Das synodale Element

Erzbischof Reinhard Kardinal Marx hat die etwas seltsam anmutende Wendung “das synodale Element” in der Kirche verwendet. Das wirft durchaus Fragen auf. Wer soll an einem solchen Element in welcher Weise partizipieren?

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In der vergangenen Woche tagten unsere Bischöfe in Fulda. Sowohl zu Beginn als auch am Ende tauchte in der Pressekonferenz aus dem Munde des Vorsitzenden der DBK, Reinhard Kardinal Marx, die etwas seltsam anmutende Wendung “das synodale Element” in der Kirche. Es gelte dieses wieder zu entdecken. Doch was soll dieses synodale Element sein?

Ein wenig mulmig konnte einem werden, wenn man im Umfeld der Dialogveranstaltung von Magdeburg das Gespenst einer neuen bundesweiten Synode, ähnlich der Würzburger Synode (Band 1 / Band 2 ), umhergeistern hörte. Rund 1200 Seiten Text hat diese Synode damals produziert und die Frühlingsfrüchte der Synode ernten wir gerade jetzt im Herbst in einer sterbenden Volkskirche. Am deutlichsten sichtbar werden diese in der völligen Vernichtung des Religionsunterrichtes. Man reibt sich – z.B. als Firmkatechet – durchaus verwundert die Augen, wenn Schüler die 10 Jahre Religionsunterricht genossen haben, nicht einmal die Grundlagen unserer Religion kennen, von den Grundgebeten ganz zu schweigen. Ein solches Event der Glaubensvernichtung kann niemand erneut wollen.

Am kommenden Sonntag beginnt in Rom die III. Außerordentliche Generalversammlung der Bischofssynode. Das Thema lautet: Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung. Der Papst hat gesagt, daß es bei den Familien hakt und hapert. Es hakt und hapert schon im Vorfeld der Familiengründung. Unsere westliche Gesellschaft sieht die Familie nicht mehr als Kernzelle ihrer selbst an. Da kommt jenseits von (dem Grunde nach unmöglichen) Kommunion für Wiederverheiratet-Geschiedene) eine ganz Menge auf uns zu. Bleibt abzuwarten, was die Synodenväter dazu zu sagen haben.

Synoden sind zunächst einmal nichts anderes als Versammlungen, die dem Austausch über Fragen des kirchlichen Lebens dienen. In der frühen Kirche waren Synoden sowohl regional als aus universal (dann meistens Konzil genannt) alle paar Jahre oder Jahrzehnte an der Tagesordnung.

Nach Ende des Konziliarismus (15. / 16. Jh.) setzte sich mehr und mehr der Primat des Papstes über die Konzilien durch. Also nicht der Papst hat Konzils- oder Synodenbeschlüssen zu folgen, sondern Beschlüsse von Konzilien und Synoden benötigen die Zustimmung des Papstes, um Rechtskraft zu erlangen.

Den Höhepunkt fand diese Entwicklung mit der feierlichen Verkündigung des päpstlichen Lehr- und Jurisdiktionsprimates im I. Vatikanischen Konzil. Mit Abschluß dieser Lehrentwicklung bekommen die Versammlungen erneuten Schwung. Das II. Vatikanische Konzil betont bei Beibehaltung des päpstlichen Primates die kollegiale Struktur des Episkopates in Einheit mit dem Papst.

Die ordentliche und außerordentliche Bischofssynode wird aus der Taufe gehoben und in den folgenden Jahrzehnten zu einem starken Arbeitsinstrument auf weltkirchlicher Ebene.

In den Diözesen gibt es ebenfalls die Möglichkeit eine Synode einzuberufen. Im Gegensatz zu anderen lockeren Verammlungen ist die Diözesansynode rechtlich genau geregelt. (can. 460–468 CIC) Diözesansynoden finden allerdings nur selten statt. Es ist eher üblich, unverbindliche Beratungsgremien oder -veranstaltungen zu etablieren. Leider muß man feststellen, daß es derzeit kaum sinnvoll wäre, Diözesansynoden in größerer Zahl abzuhalten, weil kaum jemand bereit wäre, sich den wirklichen Problemen der Kirche zu stellen. Laienfunktionäre, die eine solche Synode dominieren würden, gefallen sich leider zu sehr darin ihre sachlich irrelevanten Reformagenden zu pflegen. Der bundesweite Dialogprozeß ist das beste Beispiel dafür.

Wenn es nun also, wie der Vorsitzende der DBK betont, das synodale Element der Kirche auf allen Ebenen wieder zu entdecken gilt, dann wirft das durchaus Fragen auf. Wer soll an einem solchen Element in welcher Weise partizipieren. Kardinal Marx betonte, daß die anstehenden Fragen der Kirche in Deutschland breit diskutiert werden sollten. Das wäre nach den Erfahrungen der vergangenen vier Jahre Dialogprozeß mit seiner geradezu abschreckenden Homogenität ein Novum. Man mag dem Kardinal von Herzen wünschen, daß es gelingen möge, auch die ignorierten und marginalisierten Stimmen der glaubenstreuen, praktizierenden Katholiken ohne Reformagenda in die wie auch immer gearteten synodalen Elemente mit einzubeziehen. Daß dies nicht von heute auf morgen gehen kann, ist klar. Geduld ist angesagt.

Ein weitere Aussage des neuen Vorsitzenden der DBK kann etwas mehr Licht in die Frage nach seinem Verständnis des synodalen Elementes bringen. Auf der Abschlußpressekonferenz der Vollversammlung der DBK sagte er zu Familiensynode, wir beraten, der Papst entscheidet, so ist das bei uns.

Wir beraten, der Pfarrer entscheidet, so ist das bei uns.

Wir beraten, der Bischof entscheidet, so ist das bei uns.

Wir beraten, der Papst entscheidet, so ist das bei uns.

Man könnte ein Mantra daraus machen, das man kath. Laienfunktionäre wieder und wieder und wieder aufsagen läßt, bis es ihnen in Fleisch und Blut über gegangen ist.

So könnte das synodale Element in der Kirche, welches wir neu entdecken, tatsächlich zu fruchtbaren Beratungen und guten Entscheidungen führen.

Alles andere wäre Gift für eine ohnehin schon dahinsiechende Kirche in unserem Land.

Zuerst erschienen auf katholon.de

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