Betrachtung: Die, nicht ich! - Anleitung zur Selbstgerechtigkeit

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Der eine oder andere Leser wird das gestrige Evangelium, vom 30. Sonntag im Jahreskreis, aufmerksam gelesen haben. Es ist aber auch zu schön, wenn man liest, wie Jesus den Leuten den Kopf wäscht. Für die eher unregelmäßigen Kirchgänger hier erst mal der Text:

In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel:

Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, daß ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens.

Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!

Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

(Lukas 18, 9-14)

Da kann man doch was draus machen, oder? Gerade in Zeiten, in denen vermeintlich heiligmäßigen Bischöfen wie dem Bischof von Limburg Verfehlungen nachgewiesen werden. Da tut er immer so rechtschaffen, am Ende ist er auch einer, dem es nur um sein eigenes gutes Leben geht, wofür er auch die Wahrheit biegt, bis sie bricht.

Und dann sind da die „undichten Stellen“ in der Diözesanverwaltung in Limburg (und anderswo), die bei Kirchens arbeiten, so tun, als seien sie die besseren Bischöfe und denen das eigene Hemd näher ist als der Rock, die ihren (Noch-)Chef ins offene Messer laufen lassen!

Oder die sogenannten Journalisten, die – haben sie einmal Blut geleckt – den Bischof zur Strecke bringen wollen. Angeblich geht es ihnen nur um die Wahrheit, aber ohne Rücksicht auf diese Wahrheit, auf die Würde nicht nur des Amtes sondern auch der Person, machen sie einen Menschen fertig!

Dann Politiker, die die ganze Affäre zu einem billigen Punkt zu nutzen versuchen: Die Kirche sollte weniger Geld haben, wieso finanziert der Staat die Kirchen überhaupt mit? Selbst bei Fragen die berechtigt sind, glaubt doch niemand, dass die Bedenken aus reiner Nächstenliebe vorgebracht werden. Da riechen doch Mitglieder abgehalfterter Parteien Morgenluft, wenn sie gegen die Kirche agitieren! Und tun noch so, als ginge es ihnen um die Wähler!

Gar nicht zu reden von den anderen Bischöfen: einige (wenige) halten sich für besonders kirchentreu wenn sie sich allzu undifferenziert für den Bischof aus Limburg einsetzen und so tun, als ob das alles so in Ordnung gewesen wäre. Andere (die Mehrheit) dagegen tut besonders demütig gegenüber Menschen, Geld und Prunk und fallen ihrem unbeliebten Amtsbruder in den Rücken – „mit so was könnte ich nicht leben“ hat einer geäußert – und versuchen ihr Bestes, bloß nicht selbst in den Fokus der Medien zu geraten. Da kann man einen anderen Bischof, dessen Position vermeintlich sowieso nicht zu retten ist, auch über die Klinge springen lassen. Feine Hirten sind das!

Und im sonstigen Umfeld: Menschen, die einem konservativen Bischof nur zu gerne am Pranger sehen, sich selbst zu Opfern stilisieren und gar nicht überblicken, dass Geldausgeben eben in manchen Situationen auch notwendig ist und nun am liebsten das Kind mit dem Bade ausschütten würden. Die Bischöfe sind für solche Leute auch nur welche von „denen da oben“, denen sie nur zu gerne eins auswischen wollen. Von christlicher Demut dabei keine Spur! Andere sehen sich als letzte Verteidiger der angegriffenen Kirche und rechtfertigen alles, was auch nur entfernt nach „konservativ“ riecht als richtig und werten jede Gegenstimme als im Zweifel antikatholisch. Beide Gruppen sehen sich natürlich im Recht und glauben, nur sie allein verträten den katholischen Glauben.

Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie diese Menschen bin – hoppla?!

Beitrag erschien zuerst auf: papsttreuer.blog.de

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