bei uns Bürgern abgegriffen hat oder noch abgreifen wird. Gewinnausschüttungen der Bundesbank an den Bundeshaushalt, das steht schon jetzt fest, wird es in den nächsten Jahren nicht geben.

Aufgabe der Bundesbank: Inflation bekämpfen, nicht Gewinne machen

Als sei das nicht so schlimm, wies Nagel bei seiner Bilanzvorlage vor Journalisten darauf hin, dass es nicht zur Aufgabe einer Notenbank (wie der Bundesbank) gehört, Gewinne zu erwirtschaften, sondern sie habe die Aufgabe, die Inflation zu bekämpfen. Wohl wahr. Gleichwohl pflegt sich bekanntermaßen niemand zu beschweren, wenn sie Gewinne macht und die Inflation (vielleicht sogar erfolgreich) trotzdem bekämpft. Die Gewinne sind also höchst willkommen, und erwirtschaftet werden sollten sie durchaus.

Das fragwürdige „Inflationsziel“ von 2 Prozent

Staunende Bürger irritiert aber doch sehr, wenn sie immer wieder lesen, die inflationsbekämpfende EZB mit den nationalen EU-Notenbanken im Gefolge steuere eine Inflation von 2 Prozent an und freue sich, wenn sie dieses Ziel erreiche. Bezeichnend dafür ist Nagels Äußerung, er befürchte, für Deutschland werde es bis 2026 dauern, bis die Inflationsrate nachhaltig das Ziel von 2 Prozent erreiche. Eine Null-Rate ist unerwünscht. Die Zentralbankleute haben Angst vor Deflation und glauben, die 2 Prozent als Puffer haben zu müssen: lieber etwas zuviel Geld im Umlauf als zu wenig. Wenn zu wenig Geld im Umlauf sei, drohe Deflation, obwohl dann der Geldwert steigt und bei Inflation laufend sinkt. Die Argumentation lautet: Bei Inflation kaufen die Leut‘ vorsorglich vorzeitig, weil es später teurer zu werden pflegt (wenn auch nicht immer); bei Deflation warten die Leut‘, weil es später noch billiger werden kann (was erst noch zu beweisen wäre). Das „Inflationsziel“ beschlossen hatte der  EZB-Rat 2003: Preis­sta­bi­li­tät – der ver­trag­li­che Auf­trag der EZB – sei bei ei­ner In­fla­ti­ons­ra­te von mit­tel­fris­tig „un­ter, aber na­he 2 Pro­zent“ er­reicht. Prak­tisch al­le wich­ti­gen No­ten­ban­ken auf der Welt hät­ten sich aus gu­ten Grün­den die­ses Ziel ge­setzt, hat Ma­rio Draghi 2017, damals als EZB-Prä­si­dent, bei ei­ner An­hö­rung im EU-Par­la­ment betont. (FAZ-Wirtschaftsteil vom 5. Dezember 2017, Seite 18: „Abschied vom magischen Zwei-Prozent-Ziel? Ein ein­fluss­rei­cher Öko­nom be­feu­ert die De­bat­te über ein nied­ri­ge­res In­fla­ti­ons­ziel“).

Das deutsche Bundesbank-Gold als Retter

Peter Boehringer, stellvertretender AfD-Bundessprecher und als Finanzexperte in der Materie auch beruflich bestens bewandert, merkt an, dass vor allem das deutsche Gold die Bundesbank aktuell vor einem Totalschaden gerettet habe. Würde es das Gold in der Bilanz der Bundesbank nicht geben, hätten der Euro und die Euro-Rettung die einst so stolze Bundesbank spätestens jetzt in den Ruin getrieben: „Denn die Geldpolitik der Vergangenheit – das ‚whatever it takes‘ des Finanzjongleurs Mario Draghi – präsentiert nun seine teure Rechnung. Faktisch ist diese Rechnung so hoch, dass selbst die Bundesbank sie nicht begleichen kann. Ein privatwirtschaftliches Unternehmen müsste an dieser Stelle Insolvenz anmelden, bei der Bundesbank behilft man sich mit einem sogenannten Verlustvortrag, der das sonst weit negative Eigenkapital verschleiert.“

Den in den USA gelagerten Rest des Bundesbank-Goldes heimholen

Boehringer ergänzt: „Ein zügiges Umsteuern seitens der EZB und der angeschlossenen Notenbanken, insbesondere durch die Veräußerung ihrer rechtswidrig gehaltenen Anleiheportfolia, wäre nun dringend angezeigt. Zur Inflationssteuerung haben diese Anleihekäufe ohnehin nie einen nennenswerten Beitrag geleistet. Zu derart entschlossenem Handeln ist das Eurosystem jedoch absehbar nicht fähig. Mittelfristig wird der Euro demnach so oder so scheitern. Für diesen Fall wird dann auch das deutsche Staatsgold wieder eine existenzielle Rolle spielen. Alleine nur im Geschäftsjahr 2024 wertete es um sagenhafte 69 Milliarden Euro auf. Diese letzte Reserve muss ohne Fremdrisiken verwahrt werden. Die AfD fordert seit jeher eine Überprüfung der teilweise noch immer im Ausland lagernden Bestände sowie deren zeitnahe Heimholung nach Deutschland.“ (Der ganze Boehringer-Kommentar hier). Boehringer ist im Bundestag von 2018 bis 2021 auch Vorsitzender des Haushaltsausschusses gewesen.

Gold ist das bessere Geld

Zum Gold der Bundesbank hatte sich in der Bilanzpressekonferenz am 24. Februar auch ihr Präsident Nagel geäußert. Es stärkt das Netto-Eigenkapital der Bank erheblich und ist in der Bilanz der wichtigste Ausgleichsposten. Der Goldpreis hat stark zugelegt und den Verlust deutlich übertroffen. Dieser Posten, so Nagel, habe um 70,1 Milliarden Euro zugenommen und den Verlust mehr als ausgeglichen. Das Netto-Eigenkapital bezifferte Vizepräsidentin Sabine Mauderer auf 250,6 Milliarden Euro. Es sei von Ende 2023 bis Ende 2024 trotz des Verlustes sogar um 50,3 Milliarden Euro gestiegen. Daher sei die Bilanz der Bundesbank gleichwohl „solide“. Das Gold verkaufen und die Buchgewinne realisieren will die Bank laut Nagel nicht. Es wäre auch töricht. Gold ist das bessere Geld.

Nicht in Fort Knox liegt das restliche deutsche Gold, sondern bei der Fed in New York

Die Bundesbank verfügt über 3352 Tonnen Gold. Es sind die zweitgrößten Reserven nach den USA. Mehr als die Hälfte befinden sich in Frankfurt im Tresor. Vor einigen Jahren hatte es – auch auf Betreiben Boehringers – eine „Heimholaktion“ gegeben. Aber 1236 Tonnen liegen noch in den USA. Sorgen darüber, dass bei einer Inspektion von Fort Knox kein deutsches Gold mehr zu finden sein könnte, haben Nagel und Mauderer zerstreut: Dort lagere das deutsche Gold nicht, sondern bei der Fed in New York. Außerdem pflege die Bundesbank den Bestand von Zeit zu kontrollieren. Das beruhigt natürlich ungemein. Aber wäre es nicht doch besser, auch das Restgold nach Deutschland zu holen? Das Kontrollieren wäre einfacher, und die deutschen Kontrolleure brauchten nicht jedes Mal in den Flieger Richtung New York zu steigen.

 

Alle meine bisherigen Beiträge mit den Themenschwerpunkten Freiheit, Wirtschaft und Rechtsstaat finden Sie hier: www.kpkrause.de

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*) Alle Gewinne und Verluste der Bundesbank von 1957 an finden Sie hier. Dort sind zusammengefasst auch die Aufgaben der Bank beschrieben: Als Zentralbank Deutschlands setzt sie die Geldpolitik der Euro-Währungsunion in Deutschland um, soll den Geldwert stabil halten, ist an der Bankenaufsicht beteiligt, arbeitet für ein stabiles Finanz- und Währungssystem, sorgt für einen reibungslosen bargeldlosen Zahlungsverkehr, verwaltet die deutschen Währungsreserven und bringt Bargeld in Umlauf. Seit der Währungsunion ist sie Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) sowie des Euro-Systems.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Graf von Henneberg

Na ja wenn das bisschen Gold auch noch verschleudert worden ist, kann der Pferdekopf am Bundestag angenagelt werden.

Gravatar: Werner Hill

Unsere amerikanischen "Freunde" sehen es aber bestimmt nicht ungern, wenn sie von Deutschland ein Pfand i.W.v. derzeit etwa 108 Milliarden € (= 1236 Tonnen Gold) weiter im Lande behalten können.

Man weis ja nie ...

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