Bildungspolitik entideologisieren

Die bildungspolitischen Schulkämpfe auf Länderebene dauern inzwischen seit 50 Jahren an. Jede neue Schülergeneration musste wieder als Versuchskaninchen herhalten für „neue wissenschaftliche Erkenntnisse“, die meist interpretiert wurden von einer einäugigen ideologischen Sicht, die nur das gelten ließ, was in das vorgegebene ideologische Konzept passte.

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Dabei dauern die Kämpfe um das gegliederte Schulwesen, das den hohen deutschen Bildungsstand jahrzehntelang gesichert hat, bis heute unvermindert an. Die Bundesgemeinschaft Gegliedertes Schulwesen (BGSW) hat dazu vor wenigen Tagen eine Resolution verabschiedet.

Kritische Bilanz über 50 Jahre Schulreformen

„Eine sorgfältige Prüfung bildungspolitischer Entscheidungen auf der Basis wissenschaftlicher und empirisch fundierter Erkenntnisse findet in vielen Ländern der Bundesrepublik nicht mehr statt“, so das vernichtende Urteil der BGSW, dem sich der Deutsche Elternverein e. V., der Deutsche Philologenverband, der Verband Deutscher Realschullehrer, die Landeselternschaft der Realschulen in NRW e.V., der Elternrat Hauptschulen NRW, der Landeselternverband Bayerischer Realschulen e.V., der Arbeitskreis Gesamtschule u.a. angeschlossen haben.

Die Hauptkritik richtet sich darauf, dass unbewiesen „längeres gemeinsames Lernen“ als Schlüssel für eine bessere Schulpolitik angesehen werde. „ Negative praktische Erfahrungen mit dem längeren gemeinsamen Lernen und wissenschaftliche Untersuchungen, die diese untermauern, wurden in der öffentlichen Debatte ignoriert oder zurückgehalten“, was dann ungeprüft zur Forderung nach Einführung der flächendeckenden Einheitsschule geführt habe, so lautet der Vorwurf. „Die Vorteile einer mit der 5. Jahrgangsstufe einsetzenden begabungsgerechten Differenzierung“ seien nicht zur Kenntnis genommen worden.

Auch die PISA-Ergebnisse bestätigten „die negativen Befunde über das längere gemeinsame Lernen aller vorangegangenen wissenschaftlichen Studien (siehe z. B. www.schulformdebatte.de)“!

So fordert die Resolution: „Eine qualitätsorientierte Auseinandersetzung über richtungsweisende bildungspolitische Entscheidungen für Deutschland ist daher dringend geboten.“ Mit dem Blick auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Niedersachen, Hamburg, Berlin, Bremen und dem Saarland, wo mit Einheitsschulen experimentiert wird, mahnt die BGSW: „Eine Bildungspolitik der falschen Voraussetzungen, der Ideologie und der gesellschaftspolitischen Wunschträume kann sich Deutschland nicht leisten.“

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Erziehungstrends.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Luckie

"So fordert die Resolution: „Eine qualitätsorientierte Auseinandersetzung über richtungsweisende bildungspolitische Entscheidungen für Deutschland ist daher dringend geboten.“"

Ein Wort in dieser Resolution ist für mich wichtig: "Deutschland"!
Die Länderhoheit in der Bildungspolitik führt immer wieder zu großen Diskrepanzen im Bildungsstandard. Wohnortwechsel zwischen den Bundesländern treiben Schüler (und Eltern) in den Wahnsinn, weil die Lehrpläne zu stark voneinander abweichen.

Eine Diskussion über die ideale Schulform führt zu nichts, solange es in Deutschland nicht möglich ist, einheitliche Bildungsziele zu etablieren.

In NDS (von dort komme ich) ist der Unterschied zwischen Realschule und Hauptschule kaum noch spürbar. Aber anstatt wieder wieder einen klaren Unterschied wieder herzustellen, plant man eine Zusammenlegung der Schulformen. Meiner Ansicht nach mit der Tendenz, das Niveau weiter nach unten abzusenken.
Die Einführung das Abiturs nach 12 Jahren war im Grunde richtig, da dies in Europa der Regelfall ist. Allerdings wurden dafür nicht die Lehrpläne mit überzogenen Lernzielen angepasst, sondern die fehlenden Stunden einfach auf die übrig gebliebenen Jahre verteilt. Der Effekt: Schüler haben inzwischen einen Arbeitsaufwand, der an den eines Berufstätigen erinnert. Und das bereits ab der 5 Klasse.

Ob nun eine Einheitsschule oder en mehrgliedriges Schulsystem das bessere ist, hängt vermutlich auch vom Schüler ab. Allerdings sind in Deutschland ja noch nichtmal die Grundprobleme unserer Bildungspolitik bearbeitet worden.
Es wird an den Schülern und Eltern vorbei geplant.

Gravatar: Menschenskind

Den Rest meines Kommentars von heute morgen 7.12 Uhr hat die Technik verschluckt - daher hier der Schluß:

Mit einem Heer von Analphabeten wird Deutschland keine Chance haben, den aufstrebenden Industrienationen mit ihrem Heer motivierter und gut ausgebildeter Menschen die Stirn zu bieten!

KEINE REFORM, die von den Bildungsbehörden angeordnet wird, kann etwas an diesem Trend ändern.
Die Betroffenen sollten endlich zur Kenntnis nehmen: Der Zweck PLANWIRTSCHAFTLICH AUSGEHECKTER REFORMEN BESTEHT GRUNDSÄTZLICH NICHT IN DER VERBESSERUNG DER UMSTÄNDE! Vielmehr sollen die Einfluß- und Verdienstmöglichkeiten des Personals in den Staatsbildungsbetrieben und den ihnen angegliederten Wirtschaftsobjekten erweitert und gefestigt werden.

Die einzige nachdrückliche Forderung der Betroffenen muß deshalb endlich lauten:

Befreit die Schule aus den Klauen des wirtschaftlichen Staatsmonopols!

Viele Grüße
KP

Gravatar: Meier

@Menschenskind

Bravo, Sie entblößen "Ross und Reiter".

Danke!

Gravatar: Leser

Bildungspolitik entideologisieren
ist nur der halbe Weg, besser:
Bildung entpolitisieren!

Gravatar: Damian Duchamps

Sehr entideologisiert klingt mir dieser Beitrag allerdings auch nicht, sorry Herr Hennert.

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