Das nächste Debakel

In keinem Land der Welt hat sich in der letzten Dekade die wirtschaftliche und soziale Lage so katastrophal verschlechtert wie in Venezuela. Dabei ist die Politik jenes (rohstoffreichen!) Landes einst von vielen sozialistischen Ideologen als vorbildlich bejubelt worden, darunter beschämenderweise auch von dem bei manchen linken Medien beliebten Nobelpreisträger Joseph Stiglitz.

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Venezuela ist heute jedoch ein Beispiel des katastrophalen Scheiterns antimarktwirtschaftlicher und unternehmerfeindlicher Politik. Trotz vieler ähnlicher Katastrophen wird eine solche Politik von Lehrsaaltheoretikern und ideologischen Träumern aber immer wieder neu propagiert. Sie behaupten, man müsse den Sozialismus nur richtig machen, dann würde er schon funktionieren. Er hat nur nie funktioniert.

Es dauert freilich immer Jahre, bis das Scheitern dieser Traumpolitik – die sich einmal Gemeinwohl-Ökonomie, ein andermal „real existierender Sozialismus“ oder „Dritter Weg“ nennt – offenkundig ist; und es dauert dann nach dem Crash Jahrzehnte, bis sich die Länder davon erholen. Viele Staaten Osteuropas haben das bis heute noch nicht ganz geschafft. Erst jetzt kann sein nördlicher Teil – vom Baltikum bis Ungarn – das wohlstandsmatte Westeuropa zu überholen beginnen (das sich selbst zunehmend von der Marktwirtschaft entfernt).

Einige Fakten zu Venezuela, die heute von all jenen, die einst über dessen sozialistischen Weg gejubelt haben, beschwiegen werden: 700 Prozent Inflation, seit vielen Jahren ein sattes Minuswachstum, ein Viertel ist arbeitslos, kaum noch Medikamente in den Krankenhäusern, nur noch wenige Stunden Strom, die Läden sind weitgehend leer, es wird kaum noch etwas exportiert (weil die Zentralbank Deviseneinnahmen nur in der wertlosen Landeswährung auszahlt). Dazu kommen fast logischerweise immer schärfere autoritäre Maßnahmen des um sein Überleben bangenden Regimes, die in einen Bürgerkrieg zu münden drohen.

Umso schockierender ist es, die einstige Begeisterung  von Stiglitz über den venezolanischen Weg nachzulesen:

  • „Relativ hohe Inflation ist nicht notwendigerweise schädlich für die Wirtschaft.“
  • Venezuela hat eine Politik gemacht, „die seinen Bürgern und der wirtschaftlichen Entwicklung nutzt“.
  • „Es war nicht gut für die Zentralbank, exzessive Autonomie zu haben“ (in der Folge wurde prompt die Autonomie der Notenbank beendet).
  • Länder wie Venezuela würden nur deshalb „als populistisch getadelt, weil sie den Armen Erziehung und Gesundheit zukommen lassen“.
  • Gleichzeitig tadelte Stiglitz heftig die Freihandelsabkommen der USA mit Kolumbien und anderen Staaten, weil diese „dabei versagen, den Völkern Nutzen zu bringen“.

Inzwischen muss selbst die linksliberale „Zeit“ Kolumbien mit seiner marktwirtschaftlichen Politik als den „Star“ Lateinamerikas bezeichnen; das Land hat alljährlich satte Wachstumsraten, einstellige Inflationsraten und seit 2000 eine Verdopplung des BIP pro Einwohner…

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

Zuerst erschienen auf www.andreas-unterberger.at/2016/06/venezuela-das-nchste-debakel/

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Pedro Thaler

Venezuela ist ein rohstoffreiches Land in unmittelbarer Nähe zu den USA. Es wollte sich vom amerikanischen Finanzsystem unabhängig machen und dafür wird es jetzt bestraft. Bei soviel Erdöl könnte sogar Sozialismus funktionieren; aber nicht, wenn der Ölpreis auf dem Weltmarkt künstlich niedrig gehalten wird.

Gravatar: kassandro

Vielen Dank für den Stiglitz-Artikel. Die Linken haben es nicht gerne, an ihr Geschwätz von gestern erinnert zu werden. Stiglitz ist allerdings kein Einzelfall. Alle 5 Weisen und fast die gesamte Professorenschaft der Volkswirtschaftlehre steht hinter dem Draghi-Irrsinn und beweist damit, dass es sich bei ihr nicht um Wissenschaft sondern akademisch aufgeblassenen Dummschwatz handelt, der sich -bei Bedarf - auch willig in den Dienst von Ideologien stellt.

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