Bauern bekommen kein Burnout

Der Begriff Burnout dominiert zurzeit die Debatte über die deutsche Arbeitskultur.

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Der Begriff Burnout dominiert zurzeit die Debatte über die deutsche Arbeitskultur. Dabei ist das Wort an sich schwer greifbar. Was ist Burnout, was Depression? Liegt die Unzufriedenheit an Über- oder Unterforderung? Wie dem auch sei, de facto bietet sich uns oft das Bild einer ausgebrannten Republik, wenn über die Volkskrankheit Burnout berichtet wird.

 

Sven Astheimer plädiert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) www.faz.net dafür, dass sich insbesondere die Personalpolitik dieses Themas annehmen müsse. Eine Personalpolitik, die den Beschäftigten solide Leitplanken vorgebe, sei ein wirksamer Schlüssel dazu, Burnout zu vermeiden. Als Beispiel führt er den Autohersteller Volkswagen an, der gerade den Firmenserver für Emails am Wochenende ausgeschaltet und damit ein Zeichen gesetzt habe.

 

„Druck und Stress hat es in der Arbeitswelt schon immer gegeben. Doch unzweifelhaft  haben Smartphones für Arbeitnehmer und das Internet gravierende Veränderungen bewirkt“, bestätigt der Personalexperte Michael Zondler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Centomo www.centomo.de aus Sindelfingen. Es gelinge uns aufgrund der täglichen Mailflut immer weniger, vertiefend und damit befriedigend zu arbeiten. Immer bleibe etwas liegen, Mails müssen noch beantwortet werden etc. Nachgerade zwanghaft verausgaben wir uns heute im Netz, sammeln, kommunizieren, saugen auf, „bis sich das Denken vollends verflüchtigt hat in den unendlichen Weiten des Cyberspace“, wie Svenja Flaßpöhler in ihrem Buch „Wir Genussarbeiter“ schreibt.

 

Für Zondler geht es darum, eine gesunde Balance zu halten. Denn auch chronische Langeweile, Unterforderung und die Aussicht, dass sich bis zur staatlich vorgegebenen Verrentung nichts mehr ändert am Job, können zu Depressionen oder zum Burnout führen. Neben der chronischen Überforderung ist nämlich auch die Sinnfrage ein wichtiges Kriterium. Und diese stellt sich laut Astheimer sehr häufig in der Dienstleistungsgesellschaft. „Ist der Bandarbeiter trotz lediglich bedingt abwechslungsreicher Tätigkeit und oft im belastenden Schichtdienst letztlich resistenter, weil er weiß, dass das Auto ohne ihn nicht vom Hof rollen würde? Oder warum hört man nur so selten von Bauern mit Burnout, obwohl der Beruf des modernen Landwirtes die Belastungen von Manager, Selbständigem und Akkordarbeiter locker vereint?“, fragt der FAZ-Redakteur.

 

Besonders betroffen vom Burnout sind hingegen die Mitarbeiter in Gesundheits- und Sozialberufen oder Pädagogen. Auch die sogenannten Sandwich-Manager, die zwischen dem Druck ihrer Vorgesetzten und den Erwartungen der Mitarbeiter zerrieben werden, fühlen sich häufig ausgebrannt.

 

 

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