Das Handelsungleichgewicht zwischen den USA und China ist ein Problem für die Weltwirtschaft und ein wichter Faktor der aktuellen Instabilität. Dieses Ungleichgewicht wird oft auf die Unterbewertung der chinesischen Währung Yuan gegenüber dem Dollar zurückgeführt. Dies verbillige die chinesischen Exportgüter und so verschaffe sich China einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den USA. Dieter Smeets hat in seinem Beitrag auf dem Blog „Wirtschaftliche Freiheit“ darauf hingewiesen, dass der Wechselkurs allein die Entwicklung nicht erklären könne. Denn es gibt bei festen Wechselkursen einen starken Anreiz eine überbewertete Währung gegen eine unterbewertete Währung zu tauschen. Bei einer Unterbewertung der chinesischen Währung und einer Überbewertung der US-Währung würden unter normalen Umständen US-Dollars nach China fließen, dort in die einheimische Währung umgetauscht werden und eine Inflation auslösen. Diese würde Löhne und Preise in der Volksrepublik ansteigen lassen und die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern und die Wettbewerbsposition der USA verbessern. Die USA könnten dann mehr Güter und Dienstleistungen nach China exportieren und China würde mehr importieren. Es würde also derselbe Effekt wie bei einer Aufwertung des Yuan eintreten.
Dass dies nicht geschieht, deutet auf ein System der Devisenbewirtschaftung auf Seiten der Chinesen hin, das über die einfache Unterbewertung des Yuan durch den Wechselkurs hinausreicht. Smeets kommt zu dem Ergebnis: „Abweichungen von dem oben abgeleiteten Ergebnis sind jedoch dann möglich, wenn es der agierenden Notenbank gelingt, die mit den – nun obligatorischen – Interventionen verbundenen Einflüsse auf die Geldmenge zu sterilisieren. Bei kompletter Sterilisation bliebe die Inflationsrate unverändert und der Vorteil der unterbewerteten Währung könnte voll durchschlagen.“
Yu Yongding von der Chinese Academy of Social Sciences hat diesen Mechanismus schon 2008 in einem Aufsatz beschrieben: Die Offenmarktpolitik ist ein bevorzugtes Instrument der chinesischen Geldpolitik, das heißt die Zentralbank kauft und verkauft Staatsanleihen und Zentralbankwechsel. Seit 2003 begann die chinesische Zentralbank die Auswirkungen des Devisenzuflusses aus dem Ausland, besonders aus dem Dollarraum, zu sterilisieren, indem sie Devisen von den Geschäftsbanken gegen Zentralbankwechsel eintauschte und diese damit aus dem Wirtschaftskreislauf zog. Die darauf entrichteten Zinsen liegen in der Regel niedriger als die Zinsen für us-amerikanische Staatsanleihen, was den Zwangscharakter des Kaufs dieser Wechsel durch die Privatbanken zeigt.
Ein anderer Weg, um die Devisenzuflüsse zu neutralisieren besteht in den Anforderungen an die Mindestreserve der Banken. Anders als westliche Zentralbanken macht die die chinesische Zentralbank von dieser Möglichkeit zur geldpolitischen Steuerung sehr regen Gebrauch. So steigerte die chinesische Notenbank die Reserveanforderungen an die Geschäftsbanken von 7 Prozent im Jahr 2003 auf 9,5 Prozent im Jahr 2007, dem Jahr der Finanzkrise in den USA. Durch die Anhebung der Anforderungen wird die Möglichkeiten der chinesischen Banken durch die Vergabe von Krediten Liquidität zu schaffen begrenzt. Auf diese Weise entstand ein immer größeres Volumen von Zwangsreserven, die vor allem in Dollar und US-Staatsanleihen gehalten werden.
Informationen:
Yu Yongding: Chinese Macroeconomic Management Issues and Prospects, in: China, Asia, and the New World Economy, ed. by B. Eichengreen, C. Wyplosz and Y. C. Park, Oxford 2008.
Dieter Smeets: Vom Sinn und Unsinn eines Währungskriegs
Kommentare zum Artikel
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@ bökenkamp
könnte es sein, dass sie einfach die usa cooler finden als die chinesen und deshalb mit ihrer liberal-scheuklappen-manier ablenkungsmanöver starten?
Die Währungspolitik der chinesischen Notenbank zeigt Klugheit durch langfristig solide Strategie.
Die relativ hohen Midestreserven der chinesischen Geschäftsbanken, also deren Mit-Haftendes dämpfen übertriebene Risikobereitschaft im spekulativen Engagement.
Es ist eigentlich witzig, wie ein offiziell kommunistisches Land sich von den sozialistischen Prinzipien ferhält, sondern erfolgreich kapitalistisch wirtschaftet.
Dagegen spielen dort, wo offiziell keine sozialistische Wirtschafts- und Regierugspolitik existiert zum Trotz, die Verteilung, bzw. Sozialisierung wachsender Staats-Schulden bis in die nächsten Generationen statt.
Über die Verschuldung der USA haben jetzt in den Medien sehr viele geschrieben. Mir ging es darum, einen anderen Aspekt zu beleuchten, der wenig Aufmerksamkeit erfährt.
kein wort zum schuldenproblem der usa. Warum?