Btrachtungen zur Fastenzeit: Josef

Man könnte glauben, über den Ziehvater Jesu gäbe es gar nicht so viel zu berichten. Doch Josef ist ein großartiges Beispiel an Gottvertrauen und Verantwortungsübernahme.

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Wenn ich heute zum Tagesevangelium (Matthäus 1,16.18-21.24a) etwas über den Heiligen Josef, dessen Hochfest wir heute feiern, schreibe, dann muss ich direkt zugeben, dass das nicht alles auf meinem Mist gewachsen sein wird, da der Heilige Josef Thema auch bei meinen Exerzitien vom letzten Wochenende war. Dabei könnte man glauben, über den Ziehvater Jesu gäbe es gar nicht so viel zu berichten.

Nehmen wir zum Beispiel das Matthäusevangelium, aus dem auch das heutige Evangelium entnommen ist. Dort taucht Josef in der Beschreibung des Stammbaums Jesu auf, dann bei der Verkündigung durch den Engel, der ihm aufträgt, bei seiner Verlobten Maria zu bleiben, obschon sie nicht von ihm schwanger ist, dann wieder bei der Flucht nach und der Rückkehr aus Ägypten. Das war’s, mehr wird bei Matthäus nicht von Josef berichtet. Das ist aber schon vergleichsweise viel, im Markusevangelium taucht er gar nicht auf (zugegeben, auch seine Mutter Maria wird in diesem kurzen Evangelium nur einmal erwähnt), im Lukasevangelium taucht er auch nur zur Geburt auf, und ohne den Besuch eines Engels, im Johannesevangelium wird er nur einmal erwähnt.

Aber was über ihn berichtet wird, das ist durchaus zur Nachahmung empfohlen. Denn er hört auf den Engel, im Vertrauen darauf, dass Gottes Auftrag für ihn schon gut sein wird. Da ist erstmal die Schwangerschaft, bei der Josef davon ausgehen muss, dass seine Verlobte fremd gegangen ist. Dort erweist er sich als „Gerechter“, der seine Frau nicht bloßstellen will. Vor allem aber erweist er sich als vertrauensvoll Gott gegenüber. Man muss sich vorstellen: Seine Verlobte, sie sind noch nicht verheiratet, ist schwanger, aber er bleibt bei ihr, steht zu ihr. Sein guter Ruf in Nazareth steht auf dem Spiel … aber wenn Gott es sagt, dann tut er es.

Und wenn sie dann nach Bethlehem müssen, was schon ohne schwangere Frau keine besonders leichte Reise gewesen ist, dann nimmt er auch das auf sich, ohne – jedenfalls dokumentiertes – Klagen. Es ist nicht sein Kind, es müsste nicht seine Sorge sein, aber Gott hat ihm aufgetragen, sich um das Kind und seine Mutter zu kümmern, also tut er das.

Ob Josef bei der Reise, bei den Schwierigkeiten, mit einer hochschwangeren Frau eine Bleibe in Bethlehem zu finden, bei der Geburt in einem Stall, zwischen Tieren statt in einer beschaulichen Bleibe, ob ihm dabei mal der Gedanke gekommen sein mag, dass ihn das alles doch im Grunde nichts angehen müsse, ob er den Gedanken an Flucht aus dieser Situation gehabt hat? Verstanden hätten ihn sicher viele. Aber egal ob er diese Gedanken gehabt haben mag: Er hat sich für seine Frau, das Kind und vor allem für Gott entschieden!

Und dann die Aufforderung zur Flucht nach Ägypten – man kann Josef quasi stöhnen hören „Auch das noch!“ Ist doch gar nicht sein Kind … aber Gott hat ihm dieses Kind anvertraut, und so zieht er los, in ein fremdes Land, fremden Sitten, mit fremden Menschen, die sich vermutlich fragen, was dieser Zimmermann mit seiner Frau und dem kleinen Kind eigentlich in Ägypten will. Keine besonders erfreuliche Aussicht, im Vergleich zu einem kleinen eigenen Betrieb in Nazareth, wo man ihn kennt und er angesehen ist. Und wieder, er zögert nicht, nimmt den Auftrag an – im Vertrauen auf Gott, der es schon gut mit ihm und den ihm Anvertrauten meint.

Dann führt ihn der Weg noch zurück nach Nazareth, als Herodes gestorben ist, in Angst, dessen Nachfolger könne ihnen immer noch nachstellen – Herodes hatte sich mit dem Mord an den vielen kleinen Kindern ja als echter Tyrann erwiesen, wer weiß, wie es da mit seinem Erben aussieht? Aber Josef vertraut auf Gott und macht sich auf den Weg zurück.

Mir gefällt ehrlich gesagt die Vorstellung, dass Josef in all der Zeit durchaus auch Zweifel beschlichen haben mögen, dass er nachts mit offenen Augen dagelegen haben mag und sich vorgestellt hat, wie sein Leben, das er eigentlich für Maria und sich geplant hatte, ausgesehen hätte. Mit Sicherheit anders als als Flüchtling in Ägypten, mit einem Kind, das nicht sein eigenes ist, verfolgt von einem blutrünstigen Kinderschlächter, fern seiner eigentlichen Heimat. Und mir gefällt die Vorstellung, dass er sich dann doch umgedreht hat mit dem Gedanken, dass es Gott selbst war, der ihn in diese Situation geführt hat und der sich nun auch um ihn kümmern wird: Gottes Vorsehung würde ihn auch weiter leiten. Und so übernimmt er weiter Verantwortung, die er rein äußerlich nicht übernehmen müsste, die ihm aber Gott übertragen hat, und die er deshalb auch nicht in Frage stellt.

Und weil das ein so großartiges Beispiel an Gottvertrauen und Verantwortungsübernahme ist, ist Josef auch mit diesen wenigen Hinweisen auf ihn in der Bibel, ausreichend beschrieben. Offenbar war das auch den Autoren klar, die deshalb auch auf zusätzliche Geschichten von ihm verzichteten, die sie ansonsten sicher ausfindig hätten machen können. Aber wozu, wenn doch das Vorbild Josefs mit den wenigen Beispielen ausreichend beschrieben ist. Und so ist es vielleicht auch ein Bild von Demut, wenn über das Altern und den Tod Josefs nichts überliefert wurde. Die paar Zeilen in der Bibel sind großartig genug, dass wir heute sein Hochfest feiern können!

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Es wundert mich immer wieder, wie man Menschen mit mystischen Geschichten das Geld aus der Tasche ziehen kann.

So erwirtschaftet die ev. Kirche mit der Kirchensteuer über 4 Milliarden Euro jährlich, regelmäßige Kirchgänger sind aber nur ungefähr 3,6% der Mitglieder.

Ein Lichtblick: Bei uns in Regensburg sind im Januar über 2 Promille der ev. "Christen" aus der Kirche ausgetreten, in nur einem Monat!

Die r.-k. Kirche verliert alle 5 Jahre in Deutschland eine Million Mitglieder.

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