Advent: Wutfasten und Engel, die Plätzchen backen

Das jedenfalls ist mein Vorsatz für die adventliche Fastenzeit: Mich weniger wichtig zu nehmen, die Dinge weniger wichtig zu nehmen, stattdessen auf den Herrn schauen, der alles gut machen wird. Kurz gesagt, ist „Wutfasten“ angesagt.

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Noch ein kleiner Beitrag zum Ende der Woche, und noch dazu ein versöhnlicher. Ein guter Freund meinte letztens, ich wirke irgendwie unentspannt – und da hatte er Recht! Allerdings meine ich mit all den anliegenden Themen auch ausreichend Grund gehabt zu haben, unentspannt zu sein. Andererseits: Wirkt ein Christ unentspannt, vermittelt er gar eine negative Weltsicht, dann ist auch wieder irgend etwas faul, dann fehlt es offenbar an Vertrauen in Gott selbst.

Gott ist Mensch geworden – die Vorbereitung auf die Feier dieses Wunders beginnt mit dem Advent. Am kommenden Sonntag werden viele am Adventskranz die erste Kerze entzünden und am Kaffeetisch Kuchen und erste Plätzchen essen. Für nicht wenige besteht Weihnachten letztlich nur noch aus Geschenken, ein paar freien Tagen und heimeliger Stimmung mit Heintje-Platten (für die Älteren unter uns noch ein Begriff). Und früher, das gebe ich gerne zu, habe ich mich leidenschaftlich darüber aufgeregt, wenn die Adventszeit, ihrem Wesen nach eigentlich eine Fastenzeit, über die Vorweihnachtszeit zur Weihnachtszeit mutierte: Lichterglanz schon am 1. Advent, Weihnachtsmusik allüberall und über Lebkuchen und Zuckerwerk wollen wir gar nicht erst reden. Aber auch als Glaubens-Wiedereinsteiger, was am Ende sowas Ähnliches ist wie ein Konvertierter, wird man irgendwann mal ruhiger. Weihnachtsgebäck und Jingle-Bells sind kein Sakrament, ihr verfrühter Einsatz ist keine Häresie!

Und deshalb, und auch weil wir an den kommenden Advents-Wochenenden nicht dazu kommen werden, ist bereits seit dem letzten Sonntag unser Garten abends illuminiert (Sie können das auf den Wettersatellitenbildern sehen) und unser Vorgarten wirkt, als sei doch scho‘ Weihnachten. Das ist in gewisser Weise auch ein Versuch: Die Augen unserer Kinder glänzen beim Anblick der Lämpchen in Bäumen und Sträuchern, und doch wissen sie, dass noch nicht Weihnachten ist. Die Lichter sind ein Teil der Vorbereitung – Jesus wird an unsere Tür klopfen, machen wir es ihm doch schon mal hell! Nein, das ist keine Apologetik der verfrühten Weihnachtsfreude, mag aber deutlich machen, dass man das Thema auch weniger verbissen sehen kann, als ich das selbst einige Jahre getan habe – und sei es nur wegen der Kinder, die sich darüber freuen.

Von meiner Mutter und meiner Oma kenne ich den Satz, den sie mir als Kind an kalten Winternachmittagen beim Anblick des Abendrots immer gesagt haben: „Guck, die Engel backen schon Plätzchen!“ Auch Ende November sieht man schon dieses wunderbare Rot am Himmel, und die Engel werden die Plätzchen sicher auch nicht alle bis Weihnachten aufbewahren. Heute gebackene Plätzchen sind bis dahin pappig oder hart (auch wenn ich sicher bin, dass die Engel da ein besonderes Rezept haben), also mag man auch gerne im Advent mal zugreifen. Man muss es nicht übertreiben; wenn man am Weihnachtstag selbst schon die Nase voll hat von Marzipan und Glühwein, dann war es wohl zuviel. Aber schon mal ein wenig Vorgeschmack auf Weihnachten schnuppern und schmecken – warum eigentlich nicht?

Viel wesentlicher ist da wohl, dass das Bewusstsein, was wir zu Weihnachten eigentlich feiern, nicht in Vergessenheit gerät: eigentlich über das ganze Jahr, im Besonderen aber im Advent nicht. Gott ist Mensch geworden, ist als kleines hilfloses Kind zu uns gekommen, hat unter uns gelebt, ist für uns gestorben, hat uns mit Tod und Auferstehung erlöst und ist bei uns, alle Tage bis zum Ende der Welt. Wenn das kein Grund ist, sich auch mal nicht über alles und jedes zu echauffieren, was denn dann? Die Welt wartet nicht auf Rettung durch mich, durch Sie, durch die Regierung, die UNO oder sonstwen: Die Welt ist schon gerettet, und wir sind aufgefordert, jetzt noch mitzutun, durch unser Leben ein Zeugnis für diese Hoffnung zu geben. Da macht sich ein sorgenvolles Gesicht wegen der Schlechtigkeit der Welt genau so wenig gut wie ein griesgrämiges Gesicht angesichts der frühen Weihnachtsauslagen im Supermarkt.

Das jedenfalls ist mein Vorsatz für die adventliche Fastenzeit: Mich weniger wichtig zu nehmen, die Dinge weniger wichtig zu nehmen, stattdessen auf den Herrn schauen, der alles gut machen wird. Kurz gesagt, ist „Wutfasten“ angesagt – keine Facebook-Schnellschüsse, keine Blogbeiträge mit geschwollenem Hals, vier Wochen lang, bis Weihnachten. Bis dahin ist es vielleicht auch zur guten Gewohnheit geworden – denn der Herr kann auch mich gut machen, und er möchte, dass ich dabei mitmache.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern schon heute am Freitag, bevor mein beitragfreies Wochenende beginnt, einen gesgneten ersten Advent!

Zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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