Bail-out für Griechenland und seine Gläubiger

Wie der Spiegel berichtet, soll es jetzt doch deutsche Finanzhilfen für Griechenland geben. Dass das Bail-out diesmal offenbar für einen ganzen Staat in Angriff genommen wird, geschieht laut Spiegel vor allem auch in Hinblick auf die deutschen Inhaber von griechischen Staatsanleihen.

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 „Analysten zufolge ist es möglich, dass Griechenland für seine benötigten Anleihen nicht genügend Käufer findet und dann rechtlich ein Zahlungsausfall vorliegen würde. Sollte dann keine Hilfe von den EU-Staaten oder dem IWF kommen und der Wert der Anleihen kollabieren, drohten beispielsweise europäischen Banken massive Abschreibungen, schrieben Volkswirte der Commerzbank am Freitag in einer Markteinschätzung.“

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, erklärte für den Fall, dass die Preise für griechische Staatsanleihen abstürzen würden: “Dann müssten europäische Banken massive Abschreibungen vornehmen. Zusätzlich dürften ihre Kreditbeziehungen zu griechischen Banken leiden”, so zitiert ihn das Manager Magazin. Es sind also vor allem wieder einmal die Großbanken, die auf ein Bail-out drängen. Es handelt sich also bei den anvisierten Hilfen für Griechenland um indirekte Subventionen für die Banken und Halter von Staatsanleihen.

Griechenland Finanzhilfen zu gewähren, um die Zahlungsfähigkeit Griechenlands gegenüber seinen Gläubigern sicher zu stellen, wäre eine weiteres Glied in der Kette der politischen Entscheidungen, die dazu führen, dass Gewinne individualisiert und Verluste sozialisiert werden. Wozu das führt ,kann man derzeit auf dem Anleihemarkt beobachten. Die Nachfrage nach griechischen Staatsanleihen ist geradezu explodiert. Die Anleger wollen von den hohen Zinsen profitieren und erwarten, dass die Risiken der deutsche Steuerzahler übernimmt. Das ist wieder ein Beispiel dafür, wie die Erwartung auf Staatshilfen jede ökonomische Vernunft außer Kraft setzt. Mit Marktwirtschaft hat das nichts mehr zu tun.

Es ist nicht die Aufgabe des Staates Anlegern ihre Risiken abzunehmen und damit zur Attraktivität riskanter Finanztitel beizutragen. Anlegen ist immer die Kalkulation mit Gewinn und Risiko. Die Gewinne spekulativer Anlagen sind legitim und notwendig, aber die Verluste spekulativer Anlagen sind ebenfalls notwendige Konsequenzen zur Begrenzung der Risikofreudigkeit der Anleger. Wer eine Staatsanleihe erwirbt, geht damit eine Wette ein, dass der Staat seine Schulden auch zurückzahlen kann. Die Höhe der Zinsen spiegelt dieses Risiko wieder. Staaten, denen eine gute Bonität bescheinigt wird, zahlen niedrigere Zinsen, als Staaten, denen eine schlechte Bonität bescheinigt wird. Die Besitzer von Staatsanleihen haben also schon durch die Zinssätze von dem höheren Risiko profitiert. Kein Wunder, dass die Jagd auf griechische Staatspapiere angeheizt wird, denn die Versicherung des Risikos übernimmt jetzt offenbar, wie von den Anlegern vorausgesehen, der deutsche Steuerzahler.

Eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands wäre für den Währungsraum nicht die Katastrophe als die sie dargestellt wird. Sie könnte hingegen mittel- und langfristig durchaus positive Effekte haben. Es hätte einen erzieherischen Effekt auf die Anleger, wenn sie eben einmal mit der Tatsache konfrontiert würden, dass das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit tatsächlich real werden kann. Die potentiellen Käufer von Staatsanleihen würden ihre Risikokalkulation überdenken und stärker auf die Fundamentaldaten der nationalen Volkswirtschaft und der staatlichen Haushalte achten.

Dies würde es den Staaten, die unsolide wirtschaften, erschweren Kredite von privaten Anlegern zu erhalten. Somit wäre es für die Regierungen sehr viel schwerer ihre wachsenden Ausgaben zu finanzieren. Das würde die Haushaltssanierung sehr viel wirksamer erzwingen als jede Schuldenbremse: Wenn einfach kein Geld da ist, kann man es auch nicht ausgeben. Da mag der  Öffentliche Dienst in Griechenland auch noch so lange in den Streik treten. Zum Schulden machen gehören immer zwei: Der Kreditgeber und der Kreditnehmer. Wenn ersterem sein Risiko bewußt wird, dann muss zweiterer solider wirtschaften.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Elmar Oberdörffer

@Menschenskind:
Sie haben sehr gut beobachtet und treffend analysiert. Ich stimme Ihnen zu.

Gravatar: Elmar Oberdörffer

Wieder ein Beweis dafür, daß es ein schwerer finanz- und wirtschaftspolitischer Fehler war, für völlig disparate Staaten eine gemeinsame Währung einzuführen. Das wird noch sehr teuer für uns werden!

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