Bildung braucht Freiheit, nicht Sozialismus

Auf dem Weg zur Einheitsschule sind wir in Berlin jüngst einen Schritt weitergekommen: Haupt-, Real- und Gesamtschule werden zur Gemeinschaftsschule zusammengefaßt und damit die Ursache des Übels des katastrophalen Abschneidens bei allen Vergleichstests teilweise beseitigt. Teilweise, denn aus Furcht vor massivem Elternprotest läßt man das Gymnasium bestehen.

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Einstweilen, wie man vermuten darf, denn die Forderung nach einer „Sozialquote“ bei der Zulassung ist auch hier nur ein Schritt auf dem Weg zum Heil. (Wird der nächste sein, daß Akademikerkinder diese Schulform nicht mehr besuchen dürfen???) - Genug der Polemik.

Bildung ist ein persönlicher Prozeß, der am besten gelingen kann, wenn einige grundsätzliche Bedingungen erfüllt sind:

- Freiheit der Wissenschaft
- Vielfalt im Bildungswesen
- Verantwortung des Einzelnen
- Leistungsbereitschaft und Leistungskontrolle

Zur Freiheit

Wissenschaft braucht Freiheit. Freiheit von Forschung und Lehre im Sinne Humboldts bedarf des freien Dialogs zwischen zum Studium befähigten Studenten und von jeglichen dogmatischen Vorgaben unbeeinflußten Professoren, sie darf weder von Einzelinteressen, von Ideologien noch von den meist kurzlebigen Vorgaben der Tagespolitik bestimmt werden. Eine freie Forschung dient dem Gemeinwohl am besten. Das gilt insbesondere für technische Forschung, bei der man in Deutschland infolge verbreiteter Technikfeindlichkeit oft zuerst nur die Risiken, nicht die Chancen sehen will und manchmal Technikfolgenforschung nicht als Möglichkeit zum Eingrenzen der Risiken, sondern als Mittel zur Verhinderung technischer Forschung versteht.

Zur Vielfalt

Vielfalt, nicht Gleichheit und Einheitlichkeit, soll Grundprinzip des Bildungswesens sein. Das entspricht der Vielfalt der Begabungen. Vielfalt ermöglicht Wettbewerb, und Wettbewerb steigert in der Regel die Leistung. „Die meisten menschlichen Erkenntnisse befinden sich in fremden Köpfen und nicht im eigenen. Wenn das so ist, haben rationale Menschen ein eigennütziges Interesse daran, dass auch andere frei sind, ihr Wissen produktiv zu nutzen.“(Professor Dr. Erich Weede, Vortrag beim Bund Freiheit der Wissenschaft am 13.2. 2009 in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach) Der Trend zur Eigenverantwortung und Profilbildung der einzelnen Schule ist also zu begrüßen, jedoch untrennbar verbunden mit der Möglichkeit der freien Schulwahl. Ebenso gehört dazu, daß der Staat die nötigen Rahmenbedingungen - keine Detailregelungen - schafft und für die Vergleichbarkeit der Abschlüsse Sorge trägt.

Zur Verantwortung

Die Verantwortung des Einzelnen wird heute oft vernachlässigt, eher wird die Einstellung gefördert: „Der Staat regelt und zahlt alles“. Die Folge ist der Verlust an Freiheit für den Einzelnen und Bevormundung durch den Staat. Der Übernahme von individueller Verantwortung für die Folgen individuellen Tuns oder Unterlassens muß zugleich die Förderung der individuellen Fähigkeiten entsprechen. In der Schule müssen gut ausgebildete Lehrer die Potenziale ihrer Schüler erkennen und entsprechend fördern können, Schüler müssen den Willen zur Leistung aus dem Elternhaus mitbringen und wissen, daß schulischer Mißerfolg nur partiell schlechten Lehrern oder miserablen schulischen Bedingungen zuzuschreiben ist.

Zur Leistung

Bildungspolitik wird seit langer Zeit vor allem als Sozialpolitik betrieben. In gescheiterten Experimenten der letzten Jahrzehnte sind Leistungsanforderungen gesenkt worden, weil Gleichheit als Gleichheit des Ziels, nicht des Starts verstanden, Gleichheit statt Vergleichbarkeit der Leistung postuliert, Quantität statt Qualität gefördert wurde. Damit einher ging ein nicht hinzunehmender Niveauverlust (s.PISA). In den Schulen muß Leistung eingefordert und vergleichbar bewertet werden. Jeder, der die Schule mit einem Abschluß verläßt, muß mindestens lesen, schreiben und rechnen können. Das Abitur muß zum wissenschaftlichen Studium befähigen, nicht nur berechtigen. Auch in Zukunft müssen Ingenieure in der Lage sein, Brücken und Hochhäuser zu bauen, die man ohne Furcht vor Einsturz betreten kann. Eine Absenkung des Niveaus auch hier ist fatal für uns alle.

Ausführlich sind die Grundsätze für ein gutes Bildungswesen unter www.bund-freiheit-der-wissenschaft.de nachzulesen.
Dr. Brigitte Pötter

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