Business Class sind wir …

Im Janaur hat der frisch gebackene Delegat erstmals an einer Sitzung im Rat für die Neuevangelisierung teilgenommen. In Deutschland ist die Hatz auf Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst aber noch nicht beendet. Die Erbarmungslosigkeit der Polemik ist erschreckend.

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… äh, also nein, natürlich nicht. Journalisten fliegen Holzbrettklasse.

Aber jetzt ist es raus. Der Flug nach Rom hat sich gelohnt.

Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst ist jetzt Delegat für Katechese im Rat für die Neuevangelisierung. Damit wäre diese Sache dann endlich mal geklärt. Nun könnte ja, nachdem Klarheit herrscht, der eine oder andere mal auf die Idee kommen, dem Bischof zur Ernennung zu gratulieren und alles Gute zum Neuanfang zu wünschen.

Schaut man auf die Qulifikation des Bischofs, könnte es sich um einen Traumjob handeln. Einschlägige wissenschaftliche Publikationen und Studienaufenthalte im Ausland zum Thema Katechese liegen vor. Auch Gegner des Bischofs können sich nun entspannt zurück lehnen, denn dieser ist der katholischen Kirche in Deutschland fern. Nicht nur, daß er jetzt jenseits der Alpen seine Wirkungsstätte gefunden hat, er ist nun auch im weltkirchlichen Kontext unterwegs. Klein-klein ist nicht die Sache der Römer. Einmischung in die Alltagsarbeit einer Diözese oder Bischofskonferenz gibt es nicht. Wohl aber Hilfe und Unterstützung, wenn sie denn angefragt wird.

Statt sich zu freuen, daß man den ungeliebten Bischof jetzt los ist, setzt noch mal ein ordentliches Nachtreten ein. Beispielhaft in einem Artikel im KSTA. (Die folgenden Zitate stammen aus dem verlinkten Artikel.)

Und wenn man gerade mal dabei ist auszukeilen, dann kommt es auf Kleinigkeiten auch nicht mehr an.

Die entsprechende Urkunde, unterzeichnet von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, sei Tebartz unterdessen über den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic, zugestellt worden.

versus

Das eigentlich Bemerkenswerte an diesem Wirrwarr ist die Tatsache, dass weder das Bistum Limburg, dem Tebartz als ehemaliger Bischof formell angehört, noch die Deutsche Bischofskonferenz in Bonn und ebensowenig die Nuntiatur in Berlin vom tatsächlichen Stand Kenntnis hatte.

Bemerkt?

Zwar hat Erzbischof Eterovic, der Apostolische Nuntius in Deutschland Bischof Tebartz- van Elst die Urkunde zugestellt, jedoch hat man in der Nuntiatur “vom tatsächlichen Stand” keine Kenntnis. Ja, wie denn jetzt? Man merkt die Lächerlichkeit des Widerspruchs in den Vorwürfen. So viel Latein sollten auch die Mitarbeiter der Nuntiatur können, daß sie lesen können, was auf der Urkunde steht. Oder?

Was es das Bistum Limburg und die Deutsche Bischofskonferenz angehen sollte, wenn der Papst einen emeritierten Bischof in den Posten eines Delegaten beruft, erschließt sich nicht einmal näherungsweise. Das Bistum Limburg hat seinen ehemaligen Bischof auf brutalst mögliche Weise entsorgt. Nicht einmal eine angemessene Dienstwohnung wollte man ihm stellen, so daß er in einer, von seiner Familie angemieteten, Wohnung in Regensburg wohnt. Da emeritierte Bischöfe nicht Mitglieder der Bischofskonferenz sind, dürfte es die DBK – wenn überhaupt – nur am Rande interessieren, was ihre ehemaligen Mitglieder machen.

Aber:

Dies wurde von den Verantwortlichen als weiteres Indiz für die –  zurückhaltend formuliert – Eigenmächtigkeit des 55-Jährigen und für das Ausmaß der Beziehungsstörung zwischen ihm und den Verantwortlichen in seinem ehemaligen Bistums sowie der Bischofskonferenz gewertet.

Wer sind eigentlich diese ominösen Verantwortlichen? Die Deutsche Bischofskonferenz hat weder amtierenden noch emeritierten Bischöfen gegenüber eine Verantwortung oder gar eine Weisungsbefugnis. In der Tat hat es sich der Bischof ganz eigenmächtig erlaubt, sich um seine Weiterverwendung im Dienst der Kirche zu kümmern. Er hätte sich auch ein feines Leben als Jungrentner in Regensburg machen können. Sauna, Solarium, Faulenzen, Bücher lesen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Stattdessen hat er italienisch gelernt, sich um eine neue Aufgabe bemüht und sich last not least in die fachliche Arbeit gekniet.

Im Janaur hat der frisch gebackene Delegat erstmals an einer Sitzung im Rat für die Neuevangelisierung teilgenommen und wie aus römischen Kreisen zu erfahren war, für seine inhaltlichen Beiträgen viel Aufmerksamkeit und Zustimmung erhalten.

In Deutschland scheint die Hatz noch nicht beendet. Es erschreckt, wie Zeitgenossen, die in jedem dritten Satz das Wort “Barmherzigkeit” verwenden eine Polemik der Nichterlaubnis der Weiterexistenz, mithin eine Form verbaler Ver-Nichtung betreiben. Das läßt tief blicken, wie ernst sie ihre Barmherzigkeitspostulate selber nehmen. Diese Art der barmherzigen Ritter vom Orden der hartherzigen Gutmenschen machen mehr Angst als alle Kreuzritter der abendländischen Geschichte zusammen, denn eine derart vernichtende Barmherzigkeit kann jeden treffen, der eine Fehler macht, der versagt oder einfach Pech hat.

So wird auch diese Geschichte wieder mal zu einem Lehrstück der Zeitgeschichte und einem Fanal, wie kalt und herzlos unsere Gesellschaft partiell ist.

Der emeritierte Bischof von Limburg, der jetzt Delegat und damit Kurienbischof ist, wird nun sein Wissen und seine Kenntnisse im weltkirchlichen Kontext einbringen können. Wir werden sicher noch davon hören, denn selbst wenn – wie Gerüchte sagen – der Rat für die Neuevangelisierung aufgelöst werden würde, dann wäre das Thema Katechese auch in anderen kurialen Zusammenhängen wichtig. Vielleicht – jetzt werden einige in Ohnmacht fallen – bekommen wir ja in zehn Jahren eine Kongregation für Katechese mit einem dann Kardinal Tebartz- van Elst an der Spitze. (Der Riechsalzumsatz in Deutschland würde ungeahnte Höhen erklimmen.) Dennoch: Wer weiß schon, was morgen sein wird?

Zuerst erschienen auf katholon.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Mich interessiert eigentlich nur, ob uns Steuerzahlern Herr Tebartz-van Elst auf der Tasche liegt.

Gravatar: Andreas Schneider

Nicht ganz passend zum Thema: als aus einer katholischen Diaspora (mit ca. 5 % Katholikenanteil) stammender sog. "Immi" (für "Immigrant") protestantischen Familienhintergrundes registriere ich die Bedeutung, die seitens der Kölner Bevölkerung der Katholischen Kirche beigemessen wird, wohl besonders intensiv (wobei mir zugegebenermaßen Einiges fremd ist und wohl bleiben wird). Gerade das von Ihnen beigebrachte Beispiel des Kölner Stadtanzeigers, Herr Winnemöller, zeigt für mich (erneut!!) die Diskrepanz, die zwischen der "Bericht"erstattung und der wie selbstverständlichen Wahrnehmung vieler Bürger herrscht, auf.

Wobei gerade der KStA nicht nur aus meiner Sicht ein sehr unglückliches Bild abgibt - ich habe bislang bis auf wenige Ausnahmen nur die Online-Ausgabe gelesen und dies wiederum zuförderst wegen des Heimatteils. Nach einer internen Umstellung mit erforderlicher (und sehr komplizierter) Neuregistrierung brach die Zahl der (bis dato schon einer rigorosen Kontrolle mit vielfältigen Ablehnungen unterworfenen) Leserzuschriften massiv zusammen. Es war stets sehr deutlich feststellbar, welche Meinung man seitens des Verlagshauses DuMont-Schauberg präferiert. Kritik? Nein, danke!

Und um "die hohe Qualität sicher zu stellen", hat man im Herbst 2014 den Ausnahmefall zur Regel gemacht und bietet die Onlineausgabe nur noch gegen Entgelt an. Vielleicht lese ich ja nur die "falschen" sieben mir pro Monat noch bewilligten freien Artikel - aber Leserzuschriften habe ich seitdem übehaupt nicht mehr entdeckt. Mit der Schließung eines (ebenfalls recht rüder Kontrolle unterlegenen) offenen Forums Ende November ist man nun endlich unter sich und muss sich zumindest nicht mehr mit aufmüpfigen und kritischen Online-Lesern abgeben.

Tebartz van Elst, zu dem bzw. dessen Handeln ich mir kein Urteil anmaße (anmaßen kann), erscheint mir in solcher Atmosphäre medialer Überheblichkeit als gerade passend des Weges kommendes Opfer, an dem sich so mancher Schreiberling (der "Journalist" kommt mir dabei nicht in den Sinn) abarbeiten darf. Sein doppeltes Pech, dass er ein Amt in der Katholischen Kirche wahrnimmt - vom Stigma "Limburg" wird er sich kaum mehr befreien können.

Gravatar: MicroHirn

"Wer weiß schon, was morgen sein wird?"

Möglicherweise:
Matth. 24
48 So aber jener, der böse Knecht, wird in seinem Herzen sagen: Mein Herr kommt noch lange nicht, (2. Petrus 3.4)
49 und fängt an zu schlagen seine Mitknechte, ißt und trinkt mit den Trunkenen:
50 so wird der Herr des Knechtes kommen an dem Tage, des er sich nicht versieht, und zu einer Stunde, die er nicht meint,
51 und wird ihn zerscheitern und wird ihm den Lohn geben mit den Heuchlern: da wird sein Heulen und Zähneklappen.

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