Betreuungsgeld

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Eine „Herdprämie“ von 150€ monatlich für alle Eltern, die ihre Kinder unter drei Jahren selbst erziehen. Ist das eine sinnvolle Investition oder finanziert Vater Staat dabei nur den Alkoholkonsum der Eltern? Vielleicht Gutscheine anstatt Bargeld, damit wirklich sichergestellt ist, dass das Geld wirklich beim Nachwuchs ankommt? Diese und andere Fragen werden momentan in den Print-und Hörfunkmedien in einer sehr unkultivierten Gesprächskultur diskutiert. Doch zwei Dinge werden in diesen Debatten sehr deutlich: ein Misstrauen gegenüber Familien und die unterschwellige Diskriminierung von Müttern.

Doch eine Faktum vorweggegriffen: in Wirklichkeit geht es beim Betreuungsgeld überhaupt nicht um eine "Herdprämie“, es müsste vielmehr darum gehen, den Müttern eine finanzielle Gegenleistung dafür zu geben, dass sie zukünftiges Humankapital "produzieren": das heißt die Kinder benötigen entgegen der Annahmen der ehemaligen Familienministerin in ihren ersten drei Lebensjahren keine "frühkindliche Bildung", sondern sind auf eine vertrauensvolle Bezugsperson angewiesen, die ihnen Aufmerksamkeit, Liebe und Zuneigung schenkt. Denn nur durch eine feste Bindungsperson werden Kinder als Erwachsene überhaupt Leistungsträger sein können: denn ohne kindliche Zuwendung kann das Kind kein Lern-und Leistungspotenzial entwickeln und kann deshalb später auch nicht für die Volkswirtschaft produktiv sein. Das ist eine ganz simple Rechnung. Damit soll nicht gesagt sein, dass grundsätzlich jedes Kind in einer Kita diese sozialen Kompetenzen nicht entwickeln kann, doch die Voraussetzungen für eine "günstige Entwicklung" ist im Elternhaus in der Regel die bessere Variante.

Darum ist festzustellen, dass wir in Deutschland wieder mehr die Rolle der Mutter als Bindungs-und Bezugsperson der Kinder wertschätzen lernen müssen. Die Diskriminierung der Mutter als kindliche Bezugsperson ist die eigentliche Ursache sowohl für die spürbare Kinderlosigkeit als auch für die unqualifizierten Mediendiskussionen über das Betreuungsgeld.

Was könnten wir also unternehmen, um der Diskriminierung von Müttern und Familien in Deutschland entgegenwirken? Zuerst einmal sollten wir zu der Feststellung kommen, dass Kindeserziehung keine Betreuung sondern vielmehr ein schwieriger Beruf ist, der nur zu bewerkstelligen ist, wenn sich die Eltern fortlaufend weiterentwickeln und lernfähig sind. Deshalb sollten wir das Betreuungsgeld umtaufen in Erziehungsgeld. Dann würde auch deutlich werden, warum diese Barauszahlung an Eltern auch gerechtfertigt ist: Erziehung des eigenen Nachwuchses sollte ebenfalls als Dienstleistung angesehen werden, denn ohne Erziehung hat unsere Volkswirtschaft keine Zukunft. Es wäre also nicht verkehrt, Erziehung als die wichtigste "Dienstleistung" in einem Staat anzusehen, die in der eigenen Familie "geleistet" wird. Vor diesem Hintergrund sollten wir uns die Frage stellen, ob Gutscheine als Gegenleistung für diese Dienstleistung ausreichend wären, oder anders gefragt: wie viele Angestellte müssen sich täglich mit ihrem Chef in Deutschland darüber streiten, ob sie ihr Gehalt in Geld oder in Gutscheinen ausgezahlt bekommen, nur aus der Angst heraus, der Arbeitnehmer könne das Geld für Alkohol und Zigaretten ausgeben? An diesem Vergleich wird deutlich, wie absurd die Diskussion um das „Betreuungsgeld“ überhaupt ist.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ajk

Soso, das Mütterideal wieder aufleben lassen.. Das geht aber nicht, wir haben handfeste Politische Interessen das dies nie wieder der Fall sein wird. Feminstinnen und andere bestreiten das Frauen früher geachtet worden sind, also Mütter auch nicht. Heutzutage ist es peinlich nur Mutter zu sein. Und zwar WEGEN den FrauenbefreierInnen..

Die bezahlung des Mutterwaufwandes erledigt der Vater, der Ehemann der Mutter die Kinder geboren hat. Da braucht man kein zusätzliches Geld, sondern weniger Steuern!

/ajk

Gravatar: Marie Luise Schellen

Merkel, von der Leyen und Zypries haben ein verzerrtes Familienbild favorisiert und durchgesetzt, das Schröder schon 2002 wollte. Zitat: "Bevor man die materielle Unterstützung der Familien weiter erhöht, müssen Eltern in ihrer Eigenverantwortung gestärkt werden. Im Zentrum steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eine gute Infrastruktur verbessert die CHANCENGLEICHHEIT von Frauen. Dies ist auch "ökonomisch notwendig".Quelle, Textarchiv Berliner Zeitung 2.4.2002. Das von Friedrich Merz geforderte Familiengeld von 6oo,--¤ monatlich wurde von allen anderen Parteien als frauenpolitisch rückwärtsgewandt abgelehnt. Katrin Göring-Eckhardt kritisierte, das Familiengeld als "Zu-Hause-bleibe-Prämie" für Mütter. Die FDP Generalsekretärin Cornelia Pieper meinte, die Union müsse ihr "antiquitiertes Familienbild dringend überarbeiten". Die christliche Union ist, aus meiner Sicht, obigen drei Frauen auf den Leim gegeangen.
Millionen Unionswähler, die der CDU den Rücken gekehrt haben, werden sich durch diese Kanzlerin nicht mehr "erpressen lassen".

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