Berlin am Montagabend- eine Vernissage

Die Berliner Sparkasse am Alexanderplatz zeigt auf Anregung ihres Donnersberger Partnerunternehmens Gemälde und Skulpturen von Habibi in ihrem Beratungszentrum am Alexanderplatz . Die Ausstellung trägt den Titel „dEuTschE ? eiNHeit !“und hat damit die Problematik umrissen.

Veröffentlicht:
von

 

 

Massoud Habibi ist ein deutsch- iranischer Künstler, in Teheran geboren, im Donnersbergkreis beheimatet. Bevor jemand fragt: der Donnersbergkreis liegt im Nordpfälzer Bergland und rühmt sich, zwei Weinbaugebiete zu tangieren- im Osten das Weinbaugebiet Pfalz, im Norden das Wienbaugebiet Nahe. Grund genug, dort heimisch zu werden.

Massoud Habibi studierte Architektur und Stadtplanung in Wien, Kaiserslautern und Westberlin. Er ist heute selbstständiger Unternehmer, Maler und Plastiker.

Die Berliner Sparkasse am Alexanderplatz zeigt auf Anregung ihres Donnersberger Partnerunternehmens Gemälde und Skulpturen von Habibi in ihrem Beratungszentrum am Alexanderplatz . Die Ausstellung trägt den Titel „dEuTschE ? eiNHeit !“und hat damit die Problematik umrissen. Was ist Deutsch? Warum das Auf und Ab im Vereinigungsprozess? Für mich hatte die Präsentation einen persönlichen Aspekt, denn etliche Bilder, darauf wies der Künstler auch in seiner Dankesrede hin, sind von meinem Buch „Ich wollte frei sein“ inspiriert.

Die Auseinandersetzung mit der deutschen Teilungsgeschichte geht zurück bis zum 9. Juni 1979, als 8 Schriftsteller der DDR, darunter Jurek Becker, aus dem Schriftstellerverband rausgeschmissen wurden, wegen ihrer Kritik an der Kulturpolitik des SED- Staates und mündet in die Zeit nach 2003, als Habibi und ich uns in Wiesbaden kennenlernten, bei einer Veranstaltung des heute schon vergessenen Christoph Böhr, damals Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag und Mitglied des glücklosen Andenpakts von CDU-Jungpolitikern, die einen der ihren zum Kanzler machen wollten. Das Bild „Parteifreunde“ handelt von Böhrs Schicksal.

Natürlich wird auch das Thema Stasi behandelt, im Stile der altägyptischen Malerei, aber verwirrend farbenprächtig. Eine Hommage an die Friedensbewegung, die wichtige Vorarbeiten zum Fall der DDR leistete, kommt dagegen in erstaunlich düsteren Farben daher. Wesentlich heller ist „Wir sind ein Volk“. Habibi weiß als Unternehmer, was Deutschlands ökonomischen Erfolg ausmacht: „Mittelstand“ und „Familienbetrieb“. Das eindrucksvollste Bild aber ist „Die Droge Freiheit“, wieder im altägyptischen Stil. Eine aufstrebende schöne Ägypterin mit Sonnensegel.

Der 9. November als Eröffnungstermin konnte nicht besser gewählt worden sein. Auch das Publikum war interessanter als die üblichen Vernissagegänger. Habibi hatte Freunde und Bekannte eingeladen. Dazu kamen Kunden des Beratungszentrums, die teilweise zum ersten Mal bei einer solchen Veranstaltung waren. Das reichte vom Unternehmer, der am 9. November 1989 eine Studie zum Geschichtsbewusstsein in beiden deutschen Teilstaaten fertig gestellt hatte, bis zum Sohn eines Auslandskorrespondentenpaares der DDR, der seinerzeit in Hanoi von Staatschef Honecker einen Teddy überreicht bekam, bevor er mit zwölf Jahren in die DDR zurück musste, weil selbst treueste Genossen ihre Kinder  nur bis zum zwölften Lebensjahr mit ins Ausland nehmen durften. Selbst ein Abgesandter der Iranischen Botschaft war da. Bei einer solch bunten Mischung ergeben sich natürlich interessante Gespräche.

Habibi hat in seiner Dankesrede das Thema „dEuTschE?“ noch einmal aufgegriffen und erklärt, warum er sich als Deutscher fühlt, trotz seiner iranischen Wurzeln und seiner tiefen Verbundenheit mit seinem Geburtsland. Deutschland ist seine Heimat und konnte es werden, weil Deutschland offen ist für Menschen, wie Habibi. Massoud Habibi ist der beste Beweis dafür, wie unrecht die Deutschlandhasser haben.

Die Kunden der Sparkasse können sich in den nächsten Wochen an den Bildern freuen und ihre eigenen Exkursionen in die deutsche Geschichte unternehmen. Aber auch allen anderen Interessierten steht die Ausstellung offen. Man gehe am Alexanderplatz 2 durch die Halle zum Fahrstuhl, fahre in den zweiten Stock, drücke auf die Klingel und schon ist man drin. Wenn man Glück hat, findet man sogar  einen netten Angestellten, der eine kleine Führung macht. Und wer noch eine Geldanlage sucht: Habibis Skulpturen kann man kaufen. Darunter ist eine, die ich sofort erwerben würde, wenn ich 10 000 € überflüssig hätte. „Emanzipation“ heißt sie und zeigt eine grazile, durchsichtige Afrikanerin mit so elegantem Hüftschwung, dass man ins Träumen gerät. Aus Stahl und dennoch fast schwerelos. Habibis Meisterwerk.

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Keine Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang