Berliner Energiekonzept - ein Torso

Der größte Teil unserer Energiegewinnung geschieht durch Verbrennen. Ein Energiekonzept, das die Verfügbarkeit von Brennstoffen außer Acht lässt, verdient den Namen nicht.

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Das kürzlich verabschiedete Energiekonzept der Bundesregierung orientiert sich hauptsächlich an der CO2-Reduktion. Das ist nur dann sinnvoll, wenn die Verfügbarkeit der nicht erneuerbaren (fossilen) Ressourcen für den Betrachtungszeitraum (80%  CO2 - Reduktion bis 2050) als gesichert angesehen werden kann. Diese Annahme bzgl der ressource Öl ist in der Fachwelt umstritten. Demzufolge hat das Energiekonzept zwei Mankos: die fehlende Ressourcenanalyse und daraus resultierender Abhängigkeiten:

Erstes Manko: die fehlende Analyse der Ressourcenverfügbarkeit fossiler Brennstoffe.

Die Reichweite der Kohle (über 100 Jahre) und die von Uran (rd. 60 Jahre) spielen bei dem Zeithorizont für die CO2 - Reduktion (2050) keine Rolle. Somit hat die Forschung für erneuerbare Energien genügend Zeit, Alternativen für die fossilen Energien, wie Kohle,  zu entwickeln.Ausgenommen: Öl . Die Ölmenge  reduziert sich nicht nur durch den Verbrauch, sondern auch durch eine spezifische Fördercharakteristik : Die Fördermenge erreicht irgendwann mal einen Höhepunkt („Peak Oil“); danach geht die Produktionsmenge um rd. 6%/a aus geologischen Gründen zurück. Über den Kipppunkt sind sich die Experten uneinig. Eins steht fest, die englischen Nordsee -Ölquellen, viele Quellen  in Russland und  Mexiko, haben das Fördermaximum bereits überschritten. Die Angaben für das weltweite Fördermaximum liegen zwischen 2006 und 2020, je nach Interessenslage. Ganz gleich wann der Förderrückgang kommt, die Zeit ist zu kurz, um marktfähige Alternativen zu Diesel und Benzin zu entwickeln. Der Hype „Benzin raus, Akku rein“ greift da zu kurz. Wo ist der Hype für den LKW?

 

Es sieht alles mehr nach einem gesellschaftlichen Transformationsprozess aus, mit anderen Worten: nach einem Prozess des Übergangs von der fossilen in die postfossile Gesellschaft. Einige städtische Kommunen in den USA (San Francisco, Portland) und England tun das bereits, Stichwort: „Transition Towns“, oder „Prepardness Groups“.

Die nationalen Regierungen halten sich – trotz besseren Wissens - mit entsprechenden Maßnahmen zurück, um „panikartige Auswirkungen“ in der Bevölkerung zu vermeiden, wegen sicherheitspolitischer Bedenken und vielleicht auch wegen der Frage:  Wie vermittle ich die postfossile Botschaft  den Bürgern? Eine Art Versuchsballon erschien im Juni d. J.: ein sicherheitspolitischer Bericht der Bundeswehr mit dem Titel "Peak Oil", Link s.unten. Mit drastischen Aussagen werden in diesem Bericht die globalen und regionalen Folgen einer beginnenden Öl-Knappheit beschrieben. Besonderes Thema war: die  zunehmenden Abhängigkeiten der Öl-Versorgung. Das ist das zweite Manko des Energiekonzeptes:


Zweites Manko: die Abhängigkeiten in der Ölversorgung

Folgende Abhängigkeiten hätten im  Energiekonzeptfür die Ressource "Öl" analysiert werden müssen:

-die Förderkurve bestimmt die Liefermenge
-die größten Ölfelder liegen in politisch instabilen Gebieten, die zudem
-immer mehr die Ölforderung iunter Staasaufsicht stellen
-die Terrorgefahr auf den Öl-Versorgungswegen, z. B. Straße von Hormuz.


Diese Abhängigkeiten treffen ganz besonders unsere zukünftige Mobilität, die fast zu 100% vom Öl abhängt und keinen Energiemix zur Verfügung hat wie beispielsweise die Stromversorgung.


Der Bundeswehr Bericht spricht sich demzufolge für eine pflegliche(!) Partnerschaft mit Russland aus, mit rd. 40% dem größten unserer Öllieferanten. Genialer sichert sich China langfristig ihre Ölversorgung durch Kompensationsgeschäfte: Infrastrukturausbau gegen Öl, z. B. mit Iran, Sudan, Angola usw.


Fazit: Zum Energiekonzept der Bundesregierung ist dringend ein Zusatzbericht „Ressource Öl und Mobilität“ erforderlich. Wenn das Öl immer weniger und damit teuerer wird, sind die Vorraussetzungen auch für das Energiekonzept der Bundesregierung in Frage gestellt. Denn: der Kohletransport, die Herstellung von Windrädern usw. benötigt Öl. Und last but not least: der „geringe“ Anteil des Verkehrs an der weltweiten CO2 - Emission (rd. 20%) relativiert die Prioritäten für die Mobilität: Nicht die CO2 Orientierung, sondern die Versorgungssicherheit für das Billigöl muss erste Priorität haben. Ein politisch-gesellschaftlicher Dialog über die Ressourcensicherheit ist überfällig.

 

Zur Studie: Peak Oil. Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: anno_domini

Lasst doch in Deutschland die Lichter ausgehen, die Leute werden nach Atomenergie lechzen und die GRünen am Nordpol Bananen züchten lassen.

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