Das ultimative Kompliment

Der eine oder andere kennt vielleicht die Hollywood-Komödie „Besser geht’s nicht“, in der der zwangsneurotische Schriftsteller Kevin Udall, gespielt von Jack Nicholson, der Kellnerin Carol Connelly, Helen Hunt, ein Kompliment macht, das ich immer als besonders gelungen betrachtet habe (auch wenn er es im Film nach wenigen Augenblicken wieder zunichte macht):

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Er berichtet, dass er, seit er sie kenne, wieder seine Pillen genommen habe, mit denen er seine Krankheit in den Griff bekommen will und begründet das mit den Worten „Ihretwegen möchte ich ein besserer Mensch sein.“

Nun gibt es sicher schlechtere Gründe, ein besserer Mensch werden zu wollen, als das für einen anderen anzustreben, demjenigen zu gefallen oder auch als Vorbild zu sehen. Für einen christlichen Standpunkt ist das allerdings ein bisschen kurz gesprungen, sollte das Verlangen, ein guter Mensch zu sein, doch aus ein bisschen mehr entspringen als dem Wunsch, einen anderen Menschen für sich einzunehmen, nicht zuletzt auch wegen der Frage, welche Art von Mensch man denn wird, wenn der andere dieses „Kompliment“ nicht annimmt. Gott dagegen ist das ultimative Vorbild und derjenige, der uns nicht fallen lassen wird, selbst wenn uns dieses „besserer Mensch werden“ im Einzelfall nicht gelingen sollte.

So fand ich das Kompliment, das ich zum ersten mal in dem Film gehört habe, als ich auf meinem Glaubensweg noch viel weiter zurück war, immer schon schön und in dem Film auch passend, aber seither ein bisschen kitschig und irgendwie nicht stimmig. Wie gesagt, die Motivation, ein besserer Mensch zu werden, ist generell erst mal nicht schlecht, aber der Urgrund dieser Motivation sollte ein anderer sein als der Flirt mit einem anderen Menschen.

Kleiner Sprung, vom Filmstart 1997 siebzehn Jahre in die Zukunft – mein Wochenende war das eines Strohwitwers, meine Frau auf einem Wochenendseminar, ich also mit den Kindern alleine. Und natürlich versuche ich, meinen Erziehungsjob so gut zu machen, wie es eben geht. Die Kinder sind gut drauf, das Wochenende ist gut vorbereitet. Bis darauf, größere Katastrophen zu verhindern und das Haus nicht aussehen zu lassen, als sei eine Bombe eingeschlagen, habe ich nicht viel mehr zu tun, als Essen aufzuwärmen, die Kinder zu versorgen und zu „bespaßen“. Und auch das ist eigentlich leicht, weil die Kleinen einfach – welcher Vater sagt das nicht von seinen Kindern – wunderbar sind.

Das gelingt aber mal besser mal schlechter: Bislang sind unsere beiden Kleinen noch nicht im Kindergarten, was bedeutet, dass meine Frau die Erziehungsarbeit mehr oder weniger komplett übernommen hat und ich davon nach Feierabend profitiere und am Wochenende intensiver mit einsteige. So stellt ein solches Wochenende immer auch eine Herausforderung dar, einfach weil ich im Normalfall die Kinder „gemeinsam“ mit meiner Frau sehe – und wenn zwei Kleine anfangen, aus Protest über das Zubettgehen zu krakeelen, ist das schon eine andere Nummer, als wenn man sich gegenseitig unterstützt.

Dabei ist mir aber eines aufgegangen: Zu zweit ist es nicht nur die Arbeit, die man sich teilt, bei der man sich abwechseln kann, sich gegenseitig ein wenig entlastet. Man stärkt sich auch durch die pure Anwesenheit gegenseitig. So habe ich bei mir festgestellt, dass ich wesentlich weniger geduldig, in manchen Situationen auch weniger rücksichtsvoll, ich muss zugeben auch weniger liebevoll mit den Kindern umgehe, wenn ich mit ihnen alleine bin. Sauber, sicher, satt – das geht immer, ist aber für Kinder eben nicht genug. Ihnen Liebe zu schenken, ihnen das Vertrauen darin zu vermitteln, dass Papa und Mama sie immer lieben werden, auch wenn man mal anderer Ansicht ist, wie mit dem Reis auf dem Teller zu verfahren ist, psychologisch gesprochen, eine gesunde Bindung zwischen Kindern und Eltern zu vertiefen, das ist es, was gutes Elternsein doch wirklich ausmacht.

Und dabei bin ich einfach besser, wenn meine Frau dabei ist, ich lerne viel von ihr und ihrer gelassenen Art, mit kniffligen Situationen umzugehen, und lerne vor allem, was es heißt, den Kindern – trotz notwendiger Erziehung – Liebe zu schenken und Ihnen das Urvertrauen zu geben, in ihre Eltern, stellvertretend aber letztlich in Gott. Und das liegt eben nicht daran, dass man sich Arbeit teilt, sondern nur daran, dass der andere da ist. Und dieser Zusammenhang gilt nicht nur in der Kindererziehung; auch im Verhältnis zu anderen Menschen, Freunden und Bekannten aber auch Unbekannten an der Supermarktkasse vor mir, profitiere ich vom Beispiel meiner Frau.

Und so komme ich auf den Gedanken, das wirklich ultimative Kompliment zu formulieren: Wenn es so ist, dass Ehepaare füreinander auch Verantwortung vor Gott übernehmen, mitverantwortlich sind für die Heiligkeit des Ehepartners, dann ist es nicht nur, dass ich wegen meiner Frau ein besserer Mensch sein möchte. Dann kann ich meiner Frau sagen (und es hier schreiben): „Mit Dir bin ich ein besserer Mensch!“

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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