Betrachtungen zur Fastenzeit: Willst du gesund werden?

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Irgendwie passte ein Gespräch zum Frühstück mit Kollegen zum heutigen Tagesevangelium (Johannes 5, 1-16), in dem von dem Gelähmten am Teich Betesda berichtet wird. Dort liegen die Kranken um diesen Teich, und es heißt, wenn das Wasser aufwallt wird der erste, der das Wasser betritt geheilt. Und der Gelähmte, bereits achtunddreißig Jahre krank, schafft es nie, rechtzeitig ans Wasser zu gelangen. So findet ihn Jesus vor und fragt ihn „Willst Du gesund werden?“ Und auf die Antwort des Gelähmten „Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein.“ heilt ihn Jesus mit den Worten „Steh auf, nimm deine Bahre und geh!“

Das Evangelium geht dann noch weiter mit der Frage nach dem Sabbat, an dem die Heilung stattfand, und das Verhalten der beschriebenen Juden, die sich nicht für den Gelähmten freuen, sondern ihm und Jesus nur Vorhaltungen machen, wäre sicher eine eigene Betrachtung wert. Aber alleine der Dialog zwischen Jesus und dem Gelähmten ist schon besonders.

Da liegt der Mann also seit Jahren da, und schafft es nicht aus eigener Kraft in den Teich, der Heilung verspricht. Und ihm begegnet Jesus, das Heil selbst … aber der heilt ihn nicht einfach, er fragt ihn, ob er gesund werden möchte. „Ja sicher!“ möchte man ihm entgegen rufen, „was meinst Du, warum er dort liegt?!“ Ja, was meint er, warum er dort liegt – kann er einfach davon ausgehen, dass der Mann geheilt werden möchte?

Zurück zum Frühstücksgespräch, in dem wir über eine Moscheebesichtigung einiger Kollegen auf das Thema Mission gekommen sind. Natürlich habe ich im Vergleich zum Islam zu bedenken gegeben, dass die christliche Mission immer auf Freiwilligkeit beruhen muss: niemand kann gezwungen werden und niemand wird gezwungen, zu glauben! Es wird nur ein Weg zum Heil aufgezeigt, den man selbst für richtig hält, und den der Missionar niemand vorenthalten will und kann. Aber selbst das ist einigen zu viel – bis hin zum Statement, dass es offenbar schon zu viel sein kann, wenn an einem Auto der Aufkleber „Gott liebt auch Dich“ zu lesen ist. Nein, man will die Botschaft nicht hören, will nicht – ungefragt – von Gott geliebt werden!

Ist da die Frage Jesu an den Gelähmten und stellvertretend auch an uns so ungewöhnlich: Willst Du gesund, willst Du geheilt, willst Du heil werden? Denn der Widerwille mag da sein: Vielleicht liegt man – bildhaft gesprochen – schon seit Jahren am Teich und wartet darauf, dass es einem besser geht, dass einer vorbei kommt und Linderung bringt. Aber wirklich heil werden? Die Kontinuität des eigenen, unvollkommen und leidvollen zwar aber doch auch bekannten Lebens verlassen? Man lese noch mal die Antwort des Gelähmten, der nicht einfach „Ja“ sagt, sondern seinen Tagesablauf schildert. Heil werden zu wollen, das ist eine Entscheidung, die uns Jesus nicht abnimmt. Er macht heil, aber nicht ohne unsere Zustimmung!

Wahrscheinlich unfreiwillig tiefgründig erinnert mich das auch an eine Szene der Bibelpersiflage „Das Leben des Brian“ in der ein „Ex-Leprakranker“ bettelt und sich über Jesus beschwert, der ihn, eben noch mit einem Beruf, dem des Bettlers, angetan, geheilt habe.

Es ging mir doch so gut in meinem bequemen Leben am Teich, ich hatte mein Auskommen, ich wusste, wie mein Leben verlaufen wird … und habe dabei völlig aus dem Blick verloren, wie es sein kann, geheilt zu sein. Und in der Folge der Geschichte weist Jesus des ehemals Gelähmten auch noch mal darauf hin: „Jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt.“ Ihm ist körperliches Heil geschenkt worden, das Heil der Seele ist aber noch wesentlich wichtiger, die „Lähmung“ der Seele viel schlimmer als die körperliche Lähmung.

„Willst Du gesund werden?“ Das fragt uns Jesus auch heute! „Willst Du von mir geliebt werden? Willst Du, dass ich mit Dir Deine Seele retten?“ Und offenbar die wenigsten rufen dann aus „Ja sicher, was meinst Du warum wir hier sind?!“

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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