Das Betreuungsgeld ist nur ein Schein

Jetzt ist es raus: Das Betreuungsgeld, das die CDU 2013 für alle Eltern einführen will, die auf die staatliche Krippenerziehung ihrer Kleinstkinder verzichten wollen, ist gar kein Geld.

Veröffentlicht:
von

Im Interview mit der Zeitschrift "Emma" (Ausgabe September/Oktober) lässt die Kanzlerin die Katze aus dem Sack: Die Ausgestaltung des Betreuungsgeldes sei noch offen, es werde nicht unbedingt in bar ausgezahlt, sondern möglicherweise als Gutschein für Sport- und Musikkurse der Kinder, damit es nicht einfach die Haushaltskasse aufbessere. Mit diesen Äußerungen von Angela Merkel wird die Familienarbeit von Müttern und Vätern erneut auf bodenlose Weise herabgewürdigt. Statt einer minimalen Anerkennung für ihrer Leistung bei der häuslichen Kindererziehung, sollen sie mit Gutscheinen für die Kinder abgespeist werden. Dahinter steht der Generalverdacht, dass Eltern das Familieneinkommen nicht richtig ausgeben und möglicherweise versaufen oder verrauchen. Dabei war das Betreuungsgeld doch als Anerkennung für den Betreuer gedacht. Während man gutverdienenden Doppel-Verdiener-Familien, die ihr Einzelkind möglichst bald in die Krippe verabschieden, mit dem Elterngeld viel Bares in die Hand gibt, will Angela Merkel offenbar verhindern, dass Alleinverdiener-Familien zusätzliches Geld in die Haushaltskasse bekommen. Ein unfassbarer Schlag ins Gesicht von Millionen Familien, besonders solcher mit mehreren Kindern, die viele Lasten zu tragen haben - und das aus Mund einer CDU-Kanzlerin. Im Grunde war das Betreuungsgeld bei Angela Merkel und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen schon immer ein Dorn im Auge, ein notgedrungenes Zugeständnis an den konservativen Parteiflügel. Doch selbst dieses kleine Zugeständnis wird nun offenbar durch die Hintertür entwertet. Unglaublich, was Angela Merkel, wertkonservativen Wählern vier Wochen vor der Bundestagswahl zumutet.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Stefan Lorenz

@ Jürgen Hermann:

zu 1. Nicht wenn man den Gutschein nur ohne Zuzahlung einlösen kann. Obwohl ich zugeben muss das dass dann schon so etwas von Rationierung und Lebensmittelmarke hat.

zu 2: Ich muss zugeben das ich die Oma aus den Augen verloren habe, wir sind aus beruflichen 450km von beiden Großeltern getrennt, für uns kommt das dann eher weniger in Frage. Deswegen muss ich ihnen da auf jeden Fall recht geben!

zu 3. Das Verhalten des Staates bei der Verwendung der Gelder ist ja kein Argument für noch mehr Transfer, eher ein Argument dafür grundsätzlich Umverteilung durch Selbstbehalt zu ersetzen.

zu 4: Ebenso kein Argument gegen den Gutschein. Eben diese Missstände müssen an anderen Stellen korrigiert werden.

zu 5. Auswandern wäre sicher eine Option.

Generell: Es tut mir leid wenn ich sie persönlich angegriffen haben sollte, dies lag nicht in meiner Absicht. Manchmal kann ich meinen Unmut über Menschen die das System aus Faulheit ausnutzen nicht verbergen. Ich muss das wohl noch klarer differenzieren.

Bei der Rolle des Staates gehen wir ja dann wieder konform, nur aus verschiedenen Richtungen.
Mit meiner Argumentation für den Gutschein wollte ich auch nur die meiner Meinung nach bessere Lösung im unbefriedigenden Rahmen des Systems vertreten. Globalkritik ist ja selten konstruktiv.

Gravatar: Stefan Lorenz

Nun das sehe ich eben anders: Wenn es eine Transferzahlung gibt werden diese Kurse preislich zufällig genau dieser Transferzahlung entsprechen. Ich bin auch gegen die Bevormundung des Einzelnen durch den Staat, ich bin nur der Meinung das eine Geldzahlung hier nicht den gewünschten Nutzen erzielt, eben gerade nicht für die Kinder. Nicht weil die Eltern das Geld anderweitig verbrauchen würden sondern weil die Dienstleister dementsprechende Angebote schnüren würden. Mindestens die Eigenheimzulage hat das gezeigt, die Bauunternehmen haben die Eigenheimzulage immer mit in die Kalkulation aufgenommen und den Preis des Hauses dementsprechend erhöht. Also habe ich am Ende absolut nichts von dem Geld, der Effekt wird eher negativ, denn die Staatsausgaben für die Bildungsförderung müssen ja durch Steuern erwirtschaftet werden, so fehlt mir das Geld auf beiden Seiten.

Bezüglich des Einflusses? Wieso kann ich denn keinen Einfluss ausüben mit dem Gutschein? Ich kann doch genauso wechseln wenn mir der Laden nicht passt!

Natürlich hat der Staat ein Interesse daran die Menschen wieder Sozialbeiträge zahlen zu lassen, schließlich haben genug Menschen ihre Ausbildung auf Kosten des Staates erhalten.
Und durch den Gutschein würden zwangsläufig Arbeitsplätze entstehen, da diese ja eine Dienstleistung nachfragen.

Wir stehen hier eh an einer Grundsatzfrage die jeder für sich beantworten muss. Ich bin der Meinung, dass ein Kind in einer Sozialgruppe gleichaltriger besser gefördert werden kann als allein zu Hause und mit Mama/Papa auf dem Spielplatz.
Wenn wir nun den Erziehern noch ein Hochschulstudium gönnen würden dann wären die Fördermöglichkeiten sicher stets besser als zu Hause, oder würden sie das verneinen?
Das man dann einen Ausgleich finden muss damit die Eltern-Kind-Bindung nicht leidet erkenne ich dabei durchaus an.

Volkswirtschaftlich betrachtet ist die Kinderbetreuung durch Fachpersonal sowieso besser, schließlich bin ich kein ausgebildeter Vater sondern ein Historiker. Meine ganze Ausbildung wäre also verschwendet wenn ich mich nur noch um die Kinder kümmere, gleiches gilt für meine Frau.
Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen die Kindererziehung zu ihrer Profession erkoren haben, diese würden keine Arbeit finden wenn wir alle unsere Kinder selbst erziehen. Damit sind dann schon mal zwei Vollzeitausbildungen für die Katz.
Deswegen bin ich für Kindererziehung in dafür vorgesehenen Einrichtungen.
Jemand der seine Kinder zu Hause erziehen will kann das gern tun aber dann nicht noch erwarten das er für diese gesellschaftlich doppelt negative Wirkung noch belohnt wird.
Der Staat ist doch keine Lebensverwirklichungseinrichtung mit Lizenz zum Gelddrucken.
Wir alle müssen das doch in 20 Jahren bezahlen was wir heute bekommen.

Gravatar: Steeb

Das finde ich nun aber spannend: Die 1. Frage ist doch: Warum soll der Staat für jene bezahlen, die ihre Kinder Dritten zur Betreuung anvertrauen und nicht dann dasselbe auch jenen, die lieber selbst sich um die Kinder kümmern. Gäbe es ein echtes Gehalt für die echte Arbeit der Kindererziehung dann hätte doch jene, die Kinder erziehen, das zweite nötige Einkommen. So aber erhält man nur ein zweites Einkommen, wenn man das Kind außer Hauses gibt und die staatliche Prämie (ganz oder teilweise Kostenübernahme) noch dazu.

Gravatar: Stefan Lorenz

Ich denke es geht der Kanzlerin eher darum nicht noch mehr millionenschwere Transferzahlungen zu etablieren, die schnell ihren Wert verlieren weil dann die Preise für die in Anspruch genommenen Dienstleistungen in die Höhe schnellen.
Ich empfinde es als Beleidigung wenn man uns unterstellt unser Kind abzuschieben nur weil wir beide studiert haben und uns unser Beruf Spass macht! Und in einer Familie die von Mindestlohn lebt ist Doppelverdienst wohl eher Pflicht als Kür!
Wir würde auch gern einen kostenlosen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen und nicht ein paar hundert Euro dafür zahlen nur weil wir was verdienen, während Empfänger staatlicher Unterstützung ihre Kinder noch schneller abgeben weil es kostenlos für sie ist!
Bildungsgutscheine würden die Inanspruchnahme der staatlichen Bildungsförderung transparent machen, warum also nicht?
Außerdem empfinde ich es als Schlag ins Gesicht von Verdienern insgesamt wenn es Menschen ermöglicht wird durch das Ansammeln von staatlichen Unterstützungen für Familien mehr Einkommen ohne Arbeit zu haben als Menschen die noch arbeiten gehen!


Bitte beide Seiten betrachten bevor man einen solchen Artikel veröffentlicht.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang