Das Ende der Knopflochentzündung

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Der Papst schafft offensichtlich die päpstlichen Ehrentitel teilweise ab, wie der Vatican Insider schon am Sonntag berichtete. Nur der Monsignore (Ehrenkaplan seiner Heiligkeit) soll noch erhalten bleiben und an über 65-jährige verdiente Priester verliehen werden. Mit dieser Entscheidung wird der Papst sich eine Menge internen Unmut bei gleichzeitigem Applaus zuziehen. Wie es bislang aussieht, bleiben die Titel für den diplomatischen Dienst des Vatikans davon unberührt. Die Entscheidung zeigt nur zu deutlich den Clash of Culture, der gerade den Vatikan erschüttert. Eine Kirche der europäischen Tradition prallt gerade mit voller Wucht auf die vom Papst gewünschte arme Kirche der Armen, wie sie lateinamerikanische Tradition ist.

Dem Laien kann es völlig egal, mit welchen Titeln ohne Mittel, denn Bedeutung haben sie wirklich keine, sich die Herrn Kleriker schmücken oder nicht schmücken dürfen. Für den einen oder anderen Priester war es sicher nett, zumindest Monsignore werden zu können, wenn man schon kein Pfarrer wird. Das scheint nun vorbei zu sein. Es zeigt sich, wie fremd dem Papst vom anderen Ende der Welt wohl die europäische Tradition ist und es zeigt sich, wie sie ihn nervt. Ich gehe davon aus, daß der Papst von der europäischen Kirche mit ihren Traditionen, die eben in irgendwelchen Bömmelkes und Tröddelkes ihren äußeren Ausdruck findet, inzwischen genauso genervt ist, wie manch ein Konservativer oder Tradi vom Papst.

Es bleibt allerdings die Frage, wem das wirklich nützt. In einigen Bistümern gibt es kaum noch Priester mit päpstlichen Ehrentiteln. In Limburg und Trier waren sie sogar schon einmal ganz abgeschafft und wurden erst später wieder eingeführt. Zuweilen liest man gar, daß manche Priester “so etwas” gar nicht sein wollen und gar sauer auf den Bischof sind, wenn er so einen Titel für sie beantragt.

Zeichen einer Identitätskrise sind dies. Wir selber sind in unseren eigenen Traditionen offensichtlich nicht mehr wirklich beheimatet. So ist es kein Wunder, wenn der Wunsch kommt, alte Zöpfe abzuschneiden. Doch auch das sollte man wissen: Es wird wahrlich nicht alle begeistern, denn viele jüngere Katholiken haben diese (sicher eigentlich unwichtigen) Traditionen neu entdeckt.

Es ist zu befürchten, daß der Papst noch ein paar Scheren in der Tasche hat, die er benutzen wird, um weitere alte Zöpfe (und bunte Knöpfe) abzuschneiden. Es keine gute Idee, ausschließlich die Zöpfe abzuschneiden. Man sollte zumindest eine Idee haben und erkennen können, wie die Frisur anschließend aussehen soll.

Da bleiben derzeit durchaus ein paar erlaubte Fragezeichen in der Luft stehen. Der Papst hält die Welt und die Kirche weiter in Atem.

Beitrag erschien zuerst auf: blog.peter-winnemoeller.de 

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