Das „Entlastungspaket“ der Strompreistreiber

Wir haben ein Gas- und kein Stromproblem tröteten grüne Politiker von Winfried Kretschmann bis Ricarda Lang den Sommer über in jedes hingehaltene Mikrofon.

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Wer darauf hinwies, dass Gaskraftwerke Strom produzieren, in diesem Sommer trotz bedenklich wenig gefüllter Gasspeicher mehr als sonst, weil wir aus „europäischer Solidarität“ Strom nach Frankreich exportierten, das gerade seine Atomkraftwerke überholt, war natürlich ein rechter Schwurbler, oder Schlimmeres.

Jetzt holt uns das Stromproblem mit aller Kraft ein. Der von Wirtschaftsminister Habeck angeordnete Stresstest für den Strommarkt im Winter hat herausgefunden, dass es zu massiven Versorgungsengpässen kommen kann. Statt darauf zu reagieren und alle verfügbaren Stromerzeuger zu mobilisieren, Kohlekraftwerke wieder anzufahren und die noch vorhandenen AKWs weiter laufen zu lassen, hat Habeck die völlig absurde Entscheidung getroffen, das Niedersächsische AKW am Jahresende vom Netz zu nehmen und die anderen beiden „in Bereitschaft“ zu setzen. Das heißt, so erläuterte der Wirtschaftsminister, sie dürfen keinen Strom produzieren, sollen aber, wenn eine Notlage eintritt, hochgefahren werden, um die Stromlücke zu schließen.

Dieses Vorgehen ist nicht nur absurd, sondern fordert die sich abzeichnende Strom-Versorgungskrise regelrecht heraus.

Es ist nicht anzunehmen, dass die Regierung nicht weiß, was sie tut. Die Folgen einer Energiekrise für ein Noch-Hochtechnologieland wie Deutschland dürften ihr bekannt sein. Sie handelt aber offensichtlich nach dem Baerbock-Motto: „Egal, was die Wähler denken“ und betreibt den Abbau des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Es ist der Regierung offensichtlich nicht nur egal, was die Bürger denken, sondern auch, ob sie im Winter frieren und im Dunklen sitzen.

Um der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen und so zu tun, als wolle man sie vor den schlimmsten Folgen schützen, ist nun das Dritte „Entlastungspaket“ mit viel propagandistischem Aufwand verabschiedet worden. Darauf einzugehen, lohnt sich nicht, denn eine wirkliche Entlastung des Strommarktes wird nicht vorgenommen.

Der Hauptpreistreiber auf dem Strommarkt sind die Gaskraftwerke, die zu immer höheren Gaspreisen Strom produzieren müssen, um die Grundlast zu sichern, wozu „Erneuerbare“ nicht in der Lage sind. (Strom aus Gaskraftwerken macht etwa 12% der Gesamtmenge aus).  An der Strombörse in Leipzig (EEX, European Energy Exchange) passiert Folgendes: Es nennt sich Merit Order-Prinzip:  zuerst bekommen die billigsten Anbieter den Zuschlag, das sind die „Erneuerbaren“, Biogas, Windkraft, Solaranlagen), dann kommen die Anbieter von Atomkraft, Kohle und Gas zum Zuge. Die aktuellen Preise kann man am Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme nachlesen.

Jetzt kommt der Preistreiber: Der teuerste Anbieter, Gas, bestimmt den Marktpreis. Alle billigeren Anbieter bekommen leistungslose Gewinne, aus der Differenz zum teuersten Anbieter. In diesem System machen die ohnehin schon hoch subventionierten „Erneuerbaren“ seit eh und je kräftige Übergewinne, die der Verbraucher bezahlen muss. Es wäre ein Leichtes für die Politik, dieses absurde System zu ändern, aber gerade das passiert nicht. Kürzlich hörte ich ein Interview im Deutschlandfunk mit einem Sprecher eines Verbandes der „Erneuerbaren“, der gleich am Anfang darauf bestand, dass das Merit Oder-Prinzip unbedingt beibehalten werden muss, bevor er sich mit Forderungen nach Konsumeinschränkung an die Hörer wandte. Die Verbraucher sind also vor allem dazu da, die Übergewinne der Stromanbieter zu sichern.

Zwar wurde unter ferner liefen in der aktuellen Debatte auch gesagt, man wolle „eine europäische Initiative“, um die Preisbildung an der Strombörse zu ändern. Ob daraus etwas wird, steht in den Sternen. Umweltministerin Lemke hat schon im Frühjahr angekündigt, sie wolle angesichts der sich weltweit abzeichnenden Nahrungsmittelkrise ändern, dass Getreide im Tank landet. Aber seitdem ist nichts passiert. Diese grüne Schnapsidee wird aufrechterhalten, egal, ob in den armen Ländern eine Hungerkrise droht, oder nicht.

So lange die Preisbildung an der Strombörse nicht geändert wird, gibt es keine Entlastung für die Bürger.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Tom aus Sachsen

@Hans Diehl, ich merke nur, daß es den Grünen immer noch zu gut geht. Das wird sich aber ändern und dann jammert bloß nicht herum ! Wenn diese Sauregierung am Ende ist beginnt das große Aufräumen und dann werden ruckzuck auch die Gerichte neu besetzt damit die Tatbestände Wirtschaftssabotage und Hochverrat endlich mal zur Anwendung kommen.

Gravatar: Hans Diehl

Tom aus Sachsen schreibt.

@Hans Diehl, immer wieder der gleiche Müll : hätte ... würde... könnte...

@ Tom
Sie kennen doch sicher die Redensart, „Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen“

Zur Erinnerung, Sie schreiben doch auch wenn die AKW weiter laufen „WÜRDEN HÄTTEN“ wir……..

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Gravatar: Hans Diehl

Zu der Aussage vom Diskutant Querulantino, EE Strom wäre wertlos

Siehe hier, brand aktuell.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/solarstrom-eu-photovoltaik-gaskrise-101.html
Mitten in der Gaskrise ist in der EU in diesem Sommer so viel Solarstrom produziert worden wie nie zuvor. Allein in Deutschland kam nach einer Studie knapp ein Fünftel des erzeugten Stroms von der Sonne.
Diese Menge an Elektrizität mit Gas zu erzeugen, hätte den Berechnungen zufolge Gaseinkäufe in Höhe von... „29 Milliarden Euro“... erfordert, angelehnt an die täglichen Gaspreise in den untersuchten Monaten.

Gravatar: Tom aus+Sachsen

@Hans Diehl, immer wieder der gleiche Müll : hätte ... würde... könnte... In ganz Europa und darüber hinaus schüttelt man die Köpfe über die grüne Sekte. Solidarität gibt es auch nicht denn die umliegenden Länder sehen es gar nicht ein, daß sie Strom und Gas liefern sollen weil aus ideologischen Gründen die absolut sichere Kernkraft abgeschaltet wird. Dazu auch :

https://de.statista.com/infografik/14187/todesfaelle-nach-energiequelle/

Damit steht aber auch fest, daß es keinerlei militärische Hilfe ( etwa von Eurogendfor ) geben wird, wenn es den Grünen per Volksaufstand an´s Leder geht. Also sollten Ihre grünen Freunde diesmal lieber nicht an Wunderwaffe und Weihnachtsmann glauben.

Gravatar: Hans Diehl

Querulantino schreibt am 07.09.2022 - 09:27
Die "Erneuerbaren" sind nicht billig, sie sind wertlos.

@ Querulantino.
Sie haben sich recht ordentlich mit dem Merit Order Effekt beschäftigt, aber mit dem Wesentlichen sind Sie offenbar nicht vertraut, sonst würden Sie nicht schreiben die Erneuerbaren sind wertlos.

Zur Wertlosigkeit sind die EE erst 2010 von Lobbyisten degradiert worden, als sie aus der Preisgestaltung raus genommen wurden.

Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung.

Bis 2010, wo die EE noch den Versorgern zwingend physisch zugeteilt wurden, waren sie sogar sehr wertvoll.
Schauen Sie sich mal die folgenden Merit Order Grafik ( zweites Bild ) an, wo nach Angebot und Nachfrage die Verbraucherpreise entstehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order

Als die EE noch den Versorgern „zwingend“ zugeteilt wurden sank auf der Grafik N1 „zwingend“ auf N2 und somit „zwingend“ P1 auf P2. Die teuersten Kraftwerke wurden „zwingend“ verdrängt.

Wie das ab 2010 verunstaltet wurde, hat das „IWR“ im Folgenden treffend beschreiben.
Zitat ...Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.

Wenn Sie schon versuchen den Merit Order Effekt hier deutlich zu machen, dann bitte auch mit alle Konsequenzen, und Sie werden erkennen müssen, wie wertvoll die EE sein können, wenn man den Merit Order Effekt zu Ende denkt, und Verbraucher gerecht anwendet

Gravatar: Hajo

Beim Strom, wie auch bei vielen anderen Produkten partizipieren zu viele dabei und das macht am Ende den Strompreis aus und nicht genug davon, wenn man dann noch die Großkunden entlastet und den Endverbraucher belastet, was ja auch nicht von feinsten Eltern ist, wenn man das so betrachtet.

Vier Komponenten machen den Strompreis aus:

Kosten der Stromerzeugung über vielfältige Formen
Transport und Vertrieb
Netzkosten
Steuern und weitere Abgaben und neuerdings auch noch Umlagekosten.

Alle halten sie dabei die Taschen auf und noch niemand ist auf die Idee gekommen, diesem Irrsinn eine Ende zu bereiten und der Staat selbst ist daran maßgeblich über die Steuerlast mitbeteiligt und der Erzeuger soll ja seine Kosten decken können und Gewinn erwirtschaften. ob da aber soviele beteiligt sein müssen ist eine andere Frage und das wäre eine Sache des freien Marktes.

Wenn Monopolisten das aushöhlen ist es genauso schlimm wenn sich Sozialisten an der Gerechtigkeit beteiligen, denn beide sind unfähig ihre schrägen Handlungen zu erkennen und das ist das Problem, was uns zu Verlierern macht, weil auf diesem Sektor die Marktwirtschaft nicht funktioniert, bei anderen natürlich auch nicht und das alles ist Raubrittertum erster Güte, was man stoppen müßte, wenn man noch Achtung vor dem Konsumenten und Mitbürger hat.

Gravatar: Querulantino

Das Merit Order-Prinzip beschreibt eigentlich ein wirtschaftlich sinnvolles Verhalten. Das der billigste Anbieter den Zuschlag erhält ist in der Marktwirtschaft der Normalfall solange der Staat nicht mit regulatorischen Maßnahmen dazwischen grätscht. Bei steigenden Preisen infolge steigender Nachfrage kommen dann auch die teuereren Anbieter zum Zuge. So wird sichergestellt, dass sich auch der Betrieb von Anlagen zur Sicherstellung der Spitzenlast lohnt. Da diese Anlagen nun die Grundversorgung übernehmen müssen werden die teuersten Anlagen zugleich auch die einzigen die die Versorgung sicherstellen können.
Die "Erneuerbaren" sind nicht billig, sie sind wertlos.
Eigentlich kann niemand etwas damit anfangen. Man müsste ihnen auch die Kosten der von ihnen verursachten Redispatchmaßnahmen auferlegen. Aber diese werden über die Netzentgelte und die Grundgebühren auf den Endverbraucher abgewälzt.
An der Börse kommen die "Erneuerbaren" nur deshalb als erste zum Zuge weil sie hochsubventioniert per Gesetz vorrangig ins Netz eingespeist werden müssen.

Gravatar: Werner Hill

Vor ein paar Tagen hieß es noch, daß sogar vdL sich dafür einsetzt, das Merit Order System zu ändern um die Strompreise zu senken. Da ist sie wohl von der EE-Lobby zurückgepfiffen worden. Wer läßt sich schon gern die Lizenz zum Gelddrucken wegnehmen?

Schon hört man von Initiativen, den Strompreis für E-Autos zu senken. Die braucht man schließlich, um u.a. über den Zugang zum Ladestrom besser kontrollieren zu können, wer wann wohin fährt und ob er das überhaupt darf. Außerdem haben die "Young Leaders" in den Autokonzernen gegen besseres Wissen, aber dem Great Reset zuliebe, Unsummen in die Umstellung auf E-Mobilität investiert.

Aber: don't worry - be happy! - Habecks Windräder werden uns retten ...

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