Nun ist Michael Beleites nicht irgendwer. Er hatte vor der Wende die Untergrundschrift „Pechblende“ über die Folgen des sowjetisch- deutschen Uranbergbaus in der DDR verfasst. Damit wurde er in der DDR für den Staatssicherheitsdienst zu einem operativen Schwerpunktgegner. Nach der Wende hat Beleites Agrarwissenschaften studiert und war von 2000- 2010 Leiter der Stasi- Unterlagenbehörde in Sachsen.Er ist integer und kompetent, eine Kombination, die nicht häufig ist.
Die Agrarpolitik der SED in der DDR bestand nach Beleites aus drei aufeinander folgenden Phasen, der Bodenreform mit der Enteignung der Betriebe über 100 Hektar, der Kollektivierung der Landwirtschaft bis 1960 und deren Industrialisierung in den siebziger Jahren.
Beleites nimmt in seinem Beitrag ein Zitat des sächsischen Agrarministers aus dem Herbst 2011 auf der von „gewachsenen Agrarstrukturen in der ostdeutschen Landwirtschaft“ spricht. Er hält dagegen: „ Gewachsen sind die Besonderheiten der ostdeutschen Agrarstrukturen ganz und gar nicht. Sie verdanken sich blanker Gewalt und den flächendeckenden Zwangsmaßnahmen einer menschenverachtenden Diktatur. Die Bodenreform, die Kollektivierung und die Industrialisierung waren drei Teile desselben Plans und sie dienten einem zentralen Ziel der kommunistischen Ideologie, der kompletten Auslöschung des Berufsstandes der freien Bauern“.
Diese Diagnose zur Agrarpolitik in der DDR ist eindeutig und man hätte erwarten können, daß nach der Wende die Agrarpolitik im Osten die Bildung bäuerlicher Landwirtschaft nicht nur ermöglicht hätte, sondern diese begünstigte, zur Kompensierung des Terrors gegen die Bauern in der DDR.
Dies ist jedoch seit mittlerweile 22 Jahren nicht der Fall. Dazu wieder Beleites: „Was die DDR noch nicht zu Ende gebracht hatte, wird nun vollbracht. Die 1945 von den Gutsbesitzern enteigneten Flächen werden heute dazu verwendet, um die Begünstigten der Kollektivierung mit riesigen Eigentumsflächen auszustatten... Die Begünstigten der SEED- Agrarpolitik wurden in den letzten 20 Jahren weiter begünstigt und die von den Kommunisten geschädigten wurden weiter benachteiligt. Diese (Roten Barone) haben nun einen Großgrundbesitz, der den jener Gutsbesitzer und Junker, die von den Kommunisten als zu groß befunden und enteignet wurden, etwa um das zwanzigfache übertrifft“.
Die vereinigte Bundesrepublik führt das zu Ende, was die DDR schon weit voran gebracht hatte, die Vernichtung der Bauern. Und dies mit Hilfe westdeutscher Kollaborateure, die auch ein Stück vom Subventionskuchen erhalten wollen.
Ein anderer Bürgerrechtler, der Sozialwissenschaftler Uwe Bastian, hat in seiner Dissertation (Bastian, 2003) beschrieben, wie der westdeutsche, ursprünglich konservativ ausgerichtete Deutsche Bauernverband die DDR- Agrarkaderstrukturen nach der Wende mit den entsprechenden Stasi- Strukturen übernommen hat.
Die Konsequenzen dieser ostdeutschen Agrarpolitik werden wiederum von Beleites in seinem Beitrag zusammengefasst: „Es geht um die Befestigung der Dominanz einer agrarindustriellen Monostruktur, die im Osten Deutschlands zu einer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Verarmung der Dörfer, sowie zu einer beispiellosen Einebnung der bäuerlichen Kulturlandschaft geführt hat. „
Es ist an der Zeit, daß diese ostdeutsche Agrarpolitik ein öffentliches Thema in ganz Deutschland wird!
Literatur:
Bastian, Uwe, 2003. Sozialökonomische Transformationen im ländlichen Raum der neuen Bundesländer. Dissertation FU Berlin.
Beleites, Michael, 2012. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen...Wird im Osten Deutschlands die DDR- Agrarpolitik fortgesetzt? Bauernstimme, 4/2012.
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