Böse Bücher von ALDI

Mangrovenholz in ALDI-Büchern. Umweltskandal oder ungelegtes Ei?

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Bei den Klimarettern stehen ALDI-Bücher am Pranger, weil die Waldschutzorganisation Robin Wood in ihrem Papier Spuren von Magrovenholz gefunden haben will. Und tatsächlich, aus Magrovenholz werden unter anderem Holzschnitzel für die Papierindustrie gemacht. Doch bevor man die Lanze gerade wieder einmal über dem Discounter ALDI bricht, der mit seinen billigen Büchern auch die weniger zahlungskräftigen Deutschen zum Lesen animiert, sollte man diese Nutzung des Mangrovenholzes ins Verhältnis zu anderen Bedrohungen der ökologisch wertvollen Magrovenwälder setzen. Laut einem FAO-Bericht über die globale Entwicklung der Mangrovenwälder sehen sich Magroven einer Vielzahl von Bedrohungen gegenüber. Von der traditionellen Nutzung durch die Bevölkerung für die Gewinnung von Brennholz, Holzkohle und Baumaterialien, der Abholzung und Trockenlegung der Wälder  zur Gewinnung von landwirtschaftlicher Nutzfläche, über die industrielle Holzgewinnung für die Papier- und Zellstoffherstellung sowie Holzkohleproduktion auch für Exportzwecke bis hin zur Vernichtung der Wälder durch den massiven Ausbau von Shrimpsfarmen reicht die Spanne der Bedrohungen des globalen Magrovenbestands. Warum gerade ALDI-Bücher hier als Übeltäter dingfest gemacht werden, obwohl auch Tropentouristen, Seafood-Gourmees oder Grillfans eine Mangrovenbedrohung darstellen, ist nicht so ohne weitere einleuchtend. Zudem ist nicht klar, ob die Nutzung des Mangrovenholzes im Papier der Bücher die primäre Ursache für die Abholzung ist oder andere Nutzungen im Vordergrund stehen und das Holz nur Beiprodukt dieser Waldverdrängung ist, das so wenigstens noch einer sinnvollen Nutzung zugeführt wird. Zwar kann man das Holz einer bestimmten Baumgattung in den Papierfasern nachweisen, nicht jedoch die tatsächliche Quelle des Rohstoffs. So besteht beispielsweise auch die Möglichkeit, dass es sich bei dem Material um Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Mangrovenplantagen handelt, wie sie in Bangladesh, Malaysia und Vietnam anzutreffen sind. Somit ist es auch nicht möglich, eine klare Aussage darüber zu treffen, inwiefern die ALDI-Bücher überhaupt zur Mangrovenwaldzerstörung beigetragen haben bzw. ihre Nutzung in einem ursächlichen Zusammenhang zur Vernichtung der Wälder steht. All dies sind Fragen die zu beantworten sind, bevor der Stab über der Nutzung von Mangrovenholz in Büchern gebrochen wird.

Wie immer wird durch eine derartige Berichterstattung vom Kern des Problems abgelenkt und ein wohlgefälliges Feindbild gepflegt:  Billigbücher rücken unserer Lebensgrundlage zu Leibe. Die eigentlichen Ursachen dieser Entwicklung, wie ungesicherte Eigentumsrechte der einheimischen Bevölkerung, Armut und fehlende Entwicklungsalternativen, aber auch der fehlende Zugang zu alternativen Brennstoffen, weil Energiemärkte und Infrastrukturen kaum existieren, tauchen in der hiesigen Berichterstattung nicht auf. Der Billigheimer ALDI und seine verachtenswerte Kundschaft, die sich mangels Einkommen noch nicht zur zahlungskräftigen Elite der Ökokonsumenten zählen dürfen, sind da doch wesentlich einfacher an den Pranger zu stellen. Tatsächlich lebt es sich einfacher mit so einem schlichten Feindbild. Man spart sich die Recherche, schreibt einfach der nächstbesten Nachrichtenquelle ab und erlangt trotzdem den Beifall derjenigen, die sowieso nur lesen wollen, was sie ohnehin schon glauben.

Dieser Beitrag erschien auch bei "Denken für die Freiheit", dem Weblog des Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

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