Das kleinere Übel – Wahlempfehlung mal anders

Es sind Wahlen: am kommenden Sonntag wird das neue Europaparlament gewählt, in Nordrhein-Westfalen sind auch Kommunalwahlen. Und als Christ fragt man sich erneut, wen man denn wählen kann.

Veröffentlicht:
von

Die SPD mit ihrem Zugpferd Martin Schulz müht sich nach Kräften – trotz untauglicher Versuche des Zurückruderns – für Christen unwählbar zu werden. Aber auch die Partei/en mit dem C im Namen lassen im Wesentlichen ihre christliche Orientierung vermissen.

Schaut man dann noch als Liberaler oder Libertärer auf die Parteienlandschaft wird es mindestens genau so schlimm: Wer sich die Talkshows der vergangenen Wochen ansieht, ich denke mit Schaudern an die letzte Ausgabe von „Hart aber fair“, der wird allenthalben Zeuge eines unbändigen Staatsglaubens. Die Frage ist nicht mehr, ob der Staat sich überall einmischen sollte, es geht nur noch um Prioritäten: Geld verbrennen in untauglichen Rentenreförmchen, oder den Staat lieber Geld verbrennen lassen in Straßenbau, Bildung und Forschung?

Selbst der Quotenliberale Christian Lindner, bei dem man sich immer wieder die Frage stellt, warum seine Partei seine Erkenntnisse von notwendigen sinkenden Staatsquoten und Schuldentilgung immer dann vergisst, wenn sie wider Erwarten mal in Regierungsverantwortung kommen, schafft es bei solchen Gelegenheiten, die Steilvorlagen für jeden Liberalen liefern, nicht, einen wirklich freiheitlichen Standpunkt zu vermitteln. Und die sogenannte Alternative für Deutschland hat mir jedenfalls noch nicht deutlich gemacht, wo sie – abgesehen von einer halbgaren Ablehnung des Euro – eigentlich eine Alternative sein soll.

Vor diesem Hintergrund kommt man als Christ schon mal auf den Gedanken, sich eine der christlichen Kleinparteien anzuschauen, zum Beispiel AUF – Partei für Arbeit, Umwelt und Familie oder die Partei Bibeltreuer Christen oder auch – nicht genuin christlich aber mit grundsätzlich vernünftigen Ansätzen – die Familienpartei. Was man dort in den Aussagen findet, hat in anderen Parteien Seltenheitswert: es wird von Freiheit, von Subsidiarität und Verantwortung gesprochen, die nicht einfach nur rational begründet sind sondern sich auch aus einem christlichen Menschenbild bzw. der Bibel ableiten lassen.

Der Appell geht an jeden Einzelnen, sich seiner Verantwortung vor Gott bewusst zu werden – und seiner Verantwortung vor den Rechten anderer Menschen. Gleichlautend in diesen Parteien ist zum Beispiel die Frage des Lebensrechts beantwortet – auf eine Art, wie es vermeintlich christliche Großparteien heute gar nicht mehr trauen, weil sie vermuten, mit einer Opposition gegen ein „Abtreibungsrecht“ Wähler zu verlieren. Was mich angeht: mit ihrem Gleichschritt in den Sozialismus und die Kultur des Todes haben sie meine Stimme jedenfalls verloren!

Doch dann, auweh und ach, schaut man sich die Parteiprogramme hinsichtlich Sozialpolitik, Familienpolitik, Wirtschaftspolitik an, sieht man den gleichen Geist, nur mit anderen Handlungsschwerpunkten wie bei den etablierten Parteien: der Staat muss es richten, der Staat muss Familien finanziell fördern, der Staat muss Arbeitsplätze schaffen, der Staat muss nicht rentable Arbeitsplätze notfalls subventionieren – und das alles mit dem Argument der Menschenwürde, die sich – unbestritten – zu einem großen Teil aus seiner Arbeit speist. Führt man sich dabei vor Augen, dass im Hinblick auf diese Politikbereiche in den Kleinparteien in noch größerem Umfang Laien agieren als bei den Etablierten, wird einem Angst und Bange, stellt man sich eine Regierungsbeteiligung solcher Parteien vor.

Will man sich aber von der demokratischen Wahl nicht vollständig verabschieden (wofür ich nicht aus parteipolitischen sondern grundsätzlich freiheitlichen Erwägungen durchaus auch Verständnis habe) bleibt die Frage: Was denn nun wählen? Liberale oder libertäre Kräfte sind in Deutschland (abgesehen von der Partei der Vernunft, die aber mangels Unterstützer nicht an der EU-Wahl teilnimmt) faktisch nicht vorhanden, christliche Politik wird nur von Kleinparteien propagiert, deren Wirtschaftskompetenz man aber ebenfalls in Frage stellen muss. Und jetzt?

Meine Konsequenz sieht daher so aus: Wenn ich eine vernünftige Wirtschaftspolitik sowieso nicht bekommen kann, dann möchte ich wenigstens, dass sich in Europa eine kräftigere christliche Stimme bemerkbar machen kann! Diese Stimme beinhaltet auch ein möglichst hohes Maß an Freiheit, Selbstbestimmung und individueller Verantwortung – nicht als ein Ideal, wie ich es mir vorstellen würde, aber auch deutlich distanziert von den Sozialisierungstendenzen in den etablierten Parteien. Also, warum nicht auf EU-Ebene (oder lokal) einer christlichen Kleinpartei zu einem Achtungserfolg verhelfen?

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Waldgänger aus Schwaben

Meine Wahlempfehlung ist die ÖDP.

Bei der letzten Europawahl hätte sie mit mit ca 135 00 Stimmen einen Sitz bekommen. Siehe

http://www.wahlrecht.de/news/2014/europawahl-2014.html#stimmzettel


Bei der Bundestagswahl hatte sie trotz 5% Hürde 127.088 Stimmen siehe
http://www.wahlrecht.de/news/2013/bundestagswahl-2013.html

Ein paar tausend Stimmen werden entscheiden, ob der bekennende Katholik, Vater von vier Kindern und Physikprofessor Klaus Buchner einen Sitz bekommt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Buchner

oder ob dieser Sitz an einen Abnicker von der CDU oder SPD geht.

Gravatar: Michael Ragg

André Lichtschlag vom libertären EF-Magazin empfiehlt ja mit ähnlicher Begründung, die AUF mit Spitzenkandidatin Christa Meves zu wählen.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang