Berliner Kurzschluss: Eine Million Gründe gegen die Elektroprämie

Planwirtschaft ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass eine Regierung keinen Plan hat. Wo die Realität sich der eigenen Ideologie partout nicht beugen will, muss Zwang her.

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Oder viel Geld. Und so verschenkt die Bundesregierung ohne Not – und ohne Sinn – mal eben 900 Millionen Euro, um einerseits den Erwerb von Elektro- und Hybridfahrzeugen anzukurbeln und andererseits das dünne Netz der Ladestationen etwas auszubauen. Dazu kommen die ebenfalls vom Steuerzahler aufzuwendenden Kosten für die Umstellung eines Fünftels der bundeseigenen Fahrzeugflotte. Dass die Subventionierung von Elektrofahrzeugen aber rausgeschmissenes Steuergeld ist, zeigt ein Blick nach Großbritannien und Frankreich, wo man den Käufern noch großzügiger unter die Arme greift, ohne die Verkaufszahlen nennenswert gesteigert zu haben. Die Menschen wollen eben keine Elektroautos – zumindest, solange die Anschaffungskosten nicht deutlich fallen, das Netz der Ladestationen nicht ebenso dicht ist wie das der Tankstellen und die Reichweite den Mindestansprüchen an die eigene Mobilität nicht genügt. Überhaupt muss man sich fragen, was das Ganze soll. Denn die Umweltbilanz eines E-Autos ist noch schlechter als die konventionell betriebener Fahrzeuge. Der Klimaschutz kann jedenfalls als Rechtfertigung für das Ziel nicht herhalten, im Jahr 2020 eine Million „Stromer“ auf die Straße zu bringen.

Was nämlich beim inszenierten Hype um die Elektromobilität regelmäßig ausgeblendet wird, ist die Tatsache, dass in Deutschland der zum Betrieb benötigte Strom nach dem irrationalen Atomausstieg vor allem von Braunkohlekraftwerken stammt. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, weil Wind- und Sonnenenergie auf Jahrzehnte hinaus nicht annähernd im erforderlichen Umfang erzeugt und mindestens ebenso lange nicht hinreichend gespeichert werden können. Auch der zur Sicherung des Energiebedarfs für viel Geld importierte Atomstrom kann die miserable Umweltbilanz nicht retten. Zieht man die gesamte Kette von der Stromerzeugung bis zur Fahrzeugnutzung in Betracht, liegen Elektroautos deutlich über den EU-weit verordneten Grenzwerten für den Kohlendioxidausstoß. Dass dieser dann nicht mehr am Auspuff, sondern am Kraftwerk stattfindet, zeigt, wie unseriös die Verfechter der Elektromobilität argumentieren. Kein Wunder, dass niemand etwas Gutes an der Gesetzesinitative der Bundesregierung finden kann – abgesehen vom Verband der Automobilhersteller, der sich darüber freut, dass einmal mehr der Steuerzahler für die Erschließung eines neuen Geschäftsmodells bluten muss. Zwar verpflichten sich auch die Autokonzerne, 600 Millionen Euro beizusteuern, doch fließt der weit größere Teil aus Steuermitteln.

Alle anderen Verbände sparen daher auch nicht mit Kritik, sprechen von einer „Verschwendung von Steuergeld“ und einem „Desaster für den Klimaschutz“. Die Kanzlerin lässt dies einmal mehr kalt. Sie schert sich offenbar ebenso wenig ums Klima, wie um die Interessen der Steuerzahler. Ihre Elektro-Kampagne dient – wie alles, was sie derzeit treibt – nur einem Ziel: Den Boden zu bereiten für die schwarz-grüne Herrschaft ab 2017. Dass sie sich dabei verrechnen könnte, zeigt die einhellige Empörung der Umweltverbände und selbst der Fahrradlobby. A propos Fahrrad: Wenn es der Bundesregierung nicht um die milliardenschwere Stützung der Automobilindustrie, sondern tatsächlich um die Natur ginge, wäre dann nicht eine Fahrradprämie in Betracht zu ziehen? Wie wäre es, jedem Käufer eines Drahtsesels einen Zuschuss zu zahlen? Mit dieser ebenso simplen wie kostengünstigen Maßnahme wäre nicht nur der Umwelt geholfen. Eine Million zusätzlicher Radfahrer bis 2020 würden den Gesundheitszustand eines Teils der Bevölkerung ebenso verbessern wie die volkswirtschaftliche Bilanz, die durch Unmengen verlorener Arbeitsstunden in Verkehrsstaus belastet ist. Und ganz nebenbei müsste sich niemand Gedanken darüber machen, woher denn der zusätzliche Strom für eine Million Elektromobile eigentlich kommen soll…

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Beitrag zuerst erschienen auf peymani.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Dr. Peter Steinbock

"Denn die Umweltbilanz eines E-Autos ist noch schlechter als die konventionell betriebener Fahrzeuge". Und selbst sogenannter Grünstrom, genau betrachtet, ist immer Dreckig-Grüner Strom, denn er ist absolut instabil und insofern völlig unbrauchbar ohne den zu unrecht als dreckig bezeichneten Kohlestrom! Wie geistig lahm müssen Menschen sein, die solchen Berliner Kurzschluß brauchen?

Gravatar: J. Desillusioniert

Solange es noch ein einziges Gaskraftwerk gibt, was Gas in Elektrienergie unwandelt, sind Elektro-Autos sinnlos.
Man verbrennt Gas, um mechanische Energie zu erzeugen (Gasturbine ), mit dieser wird dann elektrische Energie erzeugt. Die wird transportiert, transformiert, dann wird im Ladegerät "Gleichstrom" draus. Daraus wiederum wird dann in der Auto"batterie" (korrekt ist das ein Akku ) chemische Energie . Die wiederum wird dann endlich zu mechanischer Energie beim Fahren.
Jedesmal ein hübscher Wirkungsgrad dazwischen.

Gas in mechanische Energie zu verwandeln- viel zu profan. Eine vielkiloschwere Autobatterie durch die Gegend zu kutschieren- auch nicht so schlimm.

Selbst wenn man den Spieß umdreht- Elektroenergie zu Gas - kommt nur ein Wirkungsgrad dazu.
Photovoltaik- Energie, die derzeit noch verschenkt werden muss ( http://www.mmnews.de/index.php/wirtschaft/71204-oekostrom-millionen
), wird zum Beispiel zu Wasserstoff.
Unsere Nachbarn machen vielleicht bald "Atomstrom" zu Wasserstoff. Schaun wir mal.

Gravatar: F. Blücher

@H. P. Klein
Ach Gott, Fachleute! Wenn es wirklich nach den Fachleuten gegangen wäre, hätte die Energiewende bis heute noch nicht begonnen.

Gravatar: Hans-Peter Klein

Lieber Herr Peymani,
ich lese Ihre Beiträge eigentlich sehr gerne, eigentlich.

Nun überlassen Sie doch mal techniklastige Themen, dazu gehören im Gesamtkontext Energiewende:
Ökostromanteile im Netz, Netzstabilität, Sektorkopplung (Ökostrom für den Wärmesektor, Mobilitätssektor (E-Auto)), intelligent dezentrale Netzsteuerung (smart grid), usw, denen, die was davon verstehen.

Wer glaubt, technische Fragen politisch beantworten zu müssen, und so ist hier im Forum die Anti-Energiewende-Fraktion nun mal leider gestrickt, macht denselben Fehler wie Links-Grün, nur anders herum.

Die technisch/ökonomische Realisierbarkeit der Energiewende ist ein Prozess über 20-40 Jahre, es ist eine große Transformation die mit jeder eingesparten kWh, mit jeder kWh Ökostrom unsere Gesellschaft positiv verändert.

Lassen Sie den Fachleuten doch einfach ihre Zeit, die Schwierigkeiten und Herausforderungen in Ruhe zu meistern und gründeln Sie lieber bei den Gegnern der Energiewende darüber nach, von welchen Motiven die in Wirklichkeit getrieben sind.

Es gibt hier in diesem Forum eben auch jede Menge Schwarz/Weiß-Seherei, wonach die Energiewende nur deshalb schlecht sein muss, weil sie ursprünglich von den Grünen kommt. Vergessen wird dabei, das sogar Gründungsmitglieder der Grünen mittlerweile die AfD unterstützen. Aber den Umgang mit genau dieser Klientel, sollte die AfD langsam lernen, es wird höchste Zeit. Da tummelt sich mehr als eine ganze Generation hervorragend ausgebildeter Naturwissenschaftler, Ingenieure, Leute die ihr Fachwissen in den Dienst der Ökologie stellen wollen, sich von den Grünen aber verraten fühlen.

Wie gesagt, Ich lese Ihre Beiträge gerne,
ansonsten.
MfG, HPK

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