Betreuungsgeld oder gar nix

- das war hier die Frage.

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Ganz genau kann ich mich noch an den Moment vor 5 Jahren erinnern als ich den Anruf bekam, daß die CSU in den harten Verhandlungen um ihre Zustimmung zum gigantischen Krippenausbau- und Subventionsprogramm der Ursula v. d. Leyen eine conditio sine qua non in die Verhandlungen geworfen hatte - wie einen Felsbrocken: das Betreuungsgeld.  Wenigstens 150 Euro verlangte die CSU ab 2013 als Ausgleich für diejenigen Eltern, die trotz massiver Krippenpropaganda ihr ein- und zweijähriges Kind zu Hause behalten wollen und damit die zehnmal höhere monatliche Krippenplatz-Subvention nicht wahrnehmen können würden. 150 Euro Betreuungsgeld oder keine Zustimmung der CSU zum Krippenprogramm. Ende der Diskussion.

Gemeinsam mit Maria Steuer und anderen kämpfte ich damals 2007 im Familiennetzwerk mittels Presseartikeln, Leserbriefen und Mailingaktionen gegen die Dampfwalze der neuen Staatspropaganda von frühkindlicher Bildung und professioneller Betreuung für Babies und Kleinstkinder in Kinderkrippen. Wir rüttelten Familien auf, appellierten an Politiker, organisierten Veranstaltungen, wo Fachleute über die Bedürfnisse von Kleinstkindern zu Wort kamen, deren Expertise im öffentlichen Diskurs unterdrückt wurde. Und wir hatten Erfolg. Ein Teil des Volkes regte sich.

Es war die Zeit, als Deutschlands beliebteste Moderatorin, Eva Herman, sich öffentlich positionierte gegen Krippen und für die natürliche mütterliche Betreuung von Babies und Kleinkindern, was unseren Anliegen einen großen Schub gab, und ihr zum Verhängnis wurde. Das war auch die Zeit, in der ein bayrischer katholischer Bischof namens Walter Mixa in Augsburg tausende von Dankes-emails aus der Bevölkerung bekam und in die Talkshows geladen wurde, weil er Stellung bezogen hatte für die gesellschaftliche Anerkennung mütterlicher Erziehungsleistung und gesagt hatte, Ursula v, d. Leyen wolle Mütter zu Gebärmaschinen degradieren. Auch er fiel später der Rache des politisch-medialen Establishments zum Opfer. 

Aber die regierungskritische Stimmung war da. Diese Stimmung unzähliger Bürger – nicht nur aus Bayern – , die den 180Grad-Schwenk einer CDU-Ministerin von der Familienbindung hin zur Krippenoffensive für Kleinstkinder nicht willenlos mitgehen wollten, griff nun die CSU beherzt auf. Sie übernahm die Interessenvertretung der Mütter und Väter, die sich um ihre Kindern in den ersten Lebensjahren selbst kümmern wollten, dafür oft Einkommensverluste in Kauf nahmen, und die von einem Tag auf den anderen in der Politik abgemeldet waren. Für sie stellte die CSU nun die Forderung auf: Krippenmilliarden jetzt – nicht ohne Betreuungsgeld später.

Es half nichts, Ursula von der Leyen und der Koalitionspartner SPD mußten zustimmen. Der Bundestag faßte den gesetzlichen Beschluß in § 16 SGB VIII, Abs. 5: "Ab 2013 soll für diejenigen Eltern, die ihre Kinder von ein bis drei Jahren nicht in Einrichtungen betreuen lassen wollen oder können, eine monatliche Zahlung (zum Beispiel Betreuungsgeld) eingeführt werden." Der Krippenausbau konnte beginnen. Bis zur Einführung des Betreuungsgeldes waren es allerdings noch Jahre hin, un damit im Kalkül der Betreuungsgeld-Gegner aus dem schwarz-rot-grünen Lager jede Menge Zeit um diese „Herdprämie“ auf die ein oder andere Weise klein zu kriegen und untergehen zu lassen.

Die negative Weise war, das Betreuungsgeld in jeder nur vorstellbaren Weise zu diffamieren (Fernhalte-, Herd-, Verdummungsprämie, etc.) - wir erinnern uns. Gefährlicher war dagegen die positive Methode der besseren Vorschläge. Die hörten sich so an: An Stelle des Betreuungsgeldes sollten wir lieber

-          Bildungsgutscheine verteilen,

-          das Elterngeld verlängern,

-          die Qualität der Krippenbetreuung verbessern,

-          die Rentenanrechnungszeiten für Mütter erhöhen, usw.

Ordnungspolitisch Denkende entdeckten zudem, es sei doch irrwitzig, daß der Staat jetzt plötzlich das Normalste von der Welt, die Pflege und Erziehung der eigenen Kinder, mit Geld belohnen solle. Daß derselbe Staat, der noch nie für Kleinkindbetreuung zuständig war, jetzt eine milliardenschwere Belohnungmethode anwendete, um Eltern von ebendieser Normalität abzuhalten und ihre Ein- und Zweijährigen in Krippen zu geben, fiel denselben Leuten meist nicht auf.

Manche Argumente und Vorschläge in der langen Betreuungsgeld-Diskussion waren richtig vernünftig. Aber so gut sie sich auch anhörten, waren sie doch nie etwas anderes als Ablenkungsmanöver, um das Betreuungsgeld zu versenken. Jede Alternative wäre im Politikbetrieb zerredet worden und spätestens am Finanzminister gescheitert. Alte Hasen des realen politischen Geschäfts wußten dagegen immer: wir bekommen das Betreuungsgeld oder wir bekommen gar nichts.

Deshalb ist es das große Verdienst einer kleinen dickschädeligen Partei, über einen Zeitraum von fünf Jahren – innerhalb dessen andere Parteien schon dreimal ihre Kern-Überzeugungen gewechselt haben – unter Aufbietung aller Kräfte an der Betreuungsgeld-Forderung festgehalten zu haben. Das nenne ich politisches Standing. Deshalb: Chapeau - und ein großes Danke an die CSU!

Zur Kampagne "JA zum Betreuungsgeld!" auf Abgeordneten-Check.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Jaques LeMouche

Lichtjahre entfernt von der Realität liegt die (zumindest implizierte) Darstellung, Eva Herman würde offensiv ein (national)sozialistisches Familienbild vertreten. Ob die sogenannte Aussage beim Volksgerichtshof im Staatsfernsehen selbst, oder kurz zuvor im "Interview" abgepresst wurde, ändert nichts daran, dass es sich um eine Falle, bzw. eine untergeschobene, abgepresste Aussage handelt. Und das wissen die beteiligten Inquisitoren ganz genau. Und wie bei jeder Inquisition wäre jegliches Widerrufen sinnlos geworden. Ein errichteter Scheiterhaufen wird niemals abgebaut.

Gravatar: Jaques LeMouche

Eva Hermans "Aussage" wurde in einem Tribunal, einer Art Volksgerichtshof, bei Kerner herausgepresst. Die freislernde Schreinemakers als Chefanklägerin und Kerner wiederholten ständig die gleiche Frage, man fühlte sich an die schaurige Folterszene im "Marathon-Mann" mit Dustin Hoffman erinnert: "Sind sie außer Gefahr?". Es hat schon etwas von Inquisition, eine Aussage, die unter diesen Bedingungen erzwungen wurde, auf die Goldwaage zu legen und sie als Grundlage für die Vernichtung eines Menschen zu verwenden. Und wie bei einer richtigen Inquisition hat der Delinquent keine Chance mehr, eine solche "Aussage" später zu widerrufen. In Wahrheit hat Frau Herman niemals der nationalSOZIALISTISCHEN Ideologie das Wort geredet.

Gravatar: wecksignale

@ norbert utz

nun, ob krippe, kindergarten, solaranlagen, gez, oder was auch immer... sobald ein subvention aus zwangsabgaben finanziert wird, ist sie moralisch inakzeptabel. daher meine frage nach der finanzierungsgrundlage für das betreuungsgeld. bisher leider ohne antwort.

Gravatar: Lupengucker

Eva Hermans Worte kann man so und so interpretieren. Von Seiten der Medien wurden sie zu ihren Ungunsten ausgelegt.
Ich verstehe Eva H. so: Die 68er haben alles, was vordem in Deutschland an Werten da war, im Zuge des Aufräumens mit dem Nationalsozialsismus über Bord geworfen - "es ist eben auch das, was gut war – das sind die Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft.“
Diese Werte existierten aber schon lange vor dem Nationalsozialismus, Susanne, doch im Eifer des Gefechts wurden sie von den 68ern leider mitentsorgt. Man konnte im Rausch der Erneuerung ja gar nicht genug zerschlagen, auch wenn es nicht der braunen Zeit entstammte, sondern viel längere Wurzeln hatte.
So verstehe ich Eva Herman und so hat sie es nach eigener Aussage auch gemeint. Und sie hat meiner Meinung nach Recht damit.
Dem Gender-Mainstream und dem Radikal-Feminismus ist Eva Hermans Meinung natürlich ein Dorn im Auge, darum musste sie ja unbedingt falsch interpretiert werden. Die Nazi-Keule trifft heute eben jeden, der noch für traditionelle Werte und Familien eintritt.

Gravatar: Norbert Utz

Liebe Susanne, bevor Sie über Frau Herman nochmal verleumderisches wiederkauen, informieren Sie sich doch über das tatsächlich gesagte und futtern Sie nicht das Linksverschrubberlte.

Gravatar: Norbert Utz

wecksignale, 13.11.2012 15:23
frage an die autorin: wie wird das betreuungsgeld finanziert? wohe kommt das geld?
Sehr geehrter Herr/Frau Wecksignale, haben Sie sich schon einmal gefragt, woher das Geld für den Krippenwahnsinn kommt ? Jeder gesellschaftliche Wandel, hier z.B. hin zur vollen (auch geltlichen) Anerkennung der Kinderbetreuungzeit bis zum Kindergartenalter als gesellschaftlich und demografisch Wichtig, erfordert einen Anfang. Der ist gemacht, nicht mehr und nicht weniger. Der Kampf geht weiter. Das hat im übrigen nichts mit der allfälligen Assimilation von Migrantenkinder zu tun, hierfür kann es andere, restriktive, ordnungspolitische Maßnahmen geben, wenn diese denn gewollt sind.

Gravatar: Frauke

@wecksignale
Was soll die Frage?
Im Vergleich zu der Subventionierung von Krippenplätzen ist es jedenfalls erbärmlich wenig. Ein Anreiz fürs Kinderkriegen und zu Hause zu bleiben statt den Nachwuchs in die abartige Massenabfertigung durch Fremde zu geben, ist es jedenfalls nicht.

Gravatar: wecksignale

frage an die autorin: wie wird das betreuungsgeld finanziert? wohe kommt das geld?

Gravatar: Ulrike

Herzlichen Dank für Ihren großen Kampf, Frau von Beverfoerde.

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