Da kannste halt nix machen ...

Seitensprung, Trennung, Scheidung – natürlich kann es jeden treffen. Doch auch wenn es keine Garantien gibt: wem seine Ehe wirklich „heilig“ ist, der kann manches tun, um sie zu schützen. Wenn er denn wirklich will!

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So bezaubernd auch alles am Anfang gewesen sein mag – in immer mehr Ehen schrumpfen immer früher Träume und Ideale, platzen Illusionen, verfliegt der Sinneskitzel. Immer rascher bekommt der Lack der Hochglanzbeziehungen Alltagskratzer. Und fast jede Familie erlebt immer mehr Trennungen und Scheidungen von Ehepartnern im eigenen Freundeskreis. „Bis dass der Tod Euch scheidet“, gilt als naiv, als realitätsfremd. Auch in christlichen Ehen. Dabei war man sich doch stets sicher: Bei uns kann so was nicht passieren. Ehebruch, Trennung, Scheidung als abstraktes, beinahe digitales Schicksal, das nur andere treffen kann.


Doch Vorsicht mit Pauschalurteilen: Da sind jene, die leichtfertig die Ehe eingehen, schon vor der Trauung den möglichen Bruch mit einkalkulieren und haarklein sämtliche finanzielle Details in Eheverträgen regeln – für den „Fall X“. Weil man ja sieht, was rechts und links passiert. Die Schlange beißt sich in den Schwanz. Dann gibt es diejenigen, die das Versprechen ernst meinten, doch irgendwann „voll erwischt“ werden, sich Hals über Kopf verlieben, nicht mehr Herr ihrer Sinne sind. Denen rational durchaus klar ist, was sie aufgeben und zerstören, doch die „nicht anders können“. Und schließlich jene, die irgendwann aufgeben, weil doch ein neuer Weg, ein anderer Partner plötzlich so attraktiv erscheint. Aus was für Gründen auch immer.


Anständig und erbärmlich

Natürlich gibt es Ehen, die nicht „funktionieren“. Wenn nur Streit herrscht, wenn es gar zu körperlicher Gewalt kommt, dann kann eine Trennung tatsächlich der beste Weg sein. Für alle. Doch in vielen Fällen ist das Verlassen des Partners und der Kinder, das Brechen mit all dem, was man gemeinsam aufgebaut hat, nicht zwingend. Ist das erbärmlich? Ganz abgesehen von Glauben, Kirche und Sakramenten – gibt es nicht erst einmal so etwas wie „Anstand“? Ist es anständig, denjenigen zu verlassen, mit dem man ein Leben aufgebaut hat, mit dem man jahrelang durch Dick und Dünn gegangen ist, der einem in schwierigen Zeiten beigestanden hat? Würde man einem Freund das antun?


Nicht weniger erbärmlich ist es, wenn Freunde und Bekannte ein Trennungsdrama zum Thekengespräch erheben, analysieren, was da wohl nicht so ganz in Ordnung war. Man habe es ja schon immer gewusst und letzte Woche noch diesem und jenem gesagt, dass da was im Busch sei. Oder altklug diagnostizieren: „Dazu gehören immer zwei.“ Oder: „So was passiert nur, wenn was nicht stimmt.“ Es mag schwerfallen, sich hier einmal zurückzunehmen, ein solches „Thema“ unkommentiert zu lassen, es nicht breit zu tratschen – und nicht zu richten. Aus Respekt vor der verlassenen Familie und vor dem „Täter“ sollte man schweigen – und nur versuchen, zu helfen.


Kann das jedem passieren?

Und schließlich: Kann so was jedem passieren? Ja, es kann. Niemand sollte arrogant von sich behaupten, er sei dagegen gefeit, seine Ehe sei ja so gut, zudem von Gott getragen, da könne so etwas nicht passieren. Der Stolz ist die Ursünde. Das weiß auch der Teufel. Und der mag sie nun mal nicht, die „lebenslange Treue“.


Trotzdem: Auch wenn Ehebruch und Trennung keine fiktiven Romanthemen, sondern Folge von persönlicher Schuld und Versagen sind – niemand braucht sich diesem Schicksal wehrlos zu ergeben, niemand braucht die Achseln zu zucken und sich resigniert zu trösten: „Da kann man halt nichts machen...“ Man kann eine Menge machen, wenn nur eine einzige Voraussetzung wirklich erfüllt ist: Dass man tatsächlich will! Dass man seine Ehe und sein Versprechen vor dem anderen und vor Gott so ernst nimmt, dass man auch Mühen, und im Zweifel verflixt harte Mühen, bereitwillig in Kauf nimmt. Bevor es brenzlig wird. Doch Vorsicht: Selbst das ist keine Garantie!


Wer diese Bereitschaft aufbringt, für den könnte es lohnen, die folgenden zehn vorsichtig gemeinten Ratschläge für Ehealltag und Krisensituationen zu lesen. Derjenige aber, der recht lax mit Themen wie Seitensprung und Trennung umgeht („Niemand hat sich halt selbst gemacht.“); für den sie „heutzutage irgendwie zum Leben gehören“, der sollte hier weiterblättern.


Der eigenen Stärke misstrauen

„Ach, ist doch nicht so schlimm“ oder „Da ist doch nichts dabei“ oder „Wir sind doch beide erwachsen!“ Man kennt diese vollmundigen Erklärungen. Manch einem wird es übertrieben erscheinen, doch wer es ernst mit seiner Ehe meint, sollte den Umgang mit jenem Mann oder jener Frau, die einem besonders attraktiv erscheint, meiden. Im Büro und in der Nachbarschaft, im Bekanntenkreis, in der Schule oder im Kindergarten. Es fängt damit an, die Blicke zu beherrschen, längere Unterhaltungen zu meiden, bestimmte Situationen nicht zuzulassen, ohne unhöflich oder abweisend zu wirken. Es gibt Ehepartner, die selbst Fitnessstudios oder ähnliche Orte meiden, um Gelegenheiten erst gar keine Chance zu geben. Im Interesse ihrer Ehe. Darüber kann man in unserer „Küsschengesellschaft“ lächeln. Doch die Erfahrung zeigt, dass manch einer in etwas hineinschliddert, weil er es anfangs „nicht so schlimm“ fand. Vorsicht und Misstrauen gegenüber der eigenen Stärke sind nicht skrupulös, sondern klug!

Der Rosenkranz ist kein Ersatz für Sinnlichkeit

Vor allem Christen beruhigen sich oft damit, das Fundament ihrer Ehe sei ja sakramental, Gott beschütze sie schon, und vor einem solch transzendenten Fundament wären „Äußerlichkeiten“ eher Banalitäten. Was soll schon anbrennen, wenn man sich mit dem Partner auf einer höheren, übernatürlichen Ebene verbunden fühlt? Warum sich für den anderen attraktiv machen, schick anziehen, den Körper pflegen, wenn man um die sakramentale Dimension der Ehe weiß? Ein Trugschluss. Man darf so etwas ruhig „heilige Arroganz“, Einfalt, falsche Einschätzung der Natur des Menschen oder auch Rechtfertigung der eigenen Trägheit nennen.


Die Gnade hebt die Freiheit nicht auf. Und auch nicht die Anfälligkeit für Verführung. Ob gläubig oder nicht, ob verheiratet oder nicht: Der Mensch ist ein Sinneswesen. Und die „Waffen“ sind naturgemäß ungleich verteilt: Ein Mann erlebt die eigene Ehefrau, die sich schon am Morgen um mehrere Kinder kümmern muss, anders als ihre allein lebende „Konkurrentin“, die frisch gestylt ins Büro schwebt, nachdem sie genug Zeit für Morgentoilette, Schminke und Garderobenwahl hatte.


Die Chance, dass der Ehepartner nach rechts und links schaut, wird kleiner, wenn sich der oder die andere bemüht, möglichst gepflegt und attraktiv für den Partner zu bleiben. Dazu kann vieles gehören: ein gepflegtes Äußeres, vielleicht etwas Make-up, eine pfiffige Frisur und Kleidung, Mundpflege, kein Männerbierbauch.

Liebesbeweise

Kleine Aufmerksamkeiten können wichtiger sein als vollmundige Worte: Blumen, Hilfe im Haushalt, Pünktlichkeit, Fragen nach dem Befinden und den Ereignissen im Beruf. Eine kleine Zärtlichkeit vor dem Verlassen des Hauses, Kleinigkeiten, die den anderen spüren lassen, dass man an ihn denkt. Wer am Abend den Hund stets vor dem Partner begrüßt, wer ihm gerne ein „Leckerli“ mitbringt und für den Partner nur ein „Hey, Schatz“ übrig hat, läuft eher Gefahr, dass sich der „Schatz“ selbst sein „Leckerli“ sucht.


Oder auch: kein Stöhnen, sondern ein freudiges Gesicht zu zeigen, wenn die wenigen Hobby-Termine des Partners anstehen, die ihm so wichtig sind – obwohl zu Hause wie immer Arbeit wartet: sein Sporttraining, ihre Chorprobe, Stammtisch, ein Engagement in der Gemeinde oder der Sprachkurs.


Und ganz zentral: das Bemühen, gerade die Schwächen und kleinen Makel des anderen anzunehmen und zu lieben! Es geht, wenn man kämpft und in dem Partner stets den Menschen sieht, mit dem man damals sein Leben ohne Rückversicherung aufbauen wollte.

Kampf der Langeweile

Der vergessene Hochzeitstag und die Zeitung am Frühstückstisch erscheinen in der Karikatur als Signale ehelicher Alltagsprobleme: Trott, Überdruss und Gedankenlosigkeit. Theodor Bovet nennt in seinem in Millionenauflage verkauften Ehebuch die Langeweile „die verbreitetste und verheerendste Ehekrankheit“. In der langweiligen Ehe weiß man einander nichts mehr zu sagen, man schweigt sich an oder redet nur über die Kinder – und beide fürchten sich vor diesem Schweigen. Gemeinsame Unternehmungen, auch ohne Kinder, wie ein Abend beim Italiener, im Kino, im Theater, ein einziges gemeinsames Wochenende im Jahr, gemeinsam Sport treiben. Hier sind es häufig die Männer, die Geschäftstermine oder zuviel Arbeit vorschieben. Wer mit seiner Frau wirklich Pizza essen gehen will – warum geht er nicht einfach?

Die Ehe rangiert vor der Elternschaft

Vater oder Mutter dürfen sich nicht aus der Ehe völlig herauslösen, um hauptsächlich für die Kinder zu leben. Natürlich, das ist leicht gesagt, vor allem wenn mehrere Kinder da sind. Doch beide sind erst Partner und Partnerin und danach erst Vater und Mutter. Denn die geschlechtsspezifischen Bedürfnisse bleiben, auch wenn Kinder da sind, bei der Frau häufig verdeckter, was aber keine Vernachlässigung des Mannes rechtfertigt. Kinder sind „nur“ ein Zwischenstadium, eine „Leihgabe auf Zeit“. Eines Tages gehen sie ihre eigenen Wege.


Partnerschaft vor Elternschaft, auch im Interesse der Kinder. Ein Bewusstsein, das übrigens nicht unbedingt dadurch gefördert wird, dass der Mann seine Frau mit „Mutti“ oder „Mama“ anspricht. Gesünder wäre es, solche Kosenamen den Kindern zu überlassen.

Zärtlichkeit und Sexualität

Wenn Kinder da sind, entfaltet die Frau immer stärker ihre mütterlichen Qualitäten. Selbstverständlich ist das gut und entspricht ihrer Mutternatur. Doch manch eine scheint hierüber häufig zu vergessen, dass sie auch mit Kindern eine akzeptable Gefährtin für ihren Ehemann bleiben sollte. Der Mann versteht und begrüßt die Fürsorge und Liebe der Mutter für die Kinder zunächst. Es entgeht ihm, dass er in manchen Dingen zurückstecken muss, und er sieht das als selbstverständlich an. Was ihn aber allmählich dann doch zu bedrücken beginnt, ist, dass sie für sein Liebesverlangen offenbar nicht mehr recht ansprechbar ist. Sie empfindet sein Begehren als übertrieben und seine Zärtlichkeiten als zudringlich. Das ist neu für ihn. So gibt es Verstimmungen und trotziges Schweigen.

Beten

Nicht nur auf die eigene „Leistung“ setzen, sondern demütig und frühzeitig beten, dass die eigene Ehe halten wird, dass Gott den Partner und sich selbst vor Versuchungen beschützt, dass man es selbst immer ernst meint – und notfalls kämpfen will. Nicht erst beten, wenn die Krise da ist. Gott danken, wenn die Ehe gelingt – und nicht über das heimliche Wirken des Teufels, des Bösen, des Verführers lächeln.

Wie gesagt, dies sind vorsichtige Tipps, wie sich Ehekrisen möglicherweise vermeiden lassen. Sollte aber doch etwas „passieren“, dann wird es verflixt schwierig, dann zählt noch mehr der entschiedene Wille, die eigene Ehe zu schützen. Wenn es nicht schon zu spät ist…

An die Kinder denken

Es gibt Situationen, in denen die Kinder zum Kitt der Ehe werden können. Selbst wenn sich einer der Ehepartner verliebt hat. Es kann helfen, sich immer wieder vor Augen zu führen, welche Hypothek man mit der Trennung den Kindern für ihr ganzes Leben aufbürdet. Welch riesige Verantwortung man für diejenigen trägt, die man in die Welt gesetzt hat. Dass Scheidungskinder, und da sind sich die Familien- und Kindertherapeuten ausnahmsweise einig, es sehr schwer haben im Leben. Vieles kann hier helfen, wenn man nur will oder noch die Kraft besitzt, es zuzulassen: Gespräche, Wanderungen, Wochenendfahrten mit den Kindern, das Durchblättern von Photoalben...

Szenenwechsel

Wenn die Kraft noch reicht: die Umgebung wechseln, den Arbeitsplatz, den Verein, ja, notfalls die Stadt, um denjenigen Menschen, in den man sich so sehr verliebt hat, wirklich aus dem Weg zu gehen. Es gibt manche Beispiele von in Not geratenen Ehepartnern, wo ein solcher Szenenwechsel die Ehe gerettet hat. Auch hier ist entscheidend: Ist der Wille noch stark genug?

Kein falscher Stolz

Derjenige, dem ein Fehltritt passiert, darf keinen falschen Stolz hegen und, sollte er wieder klarsehen, sich nicht schämen, mit dem Ehepartner zu sprechen und darum bitten, wieder nach Hause zurückkommen zu dürfen. Zugleich sollte sich der betrogene Partner, so schwer es auch sein mag, im Interesse der Kinder möglichst um Augenmaß bemühen und dem Bereuenden vielleicht doch eine Chance geben.

Natürlich, all dies lässt sich so herrlich leicht formulieren, empfehlen und auch lesen. Vieles aber ist im Alltag sehr schwierig zu leben. Der Stachel der Erbsünde, die Macht der Gewöhnung und die Anfälligkeit des Menschen für Verführung wiegen schwer. Trotzdem: Vielleicht ist ja doch der eine oder andere kleine „Kampfpunkt“ dabei, der manchem helfen kann, an sich zu arbeiten, die Qualität der Partnerschaft zu verbessern, über den eigenen Schatten zu springen. Nicht stets zu lamentieren, was in seiner Ehe und Familie im Argen liegt, sondern auf das zu blicken, was stimmt! Wem seine Ehe wirklich „heilig“ ist, dem sollte auch keine Anstrengung zu hart sein. Es lohnt. Vor allem, bevor es brennt!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ajk

Ach wenn den Frauen nicht per Gesetz erlaubt ist, die Ehe einseitig aufzulösen und der Mann muss alles zahlen, fallen die Scheidungszahlen sowieso.

Nur weil der Ersatzmann Staat vorhanden ist, der die "Rechte" der Frauen durchboxt, und den Mann zwingen kann zum Unterhaltssklaven zu werden, lassen sich so viele Frauen scheiden. Oder lassen sich auf jemanden ein, ohne nachzudenken.

Die Rechtlosigkeit der Männer ist das Problem, sie sind per Gesetz kastriert. Und darum fehlt es auch an gestandenen Männern die mit vollem Herz für ihre Familie kämpfen. Und für Freiheit...

/ajk

Gravatar: Klimax

"Doch in vielen Fällen ist das Verlassen des Partners und der Kinder, das Brechen mit all dem, was man gemeinsam aufgebaut hat, nicht zwingend."

Hier wird ein Sachverhalt konsruiert, der beib den meisten Ehescheidungen gar nicht der Fall ist. Frauen reichen den größten Teil der Scheidungen ein. Sie nehmen die Kinder stets mit. Von einem Verlassen der Kinder kann keine Rede sein. Vielmehr werden Kinder aus Gründen mütterlicher Selbstverwirklichung (Ideal der alleinerziehenden Mutter!) oft gezwungen, ihre Väter zu verlassen. Und im Extremfall hinterlassen die Mütter nichts als eine Kontonummer. Finanziell möchte man nämlich gerne weiter verheiratet bleiben.

Und DAS ist das Problem. Wenn dieses Verhalten durch unser Familienrecht nicht sanktioniert, ja auch noch belohnt würde, dann dürfte sich die Ehescheidungsrate wohl über Nacht halbieren.

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