Das UBA reagiert: Sorge um Bangladesh

Zwischen 1900 und 2013 gab es in Bangladesh laut International Desaster Database85 katastrophale Hochwassereignisse, die insgesamt knapp 320 Millionen Menschen betrafen.

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Über 50.000 Todesopfer waren zu beklagen. Die fünf schlimmsten Fluten fanden 1988, 1974, 2004, 1984 und 1987 statt. Wobei die mangelnde Datenqualität aus den frühen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts zu beachten ist. Eine Korrelation mit dem Kohlendioxid-Gehalt in der Atmosphäre ist nicht erkennbar. Wenn das UBA also schreibt “Was sollen wir Menschen in Bangladesch raten, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind?”, dann gäbe es eine naheliegende Empfehlung. Man lasse das mit dem Klimaschutz einfach mal bleiben und leite die freiwerdenden Mittel nach Bangladesh um, damit dort eine robuste Infrastruktur und vernünftige Deiche entstehen können. Man würde es uns danken, spätestens beim nächsten Hochwasser. Denn dieses wird sicher eintreten, trotz Energiewende und Glühbirnenverbot.

Die wirklichen Probleme des UBA liegen natürlich woanders. Die jüngste Broschüre “Und sie erwärmt sich doch”  hat massive Kritik und Gegenrede hervorgerufen (hierund hier bei Science Skeptical), bis hin zu einer überaus deutlichen Reaktion derWissenschaftspressekonferenz:

 

Die WPK fordert Umweltminister Peter Altmaier dazu auf, eine weitere Verbreitung der Broschüre in dieser Form zu stoppen.

 

Und nun hat man in Dessau nichts besseres zu tun, als die Sorgen eines Entwicklungslandes vorzuschieben, um das eigene Versagen zu verdecken? Denn so rechtfertigt man sich in einer nur an “ausgewählte Personen” verschickten Stellungnahme. Hier der vollständige Text zur weiteren Diskussion, die Quelle ist Hans von Storch, der den Vorgang auf der Klimazwiebelöffentlich macht (und dem man dafür nur danken kann):

Stellungnahme:

Unsere Publikation „Und sie erwärmt sich doch“ hat viele Reaktionen ausgelöst. Neben Zuspruch, gibt es auch deutliche Kritik, insbesondere daran, dass in der Veröffentlichung auch Journalisten und Autoren genannt werden. Wir begrüßen jede öffentliche Debatte über den Klimawandel – gerne auch robust und mit Leidenschaft geführt. Jede und jeder soll sich beteiligen. Darum haben wir diese (hoffentlich) gut verständliche Broschüre erstellt. Wir möchten – so wie unser gesetzlicher Auftrag ist – gerade Nichtexpertinnen und -experten die Klima-Debatte näherbringen; Menschen, die oft keine Zeit oder Lust haben, sich durch dicke Klimaberichte zu quälen. Wir sprechen auch niemandem das Recht ab, mitzudiskutieren – egal ob fachlich bewandert oder nicht. Im Gegenteil: Unsere Broschüre ermöglicht Teilhabe an demokratischer Meinungsbildung.

Dabei ist es egal, ob man die von uns dargestellten Positionen der Mehrheit der Klimaforscherinnen und -forscher nun für richtig und überzeugend hält oder nicht. Jede und jeder mag das selbst entscheiden. In einer Demokratie mit grundrechtlich garantierter Meinungs-, Gewissens- und Forschungsfreiheit ist das zu Recht ein hohes Gut. Zur Meinungsfreiheit gehört aber auch, Kritik an der eigenen Position ertragen zu können. Auch von staatlichen Stellen. In der aktuellen Debatte über unsere Broschüre wird die Meinungsfreiheit immer wieder hochgehalten. Manche sehen sie verletzt, mitunter ist von staatlichem Rufmord die Rede. Wir halten diese Kritik für nicht berechtigt. Wir sagen schlicht, dass mitunter Positionen vertreten werden, die nicht mit Ansichten der überwältigenden Mehrheit der Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler übereinstimmen. Damit sprechen wir aber keine Denk-, Sprech-, Schreib- oder sonstigen Verboten aus, wie oft zu lesen war. Wir verlinken sogar Artikel, denen wir uns wir inhaltlich nicht anschließen. All das schafft Transparenz, ermöglicht Debatte und stützt so die Meinungsfreiheit.

In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ist es völlig üblich, Quellen und Autoren zu nennen und dementsprechend kenntlich zu machen. Daher haben wir Ross und Reiter benannt. Dass wir im Gegenzug unsere Autorinnen und Autoren nicht namentlich nannten, war ein Fehler.  Wir haben die Namen im Impressum bereits am Dienstagmittag online ergänzt. Im gleichen Atemzug haben wir die Gilbung einzelner Personen herausgenommen, die wissenschaftlich zumindest unüblich ist und daher auf berechtigte Kritik gestoßen ist.

Ein letzter Punkt: Es ist nicht der Anspruch des Umweltbundesamtes festzulegen, was wissenschaftlich letztlich richtig ist. Das kann niemand. Und eine staatliche Institution schon gar nicht. Wissenschaft lebt vom Zweifel und von Zweifelnden. Die vielen hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Umweltbundesamt leben diesen Grundsatz täglich. Wissenschaft muss aber auch lernen, mit Unsicherheiten umzugehen, muss praktikable Lösungen für Umweltprobleme vorschlagen, bevor Dinge zu 100 Prozent durchdrungen sind. Wer der letzten Gewissheit nachjagt, wird selten fündig. Was sollen wir Menschen in Bangladesch raten, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind? Sollen wir warten, bis in der Wissenschaftsgemeinschaft eine wirklich 100-prozentige Einigkeit darüber besteht, dass es die Treibhausgase sind, die das Leben am anderen Ende des Planeten bedroht? Kurz: Wer auf vollständigen Konsens, also die 100-prozentige Gewissheit aus ist, der lähmt sich und andere – mit allen Konsequenzen. Aus diesen Grund stützt sich unsere Broschüre – sehr pragmatisch und anwendungsorientiert – auf die ganz überwiegende Meinung innerhalb der Klimawissenschaft.

Die Diskussion und insbesondere die sachliche Kritik an unserer Veröffentlichung nehmen wir ernst. Wir werden die Debatte darüber intern und auch mit Externen weiter führen und dies in unsere künftige Publikationstätigkeit einfließen lassen.

Beitrag erschien: science-skeptical.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: SR

Habe dem UBA die Frage gestellt, warum wir für allen möglichen "Umweltrettungssch..." Geld ausgeben aber gleichzeitig weder fianziell noch politisch die gigantischen weltweiten Waldrodungen versuchen einzudämmen und warum wir nicht finanziell und politsch darauf drängen weltweit wieder aufzuforsten - das menschengemachte CO2 sollte dann kein Problem mehr sein.

KEINE ANTWORT!!!

Danke UBA

Gravatar: Freigeist

In Bangladesh hat man viel zu viele Kinder und zu viel "Natur" der Landwirtschaft unterworfen. In diesem Land lebt der Irrsinn von Bevölkerungswachstum und Ruin der "Natur". Dieses Gemisch erzeugt Leid und frühen Tod. Der Westen kann mit Geld diesen Irrsinn nicht stoppen, da er im System des Islams liegt. Es wäre wieder mal verschwendete Entwicklungshilfe.

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