Das Land fiebert

Wenn in sächsischen Gartenkneipen abseits von WM und Bundesliga der Fernseher läuft und die ganze Gaststube eine Talksendung des Mitteldeutschen Rundfunks guckt, dann ist es „weit nein böse“ wie man hier sagt.

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In dieser Sendung am 12. Januar sagte Sachsens Innenminister Markus Ulbig, dass man natürlich Fehler im Umgang mit Pegida gemacht habe. Es war der Montag als in Dresden bis zu 40 000 und in Sachsens größter Metropole Leipzig erstmalig rund 5000 Demonstranten gegen die Islamisierung gezählt wurden. Der Politik wird es schwüle. Nicht nur weil ein Audi A8 in Leipzig brannte. Ganz besonders Ulbig. Als erklärter Nachfolger von Helma Orosz möchte er bald die Stadt Dresden regieren. Zumindest montags wird das immer schwieriger. Dazu ist sie jetzt weltweit bekannt als „Hauptstadt der Bewegung“. Denkbar schlechter könnte ein Wahlkampf nicht sein.

Dabei beschäftigt man sich immer noch mit unsinnigen „Schwanzvergleichen“, wer mehr Leute auf die Straße bringt. Die Staatsregierung feiert sich mit einem recht fragwürdig inszenierten Aufzug, wenn man die Schreiben an Vereine und Verwaltungen bedenkt. 35 000 Leute hätten auf dem Platz vor der Frauenkirche den Spitzen von Stadt, Land und Kirche zugejubelt. Sagt der Veranstalter. Doch Lügen haben nicht nur kurze, sondern auch flinke Beine. In Zeiten des Internets sollte man feiner spinnen. Schon haben findige Aufpasser eine Funktion bei Google-Earth entdeckt, mit der man Plätze auf Luftbildern vermessen kann. Davon abgeleitet wird dann die Anzahl der Menschen, die hier Platz finden. Diese Netzdetektive kamen auf gut ein Drittel weniger Menschen als angegeben. Zeitgleich verbreitet Pegida-Chef Lutz Bachmann im Internet genüsslich ein Schreiben der Stadt Dresden, in dem ihm der Neumarkt verwehrt wurde, weil dort nur 18 000 Leute draufpassten. Ja, was nun? Rückt man enger zusammen, wenn Helma und Stani sprechen? Oder gelten die Gesetze der Veranstaltungsmathematik nur abhängig vom Veranstalter?

Überhaupt, die Zahlen. Solange Pegida noch klein war, wurden die Zahlen als Beleg genommen, dass nur wenige Menschen diese Ansichten teilten. Mobilisiert Pegida Zehntausende, sagt Frank Plasberg zu Frauke Petry von der AfD man solle nicht so auf die Zahlen schauen. Das Verhältnis der Pegidaläufer zu den Medien gleicht dem eines Angestellten gegenüber einem mobbenden Chef. Egal, was man tut, recht macht man es nie. Jetzt hat auch noch eine Jury, in der ausgerechnet wieder Journalisten sitzen, das Wort Lügenpresse zum Unwort des Jahres 2014 erklärt. Schnell noch. Dabei wird das böse Wort erst seit Dezember gerufen. Dafür, dass es nicht stimmt, fühlen sich manche aber ganz schön angesprochen.

Eigentlich könnte man über das alles herzlich lachen. Aber es ist nicht wirklich lustig. Das Land fiebert. Es ist eine Stimmung wie 89. Egal, wo man hinkommt. Thema Nummer eins ist schon lange nicht mehr wer mit wem, sondern die Frage: Bist Du dafür oder dagegen? Wogegen?

Pegida natürlich. Wohl kein Slogan hat es in kürzerer Zeit rund um die Welt geschafft, als diese sperrige Wortkonstruktion. Made in Sachsen. So hieß auch mal eine Imagekampagne des Freistaates in den Neunzigern. Dabei waren unter anderem der Kaffeefilter und das Mundwasser von Herrn Lingner als Beispiele sächsischer Findigkeit aufgeführt. Ob Pegida mal in einer Werbeanzeige des Freistaates auftaucht, ist höchst unwahrscheinlich. Diesen Monat musste unser aller Polizeiminister Thomas de M., dem sein Karrierepfad einen Wohnsitz in Dresden und einen Wahlkreis in Meißen beschert hat, vor dem Nachrichtensender CNN Stellung nehmen. Nehmen sollte er lieber die Ölkanne. Und zwar aus der Hand seiner langjährigen Freundin Angela, wie es jetzt in der „Welt“ zu lesen war.

Denn mit ihren Äußerungen, der Islam gehöre auf jeden Fall zu Deutschland, und das auch noch mit Bezug auf Maschmeyers Wulffi, überfordert sie die Menschen. Die sehen die schrecklichen Bilder aus Frankreich und Nigeria wo Islamisten wüten. Sehen in der Tagesschau, dass in Frankreich jetzt 10 000 Soldaten mobilisiert und alle jüdischen Schulen bewacht werden. Ist das schon der Bürgerkrieg?, fragen sie sich. Und: Kommt der auch zu uns? Gerade jetzt hätten sie sich ein klärendes Wort der Regierung zum Islam und seinen Protagonisten und von diesen gewünscht. Stattdessen bekommen sie zu hören, das man auf der nächsten Islamkonferenz noch intensiver mit den Vertretern dieser Religion sprechen will. Der Bundesjustizminister besucht eine Moschee, als seien Muslime Opfer einer Gewalttat geworden. Und der türkische Premierminister Davutoglu vollendet die verbale Schuldumkehr, indem er Pegida mit dem IS gleichsetzt.

Deutschen Dschihadisten soll der Personalausweis weggenommen werden, hört man. Na, dann ist ja alles gut. Wir vergessen jetzt alle mal, dass an den Grenzen niemand mehr kontrolliert und die Türkei alles durchwinkt, was nach Syrien will. Aber Hauptsache wir haben finanziell gut ausgestattete Rückkehrerprogramme und Seelsorger, die auch um gefallene Isismörder trauern.

Erschien unter castorfiberalbicus

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Berufsgeschädigte

Seit wann ist die BR Deutschland (mein Staatsrechtlehrer in der Berufsschule für Verwaltungslehrlinge hat uns eingetrichtert, bloss nicht BRD zu sagen und zu schreiben, denn für ihn gab es dieses seltsame Land so nicht ...in den Grenzen vom 31.12.1937 etc. .. hat er immer gesagt...) , also seit wann ist das hier ein Einwanderungsland und die "klassischen Einwanderungsländer wie USA, Kanada, verlangen ein paar Hunderttausend Dollar, ausreichende Sprachkenntnisse sowie einen Arbeitsplatznachweis oder eine Unternehmensgründung in ihren Ländern...????

Bezeichnend in dem ganzen "Je suis..."-Wahn war für mich letzten Samstag, als ich durch die City in der Stadt in NRW, in der ich lebe, fuhr. Vor der örtlichen Synagoge stand doch tatsächlich ein Polizeiauto und "bewachte" die Synagoge. Ich dachte bei mir laut: "Ich dachte, dass wir im Moment im Jahr 2015 leben und nicht 1933?"

So weit ist es durch die Massenverblödungsmedien und Politkasper also schon gekommen?

Die Stadt in NRW, in der ich lebe, hat einen Ausländeranteil von (inoffiziell, hat mir eine Leitung des örtlichen Bürgeramtes gesteckt) von mehr als 50% in einigen Stadtteilen. Diese Stadtteile sind natürlich bekannt und man sieht das natürlich, wenn man (tagsüber, nachts würde ich mich als Frau nicht dahin trauen) da durch spaziert. Was man dort sieht?

Die Gehwege sind vermüllt; kopftuchtragende, Kinderwagenschiebene Ausländerinnen mit 2-3 Kindern noch dabei, schieben durch die Straßen oder bevölkern die ausländischen Geschäfte oder Discounter dort. Männliche Jugendliche bevökern tagsüber die dortigen Cafés oder Spielhallen - Jobs? Fehlanzeige, da viele der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig sind - brauchen sie in ihren Vierteln wohl auch nicht, da dort alles, was sie benötigen (Geschäfte, Friseure, Ärzte, Rechtsanwälte etc.) in der dortigen Landessprache
vorhanden ist.

Die Arbeitslosigkeit ist hier auch bei der deutschen Bevölkerung nicht gerade niedrig, da die örtliche Wirtschaftsförderung nicht gerade emsig dabei zu sein scheint, neue Firmen anzusiedeln. Die großen Firmen verlassen nach und nach diese Stadt und siedeln sich neu z.B. in Dortmund an (das ist so von der EU gefördert - sieht man auch auf der Homepage der aktuellen grün-roten Landesregierung NRW...).

Was ich damit sagen will: Bevor ich demonstrieren gehe, weil dort die örtliche Polizei gerne Videoaufnahmen tätigt um ggfls. Demo-Teilnehmer damit konfrontieren könnte, falls die sich nicht gesetzes- oder was-auch-immer-konform verhalten, könnte das gegen sie verwendet werden - nein,

ich besuche demnächst mal wieder die öffentliche Sitzung des Stadtrates hier in der Stadt und stelle mal ein paar unangenehme Fragen zur Wirtschaftsförderung, zu Grundstücksgeschäften der Stadt, zum Personalüberhang der örtlichen Stadtverwaltung etc. . Kommt garantiert nicht gut an bei den örtlichen Politkaspern, vor allen Dingen ist die örtliche Presse auch anwesend - aber die WAZ-Reporter sind vermutlich alle Bilderberg-geschult und berichten nur Verwaltungskonformes und kaum Kritik an der Stadtverwaltung.

Auf jeden Fall kann ich allen nur raten, n i c h t auf irgendwelchen Pegida-Demos (hier geplant für den 24.01.2015 - diese Bekloppten...) zu gehen, sondern mal den örtlichen Politkaspern und der Stadtverwaltung ihren Unmut über die Politik kundzutun.

Ja, ich bin berufsgeschädigt, da ich über 30 Jahre als Verwaltungsfachangestellte in diesem bekoppten Staatssystem tätig war und Unmengen von Steuern und Sozialabgaben gezahlt habe. Aktuell bin ich arbeitslos (ab 08/2015 vermutlich ALG II), da ich in meinem letzten Job (Landsmittelbehörde NRW) meine Vorgesetzten und Kollegen gegen mich aufgebracht habe, da ich Korruption angezeigt habe. Da konnte ich nach einem Jahr Arbeitsunfähigkeit nur einen Aufhebungsvertrag unterschreiben, um aus dieser Sch... Behörde herauszukommen (ich hatte einen unbefristeten Vertrag und war eigentlich unkündbar, aber ich konnte diesen Job auch nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren...).

(Anm. d. Red.: gekürzt)

Gravatar: MAX

Armes Deutschland , das ist schlimmer als in der DDR.
Der Staat erpresst diese Firmen und Menschen wirtschaftlich
und damit existentiell.
Er hat die Macht des Geldes und wer Geld generieren kann, der beherrscht
das Land und das Volk.

Gravatar: Thomas

Ja ,die Zahlen. Was viele ahnen, die meisten leider gar nicht hinterfragen, wird immer denen schon seit Jahren ganz klar, die Familienmitglieder oder gute Freunde bei der Polizei haben, deren "angebliche" Zahlen von den Wahrheitsmedien (Wort des Jahres) verbreitet werden. Obwohl Zahlen an sich wertfrei sind, gibt es für die politische Kaste gute und böse, die entsprechend hoch oder klein gerechnet werden.
Im Gegensatz zu dem Missbrauch von Aufrufen der sächsischen Staatsregierung zum Besuch deren Inszenierung vor der Frauenkirche (man hätte wahrscheinlich tatsächlich die angegebene Zahl, vor allem Frauen, auf den Platz bekommen können, wenn Roland Kaiser vorher dort eine Autogrammstunde gegeben hätte) wurde in der Chemnitzer "Freien Presse" in dieser Woche ein Freiberger Unternehmer (Mittelständler mit 20 Angestellten) zitiert, der zu PEGIDA geht. Dieser Mann traute sich nicht, seinen Namen zu nennen, da er auch von Aufträgen der öffentlichen Hand lebt. Soweit ist es in D unter Merkel wieder gekommen.

Gravatar: Jaques LeMouche

Das Positionspapier von Pegida muss nur angeklickt werden. Klarer geht's nicht. Es ist schon seltsam, dass Journalisten in (falscher) Verzweiflung versuchen, Pegida zu verstehen, es aber tunlicht vermeiden, das Positionspapier anzuklicken oder gar durchzulesen. Wo ist der mutige Journalist, der den Mausklick wagt und sogar noch weitergeht und liest und sogar noch weitergeht und vorliest? Aber vermutlich wurde dies alles schon umgesetzt und in den Redaktionsstuben wurde festggelegt: "Das können wir ja nicht bringen, das ist ja harmlos!".

Gravatar: Jürgen Zumpe

Haken Sie mal nach, was für Summen die armen Flüchtlinge an die Schleuserbanden zahlen. Die können ihr Aufnahmelager da unten gut und gerne solide selber finanzieren.

Merke: Sobald in Deutschland kein Geld mehr unhinterfragt und gegenleistungslos vom Himmel fällt, ziehen die "Flüchtlinge" weiter und ikeaisieren woanders (".. entdecke die Möglichkeiten!")

Gravatar: Freigeist

Wie wäre es denn, wenn Pegida endlich klare Forderungen stellen würde? Aufnahmeläger in Nicht-EU- Ländern, die von der EU finanziert werden. Dazu Lieferung von EU-Lebensmittelüberschüssen in die Aufnahmeläger. Nicht-EU-Staaten könnten sich für die Läger bewerben. Menschenwürdige Unterbringung vorausgesetzt.

Gravatar: Helene

Erfrischender Kommentar. Danke.

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