Augustin – Bea- Preis für Joachim Kardinal Meisner

Der emeritierte Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner wurde in Königswinter bei Bonn mit dem Augustin- Bea- Preis ausgezeichnet.

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 Mit dem Preis, der von der Internationalen Stiftung Humanum verliehen wird, werden Personen und Institutionen ausgezeichnet, die sich um ein christliches Ordnungsdenken im Sinne der Pastoralkonstitution Gaudium et spes verdient machen. Der Preis ist mit 30.000 € dotiert. Das Preisgeld kommt auf Wunsch des Preisträgers der Kardinal- Meisner- Stiftung zu Gute. Diese fördert kirchliche Projekte ein Ost- und Südosteuropa.

Der Kardinal hatte den Wunsch geäußert, nicht einfach nur zu feiern, sondern auch miteinander nachzudenken. So fand anläßlich der Preisverleihung eine akademische Soiree zum Thema Naturrecht statt. Das Naturrecht war und ist für Kardinal Meisner ein wichtiges Thema seines Lebenswerkes als Bischof und Theologe.

In seiner Begrüßung hob P. Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels die Bedeutung von Papst Benedikt XVI. für die Diskussion um das Naturrecht als vorpositives Recht hervor. Unter anderem mit seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag hatte der Papst damals deutschen Politikern die Frage nach der Grundlage für Recht vorgelegt.

Dieser Spur folgten die Referenten der Soiree in ihren Vorträgen. Den Anfang machte Hanna- Barbara Gerl- Falkowitz mit einem Referat über die philosophischen Grundlagen des Naturrechts.

Das Naturrecht sei nicht empirisch, so die Philosophin, sondern axiomatisch formuliert. Es gelte aus sich heraus. Und es gelte absolut als vorstaatliche Gerechtigkeit. Mithin sei es dies ein rechtsethischer Maßstab. Dabei sei das Naturrecht eben keine statische, über die Jahrhunderte unveränderliche Größe. Jede Generation müsse das Naturrecht neu denken und erkennen. Der Logos, die Vernunft, sei dabei das Mittel auf dem Weg der Erkenntnis. Die Vernunft ist bei allen Unterschieden in Religion und Weltanschauung allen Menschen gemeinsam. Das, so betonte die Philosophieprofessorin, sei Schöpfungsprinzip. Darum sei das Naturrecht auch grundsätzlich jedem Menschen einsichtig zu machen. Man müsse, um mit Thomas von Aquin zu sprechen nicht auf die Erstursache zurückgehen, die Ordnung sei schon in den Zweitursachen gesichert.

Nach diesen theoretischen Grundlagen folgte Manfred Spieker mit einem Referat über die Gefährdung der Ressourcen des Gemeinwohls. Dabei ging der katholische Sozialethiker besonders auf die derzeitige gesellschaftliche Dekonstruktion der Institutionen Ehe und Familie ein. Es sei, so zitierte Spieker Papst Fanziskus, eine Ordnung in die Welt gelegt, die der Mensch nicht ignorieren dürfe. Diese Ordnung ziele auf das Gemeinwohl, dessen Ziel das Gelingen des menschlichen Lebens sei.

Der Mensch sei als Person eine Einheit aus Leib Verstand und Seele. In dieser Einheit lebe der Mensch in Beziehung. Der Mensch verdanke seine Existenz der leiblichen Verbindung von Vater und Mutter. Daraus ergebe sich die Ehe als eine anthropologische Konstante. Die Ehe bedinge keinen religiösen Glauben, sie sei der natürliche Bund zwischen Mann und Frau. Mithin sei die Ehe auch die Basis der Familie.

Eine Relativierung der Ehe ziehe zwingend einen Schaden für die Gesellschaft nach sich. Hier kritisierte der Sozialethiker besonders die Gendertheorie als Instrument zur Dekonstruktion der Ehe. Insbesondere die Kinder hätten die Folgen instabiler Beziehungen zu tragen. Die Familie  sei eine wichtige Ressource der Gesellschaft. Die Ehe sei, so zitierte Spieker den Preisträger Kardinal Meisner, eines der kostbarsten Erbstücke aus dem Paradies.

Eine weitere Konkretisierung nahm Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der CDL, in ihrem Referat vor. Der Schutz des menschlichen Lebens stellt einen der derzeit wichtigsten praktischen Aspekte des Naturrechts dar. Dabei geht es um den Schutz des Lebens von seinem Beginn mit der Zeugung bis zum natürlichen Tod. Die engagierte Politikerin griff zurück auf die Studie „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome aus dem Jahr 1972. Diese Studie hinterließ eine Schock in der Öffentlichkeit. Plötzlich sei ein Bewußtsein geweckt worden, daß das wirtschaftliche Wachstum begrenzt werden müsse. Naturschutz, Klimaschutz, Artenschutz und Umweltschutz sei seitdem auf der Agenda jeder politischen Partei. Daneben seien auch die Thesen der Studie zur befürchteten Überbevölkerung von Bedeutung. Ausgerechnet der Schutz des Lebens werde seitdem massiv diskreditiert. Wer die Abtreibung nicht für eine gleichwertige Wahl zur Geburtenkontrolle halte, werde erbittert öffentlich ausgegrenzt und als Ideologe und Fundamentalist diskreditiert. Das Naturrecht wurde hier vollständig verworfen.

Dies gelte für den gesamten Bereich der menschlichen Fortpflanzung. Während in allen anderen Bereichen auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit gesetzt werde, sei die menschliche Reproduktion zu einer Industrie geworden. Als weitere Beispiele nannte die CDL- Vorsitzende bioethisch umstrittene Methoden wie Social freezing, Leihmutterschaft, PID sowie nichtinvasive Bluttests als deutliche Gefahren für einen natürlichen, d.h. dem Naturrecht entsprechenden Schutz des menschlichen Lebens an seinem Beginn. „Wir müssen den Ernst der Bedrohung erkennen!“, appellierte Mechthild Löhr an die Zuhörer.

In seiner Laudatio würdigte Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels den Preisträger Joachim Kardinal Meisner als einen Bischof, der komplexe Sachverhalte in der Sprache der einfachen Menschen ausdrücken könne. Nach seiner Ernennung zum Erzbischof von Köln hätten sich zahlreiche liberale Medien auf den Kirchenmann eingeschossen. Den Kardinal habe dies nie angefochten. Ockenfels gab einen Abriß der Lebensdaten des Geehrten. Er schloß mit den Worten: „Der Augistin- Bea- Preis für Joachim Kardinal Meisner, einen Bischof, der klar zu sagen wagt, was katholisch ist!“

Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen hielt Prof. Dr. Lothar Roos eine humorige Tischrede. In einem Dialog zwischen Petrus und dem Preisträger über dessen Wirken als Bischof von Berlin und Erzbischof von Köln.

Es war im Grunde eine zweite Laudatio, die allerdings jetzt einige Anekdoten aus dem Leben des Bischofs versuchte in ein himmlisches Licht zu rücken. Abschließend bedankte sich Kardinal Meisner noch einmal für den Preis. Er dankte auch den Referenten der akademischen Soiree für ihre beeindruckenden Vorträge und die Anregung weiter zu denken.

Beitrag zuerst erschienen auf katholon.de

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