Bürgschaftspopulismus

Wer erinnert sich noch an die heroische Rettungsaktion von Ex-Bundeskanzler Gerhardt Schröder für den von der Pleite bedrohten Holzmann-Konzern?

Veröffentlicht:
von

Am Ende verhinderten die staatlichen Bürgschaften weder die Pleite des Unternehmens noch wurden dadurch Arbeitsplätze gerettet. Allein der Bundeskanzler konnte sich dadurch als Retter in Szene setzen. Geschichte wiederholt sich, weshalb jetzt das Land Nordrhein-Westfalen der Schlecker-Transfergesellschaft eine Bürgschaft in Aussicht gestellt hat. Wie damals ist diese Unterfangen eine volkswirtschaftliche Dummheit. Schlecker hat in der Vergangenheit gezeigt, dass das Unternehmen den anderen Drogeriemarktketten im Wettbewerb nicht das Wasser reichen kann. Die Pleite ist daher die Quittung für fehlende Wirtschaftlichkeit und einen Mangel an Kundenorientierung.

Das Scheitern des Unternehmens ändert jedoch keineswegs den Bedarf der Bevölkerung an Drogerieartikeln, so dass der Verlust an Arbeitsplätzen bei Schlecker durch einen Mehrbedarf an Beschäftigten bei den Wettbewerbern kompensiert wird, die zukünftig die Fillialen übernehmen oder an bestehenden Standorten ihre Kapazitäten ausbauen. Der NRW-Spitzenkandidat für die FDP Christian Lindner hat völlig recht, wenn er in seiner Ablehnung dieses Ansinnens darauf hinweist, dass es bessere Arbeitsmarktinstrumente zur Hilfe der Schlecker-Mitarbeiter gibt, ohne dabei die Grundsätze der Marktwirtschaft zu verletzen. Während die Wettbewerber von Schlecker gezeigt haben, dass Sie mit ihrem konkurrenzfähigeren Angebot auch sicherere Beschäftigungsperspektiven schaffen konnten, ist die Subventionierung einer Transfergesellschaft eine sehr unsichere Kiste. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Fehler der Vergangenheit wirklich korrigiert werden, kann niemand sagen. Zudem ist davon auszugehen, dass die finanzielle Zurückhaltung privater Geldgeber gerade Ausdruck des Misstrauens in die Lösungskompetenz einer Transfergesellschaft ist.

In dieser Situation ist es sinnvoller sich auf die erfolgreichen Wettbewerber zu verlassen und den Beschäftigten bei Schlecker den Übergang in eine alternative Beschäftigung so einfach wie möglich zu machen. Wer den Beschäftigten aus der finanziellen Misere helfen will ist nicht darauf angewiesen der Schlecker-Transfergesellschaft einen geldwerten Vorteil zuzuschanzen. Genauso gut könne man auch eine staatliche Beteiligung an Sozialplänen in betracht ziehen, ohne damit den Wettbewerb über die Maßen zu verzerren.

liberalesinstitut.wordpress.com

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Sehr richtig, Herr Hentrich, aber als Politiker kann man sich doch eine solche Gelegenheit zur Selbstdarstellung nicht entgehen lassen.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang