Bundeswehr – Söldnerheer?

Die Werte Freiheit, Volk und Vaterland verlieren zunehmend an Bedeutung. Auch Demokratie und Menschenrechte erscheinen oftmals als Schimären. Es stellt sich die Frage, wofür deutsche Soldaten im Ausland kämpfen.

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Wenn mich mein Gedächtnis nicht allzu sehr im Stich lässt, habe ich einst als junger Wehrpflichtiger einen Eid auf Freiheit, Volk und Vaterland geleistet. Freiheit? Volk? Vaterland? Was ich damals alles damit verbunden habe!

Freiheit hieß für mich und meine Bundeswehr-Kameraden, sich zu wehren, falls die russische Armee den Boden der Bundesrepublik Deutschland betrete. Die Russen waren für mich diejenigen, die den östlichen Teil Deutschlands, wo ich Verwandte hatte, besetzt hielten. Die britischen, französischen und amerikanischen Soldaten erlebte ich nicht als Besatzer, sondern als Mitstationierte auf Truppenübungsplätzen oder Kasernen,  mit denen ich Zigaretten verschiedener, mir unbekannter Marken tauschte und auch rauchte. Der Gedanke, dass ein gleichaltriger Wehrpflichtiger der damaligen Deutschen Demokratischen Republik mit russischen Soldaten ähnliche und vergleichbare Erfahrungen verband, dämmerte mir erst Jahre später.

Irgendwie muss sich dieser Freiheitsbegriff in den Folgejahren schleichend verändert und in mir entleert haben, was mir aber erst auffiel, als einer unserer vielen Verteidigungsminister mich überzeugen wollte, dass unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt werde, er damit aber bei mir kläglichst scheiterte. Heute erlebe ich eine bundesdeutsche Medieneinheitslandschaft, der gegenüber ich meine eigene Meinungsfreiheit als mir noch verbliebene Freiheit allen Schmähungen zum Trotz tapfer verteidigen muss, was mir dank Internet noch möglich ist, solange dieses nicht zum Schauplatz eines Cyberkrieges verkommt. Die Grenze der Welt ist zur Zeit noch (?) durch den Internetanschluss an meinem jeweiligen Aufenthaltsort festgelegt. Einen Rest von Freiheit erlebe ich auch in meiner noch (?) sicheren Rente in Form finanzieller Unabhängigkeit. Aber auf eine solche Art Freiheit kann man wohl schlecht einen Eid leisten.

Volk und Vaterland waren für mich als junger Soldat die Menschen in meiner Nachbarschaft und meiner Stadt, die Menschen, welche als Einwohner die BRD besiedelten, ein wenig auch meine Verwandten in der DDR, nicht aber die italienischen, offensichtlich gegen alle Erkältungskrankheiten immunen Gastarbeiter, die auf den Baustellen in den leeren und weit hallenden Gebäuden selbst bei Schmuddelwetter mit voller Stimme ihre Lieder sangen, Belcanto vom Feinsten. Sie waren nicht in meinem Verteidigungsschema. Für die waren andere zuständig.

Heute spreche ich von Deutschlands Bevölkerung, nicht mehr vom Volk. Vaterland geht gar nicht mehr. Dazu bin ich zu oft und zu lang im Ausland. So hat sich im Laufe meines Lebens meine Wahrnehmung und wohl auch der Zustand dieser Gesellschaft verändert. Heute träume ich von einem Europa der Identitäten, wo z.B. ein Baske ein Baske sein darf, ohne zugleich Spanier oder Franzose sein zu müssen, oder ein Tiroler nicht zugleich Österreicher oder Italiener sein muss. Doch kann man auf einen solchen Traum einen Eid leisten?

Bedingt durch den rasanten Fortschritt der Technik wurde die allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt und ein Berufsheer geschaffen. Kurz und gut, mein feierlicher Schwur von damals scheint mir gegenstandslos geworden. An wen oder was sollte ich mich damit noch gebunden fühlen? Unmerklich landete er auf der Müllhalde der Geschichte.

Neuerdings nun tönen in abgekarteter Dreieinigkeit Bundespräsident, Außenminister und Verteidigungsministerin, dass die Bundesrepublik mehr für die Sicherheit tun müsse, von der sie selbst profitiere. Für wessen Sicherheit? Wer hat sie beauftragt, dass man die Bevölkerung auf weitere Auslandseinsätze seelisch vorbereiten müsse? Welche sind da in Vorbereitung?

Im Internet fand ich folgende, wohl nicht mehr auf dem neuesten Stand befindliche Liste:

Afghanistan (ISAF)

Kosovo (KFOR)

Horn von Afrika (Atalanta)

Küste des Libanon (UNIFIL)

Türkei (Active Fence Turkey)

Mali / Senegal (MINUSMA)

Mali (EUTM MALI)

Uganda (EUTM SOM)

Sudan (UNAMID)

Südsudan (UNMISS)

DR Kongo (EUSEC)

Afghanistan (UNAMA)

Westsahara (MINURSO)

Ich kann mich nicht entsinnen, dass Demokratie und Menschenrechte dort nun überall in der gleichen Weise herrschen wie bei uns. Eigentlich fehlt im Internet bei dieser Auflistung nur noch eine Bewertungsliste, bei der irgendwelche Einsatzveteranen bis zu fünf Sterne vergeben können wie in der Tourismusbranche. Schließlich sollten doch abenteuerlustige und kriegslüsterne Neubewerber bei der Armee vorher wissen, ob diese Art Horizonterweiterung ihre eigene Sehnsucht nach der großen weiten Welt auch weitgehend abdeckt.

Einen Kurztrip nach Syrien kann ich jenen schon jetzt empfehlen. Für die Reise dorthin genügt leichtes Handgepäck. Ihre deutschen und französischen Waffen sind schon dort, nämlich in den Händen der radikalislamischen Kämpfer von der „Nusra-Front“.

Beim Waffengeschäft hören Demokratie und Menschenrechte ganz schnell auf.  Von Freiheit, Volk und Vaterland spricht ohnehin niemand mehr.

Beitrag erschien auch auf: winfried.schley.over-blog.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Coyote38

Gott, was muss das für eine schöne Zeit gewesen sein, als Otto Normalverbraucher in einem teilsouveränen Deutschland seine Außen- und Sicherheitspolitik derart erledigte, dass man als Soldat "nach Osten über den Zaun guckte und abwartete" oder sich allabendlich in der "tagesschau" darüber informieren durfte, dass deutsche Außen- und Verteidigungsminister im NATO-Rat zu den amerikanischen Vorschlägen brav mit "ja" abgestimmt hatten.

Ich habe Neuigkeiten:
Die Zeiten, in denen sich Deutschland unter "Besatzungsstatut" sicherheitspolitisch gemütlich in schlußendlicher Verantwortungslosigkeit einrichten konnte, sind VORBEI. Dieses Land ist SOUVERÄN, es ist die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, die zweitstärkste Exportnation auf Erden, das größte, stärkste und bevölkerungsreichste Land in Europa.

Es mag Deutschland und den Deutschen nicht gefallen: Aber daraus ergibt sich eine VERANTWORTUNG.
Und dass mein deutsches Vaterland die Lektion eines doppelt gebrochenen historischen Rückgrats GELERNT hat, weiss ich als Soldat immer DANN besonders zu schätzen, wenn unsere westlichen Freunde pikiert die Augen verdrehen, eben genau WEIL die deutschen Politiker die Bundeswehr NICHT überall blindlings hinschicken.

ICH für meinen Teil bin 1991 Soldat geworden, weil ich es WICHTIG und erstrebenswert fand, dass das Deutschland der Jahre 1914-18 und insbesondere der Jahre 1933-45 NICHT wiederaufersteht.
Ich erfahre die große Gnade, meine Meinung überall frei äußern zu dürfen, ohne Gefahr für Leib und Leben zu befürchten. Und man stelle sich vor: Ich werde - zur Not unter Einsatz meines eigenen Lebens - dafür eintreten, dass auch ANDERE MENSCHEN diese große Gnade erfahren.

Ich verteidige die Freiheit.

Gravatar: Meier, Karl

"Die Werte Freiheit, Volk und Vaterland verlieren zunehmend an Bedeutung."

Nein - Ihre Bedeutung wird systematisch zersetzt. Seit der Wiedereinsetzung von Adorno und Horkheimer durch die Amerikaner in der Frankfurter Universität 1949 wird massiv und in voller Absicht an der Zerstörung aller Autorität in Familie, Nation und Religion gearbeitet, und damit an der Zerstörung dieser Ordnungen selbst. Wir Deutsche, und die anderen westlichen Völker, sollen zu bloßer Spachtelmasse im Geldimperium werden: Ohne Identität, ohne Willen, ohne Souveränität - eine bloße Gebrauchsmasse. (Die Bundeswehr ist in diesem Szenario die Hilfstruppe für die drei westlichen Besatzungsmächte, weiterhin und noch radikaler)

Gravatar: Jürgen Zumpe

Warum deutsche Soldaten im Ausland kämpfen?

Damit die Frauenbeauftragte von Kabul in aller Ruhe das Gift des Feminismus verbreiten kann. Wer´s nicht glaubt, der google es einfach.

Gravatar: Crono

Her Schley, danke.

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