Bundesregierung verliert das letzte Fünkchen an Glaubwürdigkeit

Der jetzt für möglich gehaltene Grexit ist auch eine Bestätigung der Kompetenz derjenigen, die diese Option schon immer für die richtigere hielten. Er ist und war proeuropäisch, denn er hilft Europäern.

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Merkel hält einen Euro-Austritt Griechenlands für verkraftbar, wie viele Medien (u.a. die ZEIT) berichten. Damit vollzieht die sog. Kanzlerin einen weiteren Sinneswandel und zeigt den Steuerzahlern den sinnbildlichen Stinkefinger.

“Was kostet uns der Euro?” Auf diese Frage kannte die radikaleuropäische Politik jahrelang nur eine Antwort: “Eine Überschuldung von Eurostaaten kann von vornherein ausgeschlossen werden”. Seit der Eurokrise wissen wir, dass dies eine dreiste Lüge war. Sind die Lügner von damals zur Rechenschaft gezogen werden? Nein, im Gegenteil. Heute zählen diese Lügner/innen zu den beliebtesten Politikern im Lande. Schon bei der Einführung des Euros gab es warnende Stimmen. Diese Stimmen wurden als “eurokritisch” und “antieuropäisch” abgestempelt und auf dem medialen Scheiterhaufen verbrannt. Wer in den 90er Jahren befürchtete, dass sich einzelne Eurostaaten verschulden könnten, hatte aber recht.

Auf dem Höhepunkt der Eurokrise wurde der EFSF und später der ESM gegründet. Damals noch mit der Absicht nur Staaten zu retten, kann diese Monsterbehörde inzwischen auch Banken retten. Das heißt die Banken haben nun ihren Schirm. Hat die GroKo deshalb so lange gewartet? Für den Steuerzahler wäre es wesentlich günstiger gekommen, wenn der Grexit schon in 2010 gekommen wäre. Nun sind wir 5 Jahre zu spät, aber die Banken sind fein raus.

Zirka 90% der Deutschen sind Kunde bei einer Sparkasse oder Volksbank. Wenn der Grexit Großbanken pleite gehen lässt, dann trifft es nicht viele. Zudem gibt es Mechanismen, die Einlagen der Sparer zu schützen. Die Schockwellen in 2010 wären vielleicht ein bisschen heftiger gewesen, aber heute 5 Jahre später, ginge es den Menschen bereits besser. Der jetzt für möglich gehaltene Grexit ist auch eine Bestätigung der Kompetenz derjenigen, die diese Option schon immer für die richtigere hielten. Laut Lügenpack wäre bei einem Euroausstieg in 2010 noch das Universum explodiert. Heute passiert das scheinbar nicht mehr. Da muss man sich echt mal an den Kopf fassen. Diese Dreistigkeit und diese Verlogenheit ist unerträglich.

Lauf ifo-Institut haften wir im Moment mit ca. 514 Mrd.€ für die Eurozone. Ein Grexit in 2010 wäre auch kein Schnäppchen gewesen, aber mit dieser Summe hätte es sicher gereicht, denn es hätte nicht den Staatshaushalt sondern Banken getroffen (siehe Bild oben). Der Staat hätte dann wieder Banken retten können; oder die Einlagen. 514 Mrd. Euro ist viel Geld. Davon hätte man zirka 98 mal den berliner Flughafen oder 85 mal S21 bauen können! Auch Investitionen in Bildung und Infrastuktur sind den meisten Menschen lieber, als wieder nur Banken zu retten. Der zu späte Grexit ist eine Farce: “Banken sind gerettet, jetzt wird Griechenland aus den Fesseln gelassen.” Brauchte Merkel erst das OK von US-Banken, bevor sie den Euro-Austritt Griechenlands für “verkraftbar” halten darf?

Der Grexit ist und war proeuropäisch, denn er hilft Europäern. Wer die Griechen weiter geißeln will, ist weder demokratisch noch europäisch. Was wir seit 2010 sahen ist radikaleuropäische Sparpolitik, damit die Banken Stück für Stück ihre griechischen Anleihen an Rettungsschirme und EZB verkaufen können. Der Euro-Austritt Griechenlands ist bereits in den Märkten eingepreist, trotzdem hätte man viel Geld gespart, wenn man 2010 auf die Kritiker von ESM und Spardiktat gehört hätte statt sie als Hexen zu verbrennen. Der Grexit erinnert ein bisschen an den Atomausstieg: Merkel stellt sich auf die Seite der Industrie, wartet bis zuletzt, wendet ihren Hals und macht dann das Gegenteil. Der Kurswechsel kommt für unser Steuergeld zu spät! Es wird spannend ob die Wählerinnen und Wähler das Lügenpack (= alle Parteien) endlich abwählen, oder ob es die staatliche Propaganda erneut schafft, die Menschen einzulullen.

Der Euro dient dem Lügenpack oft auch als Ersatzreligion. “Mit ihm steht und fällt alles”, erzählte man uns pausenlos. Ich würde lieber Kinder in Afrika rettet, statt Banken in Griechenland. Die modernen radikaleuropäischen Neosozialisten schlagen mit verbunden Augen mit der Nazikeule um sich und merken dabei nicht, dass sie selbst auch Täter sind. Die Euroretter sind Antieuropäer und kämpfen mit aller Gewalt gegen Frieden und Solidarität in Europa.

Das radikaleuropäische Parteienkartell kommt unserer geschichtlichen Verantwortung in keinster Weise nach. Man hat uns eingeflößt, dass Europa und der Euro das gleiche sei. Aus heutiger Sicht betrachtet wäre eine Reform der Währungsunion der geschmeidigere Weg gewesen. Außerdem widerspricht die Aussage “Zerbricht der Euro, dann zerbricht Europa” der Theorie der Plattentektonik.  Es geht nicht nur ums Prinzip und darum, dass die Kritiker schon immer recht hatten. Es geht auch darum wie man mit Kritikern seit 2010 umgegangen ist. Der Euro wurde mystifiziert und heiliggesprochen. Diesen bunten Zettelchen wurde Friede und alles mögliche angeheftet. Das Gegenteil trat ein: Die Ungleichgewichte spalten Europa. Mit Spaltung kennt sich Frau Merkel als Physikerin ja sicherlich aus.

Zuerst erschienen auf pinksliberal.wordpress.com

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: MAX

Warten wir mal die Wahlen in Griechenland ab.
Merkels Drohung mit dem GREXIT hat ja schon ihren Zweck erreicht.
Viele Griechen werden aus Angst vor dem Untergang ohne die Rettungsmilliarden aus
Deutschland bestimmt nicht die Linken wählen.
Es geht denen um ihre hohen EURO-Renten und Pensionen , die Deutschland noch
immer bezahlt.

Gravatar: Freigeist

Es versteht doch mittlerweile jeder politisch denkende Mensch, dass mit der Rettung von Griechenland nur Zeit zu gewinnen versucht wurde. Die Verzögerung hat doch gut geklappt. Nach dem Lehmann-Crash wollte man keinen zweiten Crash riskieren, so schnell in Folge. Nun kann man an den Euro-Austritt und vielleicht auch EU-Austritt von Griechenland denken. Wird spannend werden. Ich freue mich schon darauf, was man dabei alles lernen kann.

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