Buchbesprechung:

Navidi, Sandra; Roubini, Nouriel: $uper-hubs – Wie die Finanzelite und ihre Netzwerke die Welt regieren. Finanzbuch-Verlag, München 2016, 320 Seiten, ISBN: 978-3-89879-959-1; 19,99 €

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Es war nicht der Titel „$uper-hubs“, sondern mehr der Untertitel, der mich neugierig machte. Das Buch gibt einen guten Einblick in die Macht wie die Machenschaften einer exklusiven Finanzelite und ihre Verquickung mit der Politik. Eine Währung auf den Finanzmärkten ist die Fehlinformation, die Verbreitung von Gerüchten. Der Grat zwischen seriöser Berichterstattung und regelrechter Information ist fließend. „Wissen aus erster Hand ist die Nadel im Heuhaufen der Information. Direkte persönliche Beziehungen stellen die verlässlichsten Quellen dar“. Der Aufbau von informellen und exklusiven Netzwerken zwischen der Finanz-Elite und eine enge personelle Verzahnung mit der politischen Macht-Elite sind von unschätzbarem Wert.

Das Finanzsystem ist ein allumspannendes Netzwerk höchstpersönlicher Beziehungen. Es ist ein komplexes System, die Basis für das Funktionieren aller Gesellschaften. Da Menschen und ihre Beziehungen nicht objektiv messbar, mathematisch modellierbar und berechenbar sind, benötigt die Finanzelite andere Beziehungsgeflechte über informelle bilaterale Treffen wie die jährliche Konferenz des Weltwirtschaftsforums in Davos. Unter den 2.500 Teilnehmern befindet sich die internationale Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Vordergründig werden Lösungen für globale Probleme diskutiert, aber hauptsächlich dient das Netzwerken der Geldelite dem Einfädeln von Geschäften. Die an den Knotenpunkten operierenden Finanzmagnaten mögen nicht so bekannt sein, aber sie verfügen über eine größere Machtfülle als die gewählten Volksvertreter; sie bilden eine globale „Über-Regierung“.

Aus Sicht der Bürger wird die von der Wirtschaft zusehends abgekoppelte Finanzwelt immer abstrakter und unverständlicher. Das System droht instabil zu werden. „Mega-Unternehmer, Superinvestor und Milliardär Nick Hanauer hat sein „Zillionär“-Kollegen davor gewarnt, dass „die Mistgabeln im Anmarsch“ sind. Nach Ansicht des Ultrakapitalisten haben sich die Vereinigten Staaten von einer kapitalistischen zu einer feudalistischen Gesellschaft verändert“. Eine der unverzichtbarsten Eigenschaften, die Führungspersönlichkeiten besitzen müssen, ist emotionale Intelligenz. Die Finanzwelt ist darwinistisch und nur der Stärkste überlebt. Sie hat eine „Vorliebe für Gleichartige“, kommt nach dem Naturgesetz der Homophilie zusammen. Die Top-Elite sendet auf der gleichen Wellenlänge, gleicht einer „riesigen Krake“, die „die Menschheit in ihrem Würgegriff hält“.

Die Globalisierung und Internationalisierung hat in Verbindung mit dem elektronischen Geldverkehr das Entstehen einer alle nationalen Grenzen überschreitenden Machtelite befördert. In ihren Denkfabriken verbergen sich Menschen mit Macht, Einfluss und Geld. Ihre Netzwerk-Stärke verleiht Netzwerk-Macht, über alle Kontinente hinweg!

Nach Ansicht der Autorin ist „die vermutlich exklusivste alle exklusiven Zusammenkünfte der Weltelite die Bilderberg-Konferenz“. Zu deren dreitägigen Zusammenkünften sind nur rund 150 der mächtigsten Menschen der Welt eingeladen, viele davon aus dem Finanzsektor. Die Teilnehmer sind verpflichtet, Diskretion zu wahren. „Aber Geheimhaltung erweckt Misstrauen, und Verschwörungstheoretiker sehen Bilderberg als eine von globalen Unternehmen kontrollierte Schattenregierung, die dort über das Schicksal der Welt entscheidet“. Hat das Finanzmacht-Kartell ein „Zeitalter der Verantwortungslosigkeit“ heraufbeschworen? Sind die Super-hubs Gefangene des Systems oder halten sie das System gefangen?

Das Buch ist keine leichte Lektüre. Es gibt Einblicke in die Mechanismen einer „Welt“, deren Türen uns verschlossen bleiben. Finanzwelt und Politik sind untrennbar miteinander verflochten, so dass zwischen beiden sich eine Art „Beziehungs-Geiselhaft“ etabliert hat mit der Gefahr, dass „ Geld und Gier“ als „Maß aller Dinge“ die sozialen marktwirtschaftlichen Strukturen zerstören und die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößern.

Beitrag zuerst erschienen auf derwettermann.de

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