Alice und die Schwarzen

Kennen Sie das Gefühl, nach den ersten Minuten aus Langeweile bei einem Film mit absurdem Drehbuch einzuschlafen und dann wacht man kurz vor Schluss verwirrt auf und denkt: Wieso hat sie den Idioten geheiratet? 

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Ungefähr so geht es mir angesichts der Nachricht, dass die CDU gerade Alice Schwarzer als Wahlfrau nominiert hat für die anstehende Wahl des Bundespräsidenten. Oliver Wittke, Generalsekretär der CDU NRW, möchte damit die Lebensleistung von Frau Schwarzer würdigen und irgendwie fehlt mir immer noch der Mittelteil in diesem neuen Liebesfilm.

Offenbar hat man sich in der CDU darauf verständigt, einen neuen Kuschelkurs mit Deutschlands selbsternannten Oberfeministin zu fahren. Zuerst rettet Familienministerin Kristina Schröder ihr vergangene Woche den MediaTurm mit 600.000 Euro aus den angeblich leeren Kassen des Familienministeriums und jetzt das. Man darf sich erinnern, Kristina Schröder, das ist die junge Mutter, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit von Frau Schwarzer attestiert bekam, sie sei „schlicht ungeeignet" für den Job als Ministerin. 600.000 Euro später sieht die Welt plötzlich ganz anders aus. Da freut sich Frau Schwarzer über die neue „Souveränität" der Ministerin und hach, das Gezänk von früher, mein Gott, deswegen kann man sich doch jetzt auch wieder vertragen, so unter Schwestern.

Nun, irgendetwas muss man sich aber gedacht haben bei der CDU, wenn man in Kauf nimmt, die letzten verbliebenen Stammwähler derart zu verprellen. Vielleicht hofft man ja, neue Wählerschichten zu erschließen mit dem neuen Schulterschluss zwischen radikalem Feminismus und ehemaliger Familienpartei. Was zählen da die paar Lebensschützer in den eigenen Reihen, für die es kein roteres Tuch gibt als die Abtreibungslobbyistin Schwarzer? Ich nehme an, dass die Parteistrategen nach ein paar Kannen zuviel Kaffee die bahnbrechende Idee hatten: Wir müssen mal ein Signal aussenden an die jungen Frauen im Land. Hey, wir sind total innovativ und modern. Ich warte minütlich auf eine neue facebook-Gruppe zum Thema. Problem bei der Sache wird nur sein, dass die wenigen jungen Frauen, die sich tatsächlich noch mit Alice Schwarzer befassen, niemals auf den Gedanken kämen, die CDU zu wählen. Ich sehe schon neue Slogans auf uns zu kommen im nächsten Bundestagswahlkampf unter dem Motto: „Stammwählen war gestern": Schwarzer für die Schwarzen. Go Alice Go!

Immerhin, große Teile der Frauenunion sympathisieren ganz offen mit der guten Alice und ihren Anliegen, sie gehören ja auch der gleichen Generation an. Nur wählen diese ja sowieso schon die CDU. Pragmatisch gesprochen haben die Grünen und die SPD in NRW Frau Schwarzer mit ihrem MediaTurm in Köln fallen lassen und sie nimmt jetzt das Geld eben vom politischen Feind. Hauptsache die Kohle fließt. 

Vielleicht ist das ganze aber auch einfach nur ein Coup gelebter, christlicher Nächstenliebe. Frei nach dem Motto: Liebet eure Feinde, sehen wir gerade den finalen Beweis, dass die CDU ihr C immer noch zu Recht im Namen trägt. Ja, wir bei der CDU nehmen auch die Gefallenen auf. Die Ausgegrenzten, die woanders kein Dach mehr über den Kopf oder den Turm bekommen. Ich finde Frau Käßmann könnte auch mal was dazu sagen. Schließlich ist es ein total mutiger Schritt der CDU, voller Selbstaufgabe und Nächstenliebe. Und in fünf Jahren, ja wer weiß, wie sich das neue Liebesgeflüster entwickelt. Warum nicht gleich Alice for Bundespräsident_In?

Dieser Beitrag erschien zuerst auf frau2000plus.net

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: josmall

Peer Steinbrück war bei der Bilderberg Konferenz in st. Moritz, letztes Jahr als neuer Kanzler gesalbt worden, nun gilt es die Stimmen der Union unter den der SPD zu bekommen. Die SPD hat keine lästigen Abtrünnigen in Sachen Eurorettung, darum muß sie an der Regierung.

Gravatar: qed

@ Frauen Kenner

Ja, das korreliert.
Immer besonders ausgeprägt bei Exemplarinnen, die mehr oder weniger freiwillig dem bestimmungsgemäßen Gebrauch dieser Organe entsagen. Ein geradezu klassisches Beispiel ist das Frollein Malice Warzer.

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