Black Friday: Zombie-Apokalypse in der Planwirtschaft

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Mit dem Sturmgewehr gegen die Folgen des Falschgeldsystems

Es war der 28. November 2008. Mehr als 2.000 einstmals menschenähnliche Konsum-Zombies warteten ungeduldig vor den Türen der Wal-Mart-Filiale auf Long Island im US-Bundesstaat New York. Es war Black Friday. Der vierte Freitag im November, der Beginn des weihnachtlichen Kaufrausches auf dem nordamerikanischen Kontinent. Rabatte allerorten. Alles musste raus. Fäuste prasselten rhythmisch gegen die Glastüren. „Drückt die Türen ein!“, lautete die hohle, aber immer lauter intonierte Hymne der Wartenden. In der Filiale machte sich Unruhe breit. Die Angestellten rückten näher zusammen, hakten sich unter, bildeten eine Kette, um sich dem drohenden Ansturm erwehren zu können. Dem 34 Jahre alten Jdimytai Damour oblag es schließlich, pünktlich um fünf Uhr am frühen Freitagmorgen die Türen der Filiale zu öffnen und der Zombiehorde das letzte gläserne Hindernis aus dem Weg zu räumen. Eine Tätigkeit, die er nicht überleben sollte. Die Horde trampelte ihn schnell nieder. Er verlor Kontrolle, Gleichgewicht, die Kraft aufzustehen, zu Atmen und schließlich auch sein Leben. Jdimytai Damour war damals das erste von bislang vier Opfern, die die willenlosen Konsum-Zombies seit 2008 am alljährlich wiederkehrenden Black Friday forderten.

Und der schwarze Freitag 2013 rückt unaufhaltsam näher. Am 29. November 2013 ist es abermals soweit. Lebensmittelmarken werden Lebensmittelmarken sein gelassen. Die längst überstrapazierten Kreditkarten werden gezückt und die Türen der nächstgelegenen Shopping-Tempel eingedrückt. Die Volksmassen kochen schon. Willenlose Horden in kollektiver Ekstase. Und ihre Führer reiben sich im Hintergrund die Fäustchen.

Eine Methode, die längst nicht nur in Nordamerika greift. Auch wenn Venezuelas neuer Präsident Nicolás Maduro sich immer wieder gerne schmähend gegen seinen US-amerikanischen Kollegen Obama zitieren lässt, zollt er dessen Methoden zur Volkskontrolle längst schon Respekt. „Dass ja nichts mehr in den Regalen bleibt!“, brüllte er am 8. November 2013 in die Mikrofone seiner Staatsfunker, bevor er seinen Soldaten befehligte, alle Filialen der Elektrokette Daka zu besetzen. Und Daka war nur der Beginn seiner umfassenden anti-kapitalistischen Säuberungsaktion. Angeblich um die galoppierende Inflation in Venezuela zu bekämpfen, zwangen Maduro und seine Genossen auch Spielwarenläden und Baumärkte ihre Preise um 70 Prozent zu senken. Mit dem Sturmgewehr gegen die Folgen des Falschgeldsystems. „Die parasitäre Bourgeoisie hat den Wirtschaftskrieg erklärt“, glaubte Maduro die Ursachen der Preisinflation ergründen zu können, offenbarte damit jedoch die größte anzunehmende Unkenntnis ökonomischer Zusammenhänge. Der Wirtschafts-GAU geht in Venezuela schon seit Jahrzehnten seinen Gang. Maduros Vorgänger Hugo Chávez ließ die Inflationsrate auf unglaubliche 55 Prozent steigen und Währungsreserven zusammenschrupfen. Seit Jahren schon wird dem Land trotz enormer Vorräte an Erdöl das höchste Risiko als Kreditnehmer bescheinigt. Mangel herrscht allerorten. Nahrungsmittel sind genauso knapp wie Hygienartikel. Die Regale in den Supermärkten sind leer. Regelmäßig fällt der Strom aus. Mittlerweile müssen 95 Prozent aller Konsumwaren importiert werden.

Wenn Maduros Untertanen also schon nichts zu beißen haben, werden sie nun wenigstens in den Genuss der Dienste von Videorekordern und Bügeleisen kommen. Einmal das Leben so genießen, als lebe man in einer freien Marktwirtschaft. Ein Segen. Die Planwirtschaft macht es möglich! In den USA wie in Venezuela. Und der große Teich wird das „alte Europa“ kaum schützen können.

Hören Sie das auch? Dieses Grunzen? Ganz leise. Nur ein Nebengeräusch. Ja. Aber immer lauter. Im weißen Rauschen des GroKo-Verhandlungs-Palavers. Hinter Mietpreisbremse, Mindestlohn und Zwangsversicherung. Hören Sie es? Dieses Grunzen?

Beitrag erschien zuerst auf: ef-magazin.de 

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