Auf ihn mit Gebrüll

Manchen reicht es nicht, zu gewinnen, sie wollen ihre Gegner auch erniedrigt am Boden sehen. Für die Geschlechterdebatte bedeutet dies: Mühsam abgebaute Fronten werden mancherorts neu errichtet.

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Wahrscheinlich hat Frau Burmester auch, wie der Rest der deutschen Journaille, im Moment des Obama-Sieges mit Konfetti geworfen. Selbstverständlich journalistisch-investigatives Konfetti. Lassen wir beiseite, dass angesichts der realen Wählerstimmen Mitt Romney immer noch den Rückhalt von 47 Prozent seiner Bevölkerung hat und der reale Vorsprung von Obama nur magere 3 Prozent darstellt. Es ist etwas ganz anderes, was mich nachdenklich stimmt, denn dieUSA sind nicht die Welt und Mitt Romney nicht der Repräsentant einer untergehenden weißen Klasse: es ist die Niedertracht, die öffentlich zur Schau gestellte Freude am Scheitern des Mannes, die mir viel mehr Sorgen bereitet. Man stelle sich so einen Artikel einmal mit vertauschten Rollen vor: Solche Worte über die weiße Frau an sich aus dem Mund eines Mannes. Sie könnten einpacken.

Das Nachtreten und die Schadenfreude offenbaren eine Sichtweise auf den Geschlechterkampf, der uns in dieser Frage um Jahre zurück wirft. Es ist entlarvend zugleich, denn endlich liegt es offen auf dem Tisch, was einem in Diskussionen mit zahlreichen der Damen Feministinnen oft begegnet: Es geht nicht um ein Gleichmaß, nicht um ein Leben auf Augenhöhe, nicht um Respekt und auch nicht um gegenseitiges Verständnis. Es geht nur um den Sieg. Man will nicht nur das Aufholen der Frau, man will den Mann überholen. Man will nicht gleiche Macht für die Frauen, sondern die Entmachtung des Mannes. Das ist die alte „Schwanz ab“-Rhetorik der 70er-Jahre. Deswegen sind ja auch Mittel wie Quoten recht, weil es nicht um Anerkennung der Frau und ihrer Fähigkeiten geht, sondern um Proporz, egal wie. Das hat nichts mehr mit Weiblichkeit zu tun, sondern nur noch mit der Übernahme männlicher Domänen. Nein, ganz sicher, zu dieser Seite will ich als Frau nicht gehören.


Geschlechtergerechtigkeit ist keine Einbahnstraße

Bezeichnenderweise tragen solche Freudentänze auf dem Rücken von gescheiterten Männern auch auf der männlichen Gegenseite nicht gerade zu Respekt und Anerkennung für die Leistungen von Frauen bei. Ganz im Gegenteil, sie heizen die Stimmung gerade erst richtig auf. Vielleicht sollte sich Burmester einmal mit einem der zahlreichen Vätervereine in Deutschland auseinandersetzen, die sich derzeit massiv organisieren. Sie wird ihre männlichen Pendants dort haufenweise finden. Männer, die ebenfalls nur noch schwarz-weiß denken und durch die Dominanzfantasien à la Burmester zusätzlich Wasser auf die Mühlen bekommen in ihrer Vorstellung, dass Männer und Frauen grundsätzlich auf gegenüberliegenden Seiten des Geschlechtergrabens liegen. Haufenweise haben mir bereits solche Männer geschrieben. Viele sind gewillt, einen Weg mit gegenseitigem Respekt einzuschlagen. Viel zu viele jedoch sind angesichts einseitiger Frauenförderung und ihrer totalen Entmachtung als Väter in Deutschland derart verletzt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das in einem neuen Konflikt entladen wird. Weil wir als Frauen eben nicht einseitig neue Machtgebiete erobern und beanspruchen können, ohne gleichzeitig unsere bisherigen Machtgebiete in Sachen Kinder und Sorgerecht neu aufteilen zu wollen. Gleichgewicht sieht anders aus. Geschlechtergerechtigkeit ist keine Einbahnstraße für den Siegeszug der Frau.

Nichts, wirklich gar nichts ist für uns Frauen gewonnen, wenn wir die Männer auf unserem Weg nicht mitnehmen. Kluge Frauen drohen nicht, sie überzeugen. Kluge Frauen wussten schon immer, die Männer einzubinden. Na sicher kann man mit Quotenzwang kurzfristig etwas erreichen. Machen Sie doch, und dann gleich noch Quoten für alle, die mit auf dem Zug sitzen, mit dem Frau Burmester verheißungsvoll in den Sonnenuntergang fährt. Die „Klugen“. Dann stimmen die Zahlen, aber nicht das Gefühl dahinter und auch nicht die Überzeugung, die sie tragen müssen. Dann ist es ein Pyrrhussieg und das Pendel wird zurückschlagen. Schon jetzt mobilisieren sich in den Chefetagen selbst die Männer, die bislang ihren weiblichen Vorgesetzen viel Respekt gegenüber brachten und nun in Zeiten von Quotendiskussionen das Gefühl haben, ihre männlichen Felle retten zu müssen. Fronten, die mühsam abgebaut worden sind, werden gerade mancherorts neu errichtet.

Sammeln, wieder aufstehen

Nein Frau Burmester, ein Mann, der am Boden liegt, ist kein Grund zur Freude. Ganz abgesehen davon, dass es aus weiblicher Sicht wirklich nichts Unattraktiveres gibt als einen gebrochenen Helden. Er wird sich sammeln und wieder aufstehen. Verwundete Tiere sind gefährlich.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf TheEuropean.de.

 

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Crono

@Rudi Gems, 29.11.2012 21:09
... Ich habe resigniert, und nehme nur noch zur Kenntnis. ...

Das sollten Sie nicht tun!!
Gott sei mit Ihnen. ;-)

Gravatar: Meier

Da artikuliert sich rassistischer Hass einer SchreiberIn und es ist kein „Wutschaum“ wie die TAZ ihn spuckt, oder früher Nazifunktionäre, nein es sind Radikale, BrandstifterInnen, die sich auch noch in ihrer eitlen Kampf-Attitüde „Klugheit“ attestieren, obwohl sie sich erbärmlich durchgeknallt wie 65 Meter Feldweg darstellen.
Welches Unglück in so einer schadenfrohen Psyche sich aufschwingt, andere ohne Toleranz oder gütigem Verstand nieder zu machen, lässt den Eigenschaden der HetzerIn sehr deutlich werden.
Kein Wunder wenn den Blättern die mit solchen „Schreib-Krampen“ bestückt sind die Auflagen wegbrechen.

Gravatar: John

Ein echter Mann würde eine Frau wie Burmester weder heiraten noch mit ihr schlafen wollen.

Echte (maskuline) Männer wollen echte (feminine) Frauen und umgekehrt.

Gravatar: Jan Leris

Nach 40-Jahren radikalem Feminismus, haben "Machas" die "Machos" längst ersetzt! Machas vertreten einen Feminismus, dass von sexismus gegen Männern, Misandrie und weiblichem Narzismus getrieben wird. Ich würde so weit gehen und sagen, dass der "Macha-Feminismus" der moderne Faschismus ist.

Kann es sein, dass Silke Burmester eine "Macha" ist?

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