Das Ende der Romantik

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Die Familiensynode im Vatikan wird spannend werden. Erste Ergebnisse der Fragebogenaktion liegen vor und zeigen das erwartete Bild. Die DBK hat jetzt eine Auswertung der Fragebogenaktion in den deutschen Diözesen und Verbänden in ein Dokument gegossen. Dies wird dem Synodensekretariat in Rom übersandt und Basis für weitere Gespräche im deutschen Episkopat sein.

Sowohl die Ehelehre der Kirche, als auch die Morallehre der Kirche im Hinblick auf Sexualität und Empfängnisverhütung wird von einer erdrückenden Mehrheit der Menschen nicht nur nicht mehr geteilt, sie ist den meisten Menschen kaum noch bekannt. Auch unter Katholiken herrscht große Unkenntnis in der Sache.

Nach Scheidung und “Wiederheirat” geht dann oft das Spektakel los. Ausschluß von den Sakramenten – wie kann die Kirche nur? Irgendeine Handreichungsfeuerwehr soll dann pastorale Abhilfe schaffen, wo man das Kind vorher durch pastorale Nachlässigkeit in den Brunnen geschmissen hat. Da muß man Erzbischof Zollitsch Recht geben. Die Freiburger Handreichung ist ein wertvoller Dialogbeitrag, zeigt er doch nur zu deutlich, daß man lieber zunächst die Ignoranz gegenüber der kirchlichen Lehre akzeptiert, statt aufzuklären. Dies führt dazu, daß später Menschen in “irregulären Lebensverhältnissen” irgendwie wieder integriert werden müssen.

Wie kann die Kirche nur? Das ist eine Frage, die sich eigentlich viel eher stellt. Sie stellt sich bei der Frage, ob man ein junges Paar zur Trauung zuläßt oder nicht. “Oder nicht” kommt so gut wie gar nicht vor, denn lehnt ein Pfarrer ab, so ist schnell Ersatz zur Hand. Solidarität der Priester untereinander ist Mangelware. Mehr noch beschwert man sich beim Bischof, so bekommt ein sorgfältiger Pfarrer womöglich noch Ärger. Darüber hinaus ist jede (Regional-)Zeitung erpicht auf die Schlagzeile “Pfarrer lehnt Brautpaar ab”.

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Angst vor Negativschlagzeilen ebenfalls. Die Praxis ist leider von Angst und Hilflosigkeit geprägt. So stehen nicht selten Paare vor dem Priester, die ihm im Traugespräch – zumeist zwischen den Zeilen, oft aber auch sehr direkt – signalisiert haben, daß sie eine Ehe, wie sie die Kirche versteht, gar nicht eingehen wollen.

Wer keine katholische Ehe will, soll doch auch bitte auf eine simulierte Trauung verzichten. Man erspart damit sich, seinem jetzigen und den den künftigen “Partner-Inne-n” viel Streß und Ärger.

Und für die Romantik, ja mei, wenn die Kirche da ausfällt, werden sich schon genügend kommerzielle Anbieter zur Verfügung stellen.

Am Ende wird es der Glaubhaftigkeit der Kirche ebenso nützen, wie denen, die es wirklich ernst meinen. Und wer sagt denn eigentlich, daß zunächst abgelehnte Traubewerber nicht ins Nachdenken kommen, wenn ihnen die Trauung nicht nachgeworfen wird.

Bischof Vitus Huonder hat es auf den Punkt gebracht, indem er fordert, daß eine intensive Ehevorbereitung der Trauung voran gehen solle.

Das ist der einzige Ausweg. Damit werden nicht etwa Hindernisse aufgebaut. Wer eine Ehe eingeht, gibt eine Reihe von Versprechen ab. Wer diese Versprechen leichtfertig abgibt, sollte sich klar sein, daß sein Verhalten Konsequenzen hat. Folglich: Besser nicht versprechen, was man nicht zu halten beabsichtigt. Besser erst einmal nachdenken und lernen, was katholische Ehe heißt.

Das ist natürlich nur ein Punkt von vielen. Es gibt noch viele Fragen, denen sich die Bischofssynode widmen muß. Aber schon dieser eine zeigt exemplarisch:

Die Lehre der Kirche spielt in der Lebenspraxis der meisten Menschen keine Rolle. Aber wehe, die Lebenspraxis kollidiert mal an einem Punkt mit der Praxis der Kirche, dann ist “Auweia” und großes Geschrei.

Wenn es ein Ergebnis der Synode gibt, daß ich mir so sehr wünsche wie kein anderes, dann ist es die Verpflichtung der nationalen Bischofskonferenzen zu mehr und ehrlicher Glaubenskommunikation (aka Verkündigung und Katechese). Papst Franziskus jedenfalls läßt es darin nicht an Deutlichkeit mangeln: Klick und Klack.

Beitrag erschien auch auf: blog.peter-winnemoeller.de

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