Darstellung des Herrn: Simeon, der Fundamentalist

Die Darstellung des Herrn ist an sich schon ein großartiger Augenblick – aber ein Blick in seine Historie lässt einen sogar noch mehr aufhorchen.

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In früheren Zeiten war der heutige Tag, Darstellung des Herrn oder Lichtmess, das Ende der Weihnachtszeit. Die im heutigen Evangelium berichtete Geschichte im Tempel in Jerusalem beendet – abgesehen von der Geschichte des zwölfjährigen Jesus im Tempel – die Jugendgeschichte Jesu in der Bibel, die mit den Worten endet: “Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.” Vorher lernen wir aber noch zwei Menschen kennen, die schon zu diesem frühen Zeitpunkt gewusst haben, um wen es da geht, der im Tempel nach jüdischer Tradition dargestellt wird.

Aus dem Loblied des Simeon ist bis in die heutige Zeit das “Nunc dimittis” im Tagesabschlussgebet entnommen, in dem es heißt:

Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, * wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.

Denn meine Augen haben das Heil gesehen, * das du vor allen Völkern bereitet hast,

ein Licht, das die Heiden erleuchtet, * und Herrlichkeit für dein Volk Israel.

Das betet sich, gerade wenn man es regelmäßig betet, so leicht dahin, dass man sich ab und zu die Situation mal wieder vor Augen führen muss. Da kommen Josef und Maria mit dem kleinen Jesus in den Tempel und dieser greise Simeon erkennt in ihm – vom Heiligen Geist geleitet – den Erlöser. Was da an Zitat so feierlich daher kommt muss ein ungeheurer Ausbruch der Freude gewesen sein. Schließlich hat Simeoan offenbar lange Jahre damit zugebracht, auf Jesus zu warten, nachdem ihm offenbart worden war, “er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.” Und neben all dem, was in seinem kurzen Freudenlied über Jesus geweissagt wird (“ein Licht, das die Heiden erleuchtet”, “er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird”, “Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen”) ist das für mich eines der bewegendsten Zeugnisse.

Simeon hatte Jesus nie kennengelernt, er wird auch anschließend in der Bibel nicht mehr erwähnt, sein ganzes Leben war einzig und allein auf diesen Augenblick hin gerichtet, der uns als Christen bis heute begleitet. Und was er dafür mehr als alles benötigt hat, ist der Glaube an, das Vertrauen in Gott. Hier wie in nur wenigen Stellen sieht man, was der Heilige Geist zu tun in der Lage ist. Gott hat Simeon zu nichts gezwungen, aber er wollte: Er wollte im Tempel sein, wenn Jesus kommt. Er wollte sehen, an was er so lange geglaubt hat. Und – natürlich – auch im Glauben konnte er sich nie hundertprozentig sicher sein, dass er es sehen würde. Ob er wohl in den vielen Jahren mal gezweifelt hat?

Gleiches gilt für die ebenfalls erwähnte Prophetin Anna, von der berichtet wird “Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.” – Was für ein Glauben steht hinter einem solchen Leben?! Und welche Zweifel und Anfeindungen wird auch Anna in ihrem Leben erlebt haben? Vermutlich wurde sie als verschrobene alte Witwe wahrgenommen, man muss keine besondere Fantasie haben, um sich vorzustellen, dass man sich in ihrem Umfeld eher über sie – wie über diesen etwas eigenartigen Simeon – lustig gemacht hat.

An einer solchen Einstellung der Welt hat sich bis heute nicht viel geändert. Die älteren Damen, die abends in einer kalten Kirche den Rosenkranz beten, Menschen die sich zum Kirchgang, zur Lehre der Kirche bekennen, die ihr Leben daran ausrichten, auf weltliche Dinge zu Gunsten geistlicher und himmlischer verzichten – sie alle werden doch eher als Abweichler denn als Fundamente von Gemeinde und Gemeinschaft gesehen. Wer heute von etwas wie dem christlichen Glauben wirklich überzeugt ist, darin sein Lebensfundament und auch das Fundament einer lebenswerten Gesellschaft sieht, wird bestenfalls belächelt, eher als Fundamentalist wahrgenommen.

Und es stimmt ja auch: Wir haben als Christen ein Fundament, von dem wir nicht abweichen. Wir werden nicht gewalttätig, wir zwingen niemanden zu irgendwas, aber wir lassen uns auch nicht zur Annahme eines anderen als dieses Glaubens zwingen. Christen sind – hoffentlich – heute Fundamentalisten, wie es Simeon und Anna auch waren.

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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Gravatar: Martin Möller

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