ARD-Themenwoche Toleranz (mal wieder)

Da hatte sich die ARD so was Schönes ausgedacht: eine Themenwoche „Toleranz“, ganz im Sinne eines Piep-piep-piep-wir-hab’n-uns-alle-lieb. Da kann doch niemand etwas dagegen haben.

Veröffentlicht:
von

Da hatte sich die ARD so was Schönes ausgedacht: eine Themenwoche „Toleranz“, ganz im Sinne eines Piep-piep-piep-wir-hab’n-uns-alle-lieb. Da kann doch niemand etwas dagegen haben. Ein kleiner Streifzug durch den gestrigen Fernsehabend – den ich dann hinsichtlich dieses Themas beinahe abgebrochen hätte – lieferte denn auch Filme und Berichte zur Notwendigkeit von Toleranz gegenüber Ausländern, unterschiedlichen Ethnien, Kulturen und Religionen, Kranken und Behinderten, Alten und nicht zuletzt – ohne geht es nicht – gegenüber sexuellen Minderheiten.

In einer so toleranzsatten Gesellschaft sollte man doch meinen, dass so ein Programmschwerpunkt ein Selbstgänger wäre? Ist er aber – und gerade deshalb – nicht! Da gab es zum Beispiel Plakate zur Themenwoche mit einem Farbigen (Beschriftung „Belastung oder Bereicherung“), mit einem homosexuellen Paar („Normal oder nicht normal“), mit einem Kind („Nervensäge oder Zukunft“ – in der Tat mal ein interessanter Aspekt zur Toleranz) und ein Mann in einem Rollstuhl („Außenseiter oder Freund“) – und die Toleranzwächter haben natürlich nichts Besseres zu tun, als diese Plakate als Stigmatisierungen der Betroffenen zu kritisieren. So zum Beispiel der Grünen-Politiker Volker Beck, der wie folgt zitiert wird:

"Die öffentlich-rechtlichen Medien verlassen ihren gesetzlichen Auftrag, wenn sie Minderheiten in ihrer Existenz infrage stellen." Dass er sich als Homosexueller im Jahr 2014 in seiner Existenz infrage stellen lassen müsse, "hätte ich höchstens noch von einem unverbesserlichen rechten Rand erwartet. Muss ich mich wirklich fragen lassen, ob ich normal bin, muss sich ein Schwarzer die Frage gefallen lassen, ob er Belastung oder Bereicherung ist, ein Behinderter, ob er Freund oder Außenseiter ist?", sagte Beck dem "Handelsblatt Online".

So ist die Diskussion um Toleranz offensichtlich an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr so ohne weiteres weiter geht: Wenn man nämlich denjenigen, der der Toleranz bedarf nicht mehr als solchen benennen kann, wird es schwer fallen, für Toleranz zu werben. Wenn man Toleranz gegenüber Homosexuellen oder Ausländern nicht mehr mit Bildern, Berichten oder Texten von (angenommener) Intoleranz gegenüber Homosexuellen oder Ausländern bewerben kann, dann wird es schwierig, Toleranz überhaupt medial zu thematisieren.

Umgekehrt wird immer wieder darauf hingewiesen, dass es doch mit Toleranz nicht getan sei, da dieser Begriff immer auch eine gewisse Geringschätzung impliziere, eine Abwertung gegenüber der angenommenen „Norm“, wo doch eigentlich Akzeptanz zu fordern wäre. Was klingt wie eine Wortklauberei im universitären Elfenbeinturm hat dann aber einen handfesten Hintergrund: In der Themenwoche „Toleranz“ geht es nicht um Toleranz sondern um Akzeptanz: Es soll nicht „nur“ toleriert sondern akzeptiert, also für gleichwertig und gut befunden werden!

Damit wirft man dann aber in der Tat die Themenstellungen in den Plakaten und in der medialen Aufbereitung der ARD deutlich durcheinander, nur vielleicht anders, als die Kritiker sich das denken. Schließlich wird sich nur eine Minderheit von Rassisten dazu bekennen, Ausländer als minderwertig zu betrachten. Der Farbige auf dem Plakat ist als Mensch also nicht nur zu tolerieren sondern zu akzeptieren. Ob allerdings eine andersartige Kultur nicht nur zu tolerieren sondern zu akzeptieren ist, fällt auch einem toleranten Menschen deutlich schwerer. Unterschiedliche Kulturen bedeuten eben immer auch ein Konfliktpotenzial, für das der Einzelne nichts kann, das aber in der Masse zum Problem wird, was wiederum nur die intoleranten Akzeptanzforderer bestreiten.

Gleiches gilt für andere Minderheiten – deren Existenzrecht niemand ernsthaft in Frage stellen will, die aber verlangen (jedenfalls suggerieren das die bekannten Protagonisten), dass man ihre Art zu leben gefälligst auch gut zu heißen habe. Nehmen wir als Beispiel – einfach weil mir die zu beschreibende Position so fern liegt – das der Kinder, die offenbar von einigen als „Nervensägen“ und nicht als „Zukunft“ betrachtet werden. Niemand wird aber verneinen, dass jedes Kind ein Existenzrecht hat, dass Kinder notwendig sind für die Zukunft der Menschheit – ich kann aber niemanden zwingen, es gut zu finden, wenn neben seinem Haus ein Kindergarten eröffnet wird und er den natürlichen Lärm der Kinder ertragen muss. Ich selbst halte es für schlimm, wenn heute Gerichte bemüht werden, die festlegen sollen, wann Kinder schreien oder spielen dürfen, aber ich kann niemanden zwingen, meine Kinder als die goldigsten Wesen des Universums zu sehen, für die ihre Mutter und ich sie halten.

Für Katholiken ein Reizthema ist das der Homosexualität – dabei wiederum nicht die Akzeptanz, die auch der Katechismus fordert (#2358: "Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen."), sondern die Forderung nach Akzeptanz, die nicht einforderbar ist und die von Christen in der dargestellten Form auch nicht geleistet werden kann, wie an gleicher Stelle im Katechismus deutlich wird (#2357: "Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [...], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" (CDF, Erkl. „Persona humana" 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen."). Und so ist in jedem Themenfeld einzeln zu entscheiden, inwieweit Akzeptanz eigentlich notwendig ist, inwieweit ein über Toleranz hinausgehendes Gutheißen überhaupt gefordert werden kann.

Was also in der Themenwoche „Toleranz“ tatsächlich bezweckt wird ist nicht die Toleranz, sondern die Akzeptanz. Und da man die nicht fordern kann, gib es also in den kommenden Tagen in den ARD-Sendern Erziehungsfernsehen, finanziert aus Zwangsgeldern der so von ihrer „Intoleranz“ zu kurierenden Menschen. Dass man sich damit den Unmut der so zu „Beglückenden“ Minderheiten zugezogen hat, ist daneben nur eine Randnotiz. Vermutlich ist es eher die Zeit für ein gutes Buch!

Beitrag erschien auch auf: papsttreuer.blog.de

Für die Inhalte der Blogs und Kolumnen sind die jeweiligen Blogger verantwortlich. Die Beiträge der Blogger und Gastautoren geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.

Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte
unterstützen Sie mit einer Spende unsere
unabhängige Berichterstattung.

Abonnieren Sie jetzt hier unseren Newsletter: Newsletter

Kommentare zum Artikel

Bitte beachten Sie beim Verfassen eines Kommentars die Regeln höflicher Kommunikation.

Gravatar: Gorgo

Erst Toleranz, dann Akzeptanz (ansonsten wird man schnell als "Hasskrimineller" abgestempelt), dann Penetranz, dann Dominanz - aber irgendwann kommt der Roll-back mit Militanz!

Gravatar: Klartexter

Ja, die Woche der Toteranzbesoffenen, der Tollereiverfallenen und der Wegseher. Man muss dem Volk die Toleranz einreden, was höchste Zeit ist, denn es regt sich mehr und mehr Widerstand gegen etwas, was die Bürgerinen und Bürger einfach hinnehmen sollten, aber dazu nie gefragt wurden. Der Druck im Kessel steigt und bekommt von Woche zu Woche mehr Risse. Wer es noch nicht erkannt hat, glaubt noch an das Wuder der Brüderrlichkeit unter den Menschen. Die Anderen sehen diev Spaltung der Gesellschaft und das Heraufziehen ethnischer, sozialen und religiöser Konflikte. Die Welt brennt an vielen Ecken und die Ursachen und die Akteure sind bekannt. Hier hat man den Brandbeschleuniger ins Land geholt und lässt ihn immer noch rein. Da sollte jeder auf seine Art tolerant sein und nicht manipulieren lassen. Mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen.

Gravatar: Karin Weber

Egal was die senden und ob der Bürger das sieht/sehen will, mit der Zwangsabgabenfinanzierung können die nicht in die Knie gehen. Denen geht es da wie jedem Beamten. Warum sich bewegen, wenn das Geld sicher ist und pünktlich kommt. Umbrüche wie in der Ex-DDR schließen die aus.

Die Zwangsabgabenfinanzierten sind auf meiner Fernbedienung gelöscht. Der größte Teil des Sittenverfall-TV ebenfalls.

Gravatar: Gerd Müller

Wenn ich mich an die Berichterstattung zu den vergangen Wahlen und an bestimmte "Talgshows" erinnere, kommt mir das Vorhaben genauso vor, als würde ein Alkoholiker Leiter einer Entziehungsklinik sein.
Sie schimpfen andere Populisten und sind selbst populistischer als man es sich je denken könnte.

Schreiben Sie einen Kommentar


(erforderlich)

Zum Anfang