Beste Nebenrolle

Man darf sicher davon ausgehen, dass Jesus heute kaum in Deutschland geboren werden würde, eher schon in Afrika, in Asien … vielleicht auch „wieder“ im Nahen Osten, leidend unter Krieg und Verfolgung.

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Nachdem es nun auf Weihnachten zugeht, gestern der zweite Advent war, und bei uns zu Hause – eigentlich warten wir damit bis kurz vor Heiligabend, aber das kann man den Kindern nicht antun – die Weihnachtsbeleuchtung die Nachbarschaft illuminiert, war es am Samstag auch Zeit für die „lebendige Krippe“ in Zons, in der die Geschichte der Geburt Jesu bis zu den Heiligen drei Königen nachgespielt wird. Ein tolles Erlebnis vor allem für die Kleinen, mit Eseln und Schafen, klassischen Weihnachtsliedern und alles im stimmungsvollen Ambiente der Zollfeste.

Aber auch für die Erwachsenen bietet sich mit der nachgespielten Geschichte die Möglichkeit der Reflexion. Zum Beispiel darüber, dass Jesus, Gott selbst, Mensch geworden ist nicht in einem Königspalast, nicht im damaligen „Weltzentrum“ Rom, nicht von Ärzten umsorgt in einem gut behüteten Haus … sondern eben in einem Stall oder einer Höhle vor den Toren Bethlehems. Im Normalfall nicht eben der Beginn einer Erfolgsgeschichte! Und so darf man sicher davon ausgehen, dass wenn sich die Geschichte heute zugetragen hätte, Jesus kaum in Deutschland geboren worden wäre, eher schon in Afrika, in Asien … vielleicht auch „wieder“ im Nahen Osten, leidend unter Krieg und Verfolgung.

Unter den Niedrigen hat sich Gott seinen Platz gesucht, am Rand der Gesellschaft, ist es da ein Wunder, wenn der heutige Papst nicht müde wird, aufzufordern und auch vorzuleben, genau dorthin zu gehen? Man kann interpretieren, wo das heute ist – der Rand der Gesellschaft – aber in einem heimeligen, weihnachtlich beleuchteten Haus mit Zentralheizung und fließend heißem Wasser, wird es nicht sein. Auch in einen solchen Haus kann Jesus leben, aber wenn er sich entschieden hat, zwischen Stroh, Eseln und Schafen geboren zu werden, dann wird sich Gott wohl in einer solchen Umgebung auch heute heimisch fühlen.

Diese Gedanken sind aber – wir kennen sie alle aus Weihnachtspredigten – einigermaßen naheliegend. Mir ist am Samstag etwas anderes aufgefallen. Das Krippenspiel wird geleitet von Laienschauspielern aus dem Ort. Maria ist eine erwachsene Frau, Josef ein – ich bitte zu entschuldigen, wenn ich das auf die Distanz fehleinschätze – älterer Mann, die Hirten werden von Schauspielern jeden Alters, von Kindern bis Großeltern gespielt, die Schafe sind echt, der Esel ist echt, auch der Engel wird von einer jungen Frau gespielt. Nur einer geht in der ganzen Szenerie beinahe unter: Jesus selbst liegt als Puppe – für ein echtes Baby ist der Zeitpunkt um 17:00 Uhr zu spät und im Winter zu kalt – abwechselnd in Marias Armen und in der Krippe.

Natürlich, die Hirten und die Weisen verneigen sich vor dem „Kind“, aber in dieser Verbeugung bekommen wiederum sie die Aufmerksamkeit des Publikums. Die Krippe steht in einem aufgebauten Stall in der Mitte der Bühne, und doch erscheint der kleine Jesus an den Rand gedrängt. Ich habe ein paar Fotos gemacht, und sie nachher noch mal den Kindern gezeigt – sie konnten sich an ziemlich viel erinnern, aber eine Frage kam doch: Wo ist denn Jesus?

Ich glaube, das ist kein Mangel des Schauspiels, man kann Jesus nicht wie eine Trophäe hochheben wie man das bei einem Königskind bisweilen erwartet. Gott wird gewusst haben, dass wir einmal Krippen aufstellen werden, um uns die Ereignisse zu vergegenwärtigen, dass es Krippenspiele geben wird, die die Szenerie nachstellen. Und er hat genau diese Rolle ausgewählt – der König der Welt eben in einer Krippe, eigentlich ein Nebendarsteller seiner eigenen Geburtsgeschichte. Soviel Demut macht einen immer wieder baff, und man kann als gläubiger Mensch gar nicht anders als staunen und anbeten: Jesus gehört in das Zentrum unseres Lebens – aber er nimmt dort nicht selbst Platz, sondern möchte von uns eingeladen werden!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Joachim Datko

Wir können für 2014 einen neuen Rekord bei den Kirchensteueraustritten erwarten. Der alte Rekord aus dem Jahre 1992 liegt bei 554.000 Austritten.

Siehe: http://www.freiewelt.net/ueber-500-000-kirchenaustritte-in-2014-erwartet-10045517/

2013 haben in Deutschland fast 500.000 Mitglieder die Kirchensteuerkirchen verlassen, dieses Jahr gibt es voraussichtlich einen weiteren massiven Anstieg:

Z.B.: http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.zollernalb-kirchen-leiden-unter-austrittswellen.91597e14-a7e7-4fcc-8c04-3ea5870b6ef0.html

"So haben beispielsweise der katholischen Kirchengemeinde St. Elisabeth in Tailfingen im Vorjahr zehn Mitglieder den Rücken gekehrt, berichtet Dekan Anton Bock. 2014 waren es bislang schon 20."

Joachim Datko - Physiker, Philosoph
Forum für eine faire, soziale Marktwirtschaft
http://www.monopole.de

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Man nimmt heute Wanderprediger nicht mehr wahr. Und wenn jemand von sich sagt, er sei Gott, dann kommt er schnell ins Nervenkrankenhaus.

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