Keynes sprach sich ledigtlich gegen die Absenkung des Nominallohnes nicht gegen die Absenkung des Reallohnes aus. Der Reallohn könne, nach seiner Ansicht, durch inflationäre Tendenzen gesenkt werden.
Wenn die Preise stärker steigen als der Lohn, dann sinkt der Reallohn. Keynes glaubte, das sei gegenüber den Gewerkschaften leichter durchzusetzen.Grundsätzlich widersprach Keynes also den klassischen Ökonomen also nicht.
Diese gingen davon aus, dass der Lohn ein Preis für Arbeit ist und sich auch wie andere Preise verhält. Preise spiegeln das Verhältnis von Angebot und Nachfrage wider. Wenn das Angebot knapp ist und die Nachfrage steigt, dann steigt auch der Lohn. Wenn die Nachfrage zurückgeht, sinkt auch der Lohn.
Die Behauptung, dass höhere Löhne zu einer höheren Nachfrage und damit zu weniger Arbeitslosigkeit führen, vernachlässigt, dass höhere Löhne erst einmal die Nachfrage nach Beschäftigung reduzieren und damit die Kaufkraft zwar bei einem Teil der Arbeitnehmer steigt, aber bei den Arbeitnehmern, die ihre Beschäftigung verlieren, sinkt.
Ein sinkender Reallohn kann hingegen dazu führen, dass trotz der Krise das Beschäftigungsniveau beibehalten werden kann oder nicht so stark sinkt wie unter der Bedingung steigender Reallöhne. Wenn ein höhere Beschäftigungsniveau erhalten bleibt, bleibt auch eine höhere Kaufkraft erhalten. Den Zusammenhang zwischen Reallohnsteigerungen und Kaufkraftsteigerung gibt es also so nicht.
Eine Wirtschaftskrise muß nicht zwangsläufig mit Massenarbeitslosigkeit verbunden sein. Es hat zwar schon immer Wirtschaftskrisen gegeben, aber Massenarbeitslosigkeit, wie wir sie seit dem 20 Jahrhundert kennen, gibt es erst seit dem das Lohnnivau durch zentrale Regelungen festgeschrieben ist und das Reallohnniveau sich nicht mehr automatisch der wirtschaftlichen Entwicklung anpasst.
Wie hoch die Arbeitslosigkeit in der Krise steigen wird, hängt also nur zum Teil von der Härte der Krise, zum großen Teil aber von der Vernunft der Gewerkschaften ab.
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