Das Verteilen von Koranen geht in Ordnung

Sachkenntnis hat noch selten jemandem geschadet und etwas zu kennen, heißt nicht, es zu befürworten. Die Aufregung um die Verteilung kostenloser Koranexemplare

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durch Salafisten ist daher unverständlich. Auch wer den Salafisten – oder selbst dem Islam in seiner Gesamtheit – kritisch gegenübersteht, sollte dies als willkommene Möglichkeit begreifen, sich informieren zu können, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen. Denn natürlich lässt sich nur anhand eines Korans überprüfen, ob jemand sich mit seinen Taten tatsächlich auf die Lehre des Islam berufen kann und ob diese Taten, seien sie gut oder schlecht, somit auch bei einer Bewertung dieser Religion berücksichtigt werden sollten, oder ob es sich um Taten eines Einzelnen handelt. Dies ist im Islam sehr viel strenger zu sehen als im Christentum, da dort der gesamte Koran als direktes Wort Gottes gilt, während sich in der Bibel zahlreiche Gleichnisse und Erzählungen finden, die Spielraum für Interpretationen lassen.

Wer überzeugt ist, dass die Salafisten eine falsche Lehre verbreiten, sollte ihnen mit Argumenten entgegentreten. Wer ihnen dagegen das Verteilen von Schriften verbieten möchte, beschert ihnen einen großen PR-Sieg. Er zwingt jene, die es mit der Meinungsfreiheit ernst nehmen, sich auf die Seite der Salafisten zu stellen, auch wenn sie diese ablehnen. Und er weckt die Neugier gerade der jungen Menschen, die er angeblich primär beschützen will.

Um Überzeugungen zu bekämpfen, braucht man keine Verbote, sondern stärkere Überzeugungen. Verbote können nur dort nützen, wo sie dem unmittelbaren Schutz des Einzelnen dienen, seine körperliche Unversehrtheit und sein Eigentum betreffend. Verbote von Überzeugungen sind ohnehin von den Mehrheitsverhältnissen abhängig – gegen die Mehrheit sind sie nicht dauerhaft haltbar. Das Verbot der SA in der Weimarer Republik etwa hatte keine nachhaltigen Effekt – ganz anders als die überzeugten Predigten von Bischof Galen während des Dritten Reiches, die zu einer Beendigung des Euthanasieprogramms führten.

ebenfalls erschienen auf "kingofblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Freigeist

Einige Naive fallen auf den Koran herein. Beides nur lesen, wenn man sich bewusst ist, dass es sich bei Gottesvorstellungen um reine Märchenwelten handelt.
Araber lieben Märchen.

Gravatar: Adorján F. Kovács

Herrn Meiers Meinung kann ich nur unterstützen. Es geht nicht darum, DASS der Koran verteilt wird (das ist okay), sondern WER ihn verteilt. Und das sind in diesem Fall gefährliche Fundamentalisten, die in Deutschland eigentlich nichts verloren haben. Oder ist Saudi-Arabien jetzt auch schon ein nachzuahmendes Vorbild?

Gravatar: Gutartiges Geschwulst

"Das Verteilen von Koranen geht in Ordnung"
Natürlich, ein reinlicher Mensch kann immer Papier gebrauchen.

Gravatar: Klimax

Seit Tagen durchwandere ich Deutschlands Fußgängerzonen in der Hoffnung, auch einen Koran geschenkt zu bekommen. Bisher war es leider nichts damit. Allerdings habe ich auch schon lange einen, der im Regal neben Bibel und Homer steht. Das ist Weltliteratur, die darf man sich auch etwas kosten lassen - wenn man sie geschenkt erhält, umso besser. Und zwar sagt mir die Bibel mehr zu als der Koran, aber verglichen mit dem Homer würde ich mich dann doch für das Lieblingsbuch der Deutschen Klassik entscheiden.

Bei uns aber gilt mehr und mehr: die Regierung muß überwachen und Einfluß nehmen auf das, was das Volk so liest. Und wenn einer Reklame für den Islam machen will, so kann natürlich nicht jeder Einzelne für sich entscheiden, ob das gut für ihn ist. Verbote müssen her. Und morgen verbieten wir die Bibel und übermorgen den Homer.

Gravatar: Bürger

Im Prinzip haben Sie recht. Aber was passiert, wenn man in einer Fußgängerzone ein Exemplar entgegennimmt und es dann - ähnlich wie eine kostenlose Zeitung - an der nächsten Ecke in den Mülleimer wirft? Gilt dann auch noch die Liberalität, die wir den Verteilern entgegenbringen? Oder "entsorgt" man das Exemplar geflissentlich lieber heimlich?

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