Adoptiere einen Kämpfer des IS – Wirklich? Ja!

Der Gedanke fällt mir schwer, und doch: Beten wir auch für die Täter von Paris und die Terroristen in der Welt! Adoptiere einen Kämpfer des IS!

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Wen möchte ich im Himmel – mal angenommen, ich komme rein – gerne wiedersehen? Da fielen mir eine ganze Reihe von Menschen ein, die bereits gestorben sind: Meine Großeltern, unsere beiden Kinder, die es leider nicht bis zur Geburt geschafft haben, Freunde meiner Eltern … Jeder hat vermutlich eine Reihe von Menschen, die er dort gerne sehen möchte, wie immer dieses „sehen“ dann aussehen mag.

Aber wenn wir ehrlich sind: Es gibt auch Menschen, bei denen ich nicht zwingend davon ausgehe, dass man sie dort antreffen kann: Diktatoren wie Hitler oder Stalin, Massenmörder, Kinderschänder … Jeder hat vermutlich auch eine Reihe von Menschen, von denen er meint, dass sie nicht in den Himmel kommen werden. Die katholische Kirche enthält sich in dieser Hinsicht jeder Wertung, sie „spricht“ nur heilig“. Das beeinflusst letztlich nicht das Urteil Gottes sondern ist lediglich die Feststellung, dass man glauben kann, ein solcher Heiliger sei im Himmel. Aber ob ein Hitler in den Himmel kommt oder nicht, das obliegt weder der Entscheidung der Kirche noch bewertet sie diese Frage. Genau so steht es mit anderen Menschen, die nach objektiven Kriterien ein durchaus gottfernes Leben geführt haben, deren Herz wir aber nicht kennen, in das nur Gott schauen kann.

Angelehnt an „Die Große Scheidung“ von C.S. Lewis stelle ich mir aber immer eine Situation vor: Vor dem Eintritt in den Himmel werde ich sehen, wer noch so dort ist, einen kleinen Blick durch’s Schlüsselloch werfen. Da wird es dann Menschen geben, die ich vermisst habe und es werden vielleicht auch welche fehlen, die ich erwartet hätte. Vor allem wird es aber Menschen geben, die ich eigentlich nie wieder sehen wollte, egal ob ich sie persönlich kannte oder ob es sich um zu ihrer Zeit Personen des öffentlichen Lebens handelt. Und vielleicht ist auch jemand darunter, von dem ich dann sagen werde: Wenn der im Himmel ist, will ich nicht hinein – ich will nicht, dass der mit mir im Himmel ist! Und dann werde ich so lange nicht in den Himmel hineinkommen, ehe ich nicht eingesehen habe, dass es nicht mein Urteil ist, und dass auch dieser Mensch, ob Massenmörder oder nur persönlicher Feind, Gottes Barmherzigkeit erfahren darf.

Und jetzt mal konkret, auf’s hier und heute bezogen: Wird denn so ein IS-Mörder, der Menschen aufgrund seines verqueren Glaubens gequält und abgeschlachtet hat, in den Himmel kommen? Wird der Drahtzieher der Anschläge von Paris in den Himmel kommen? Werden uns die Attentäter auf „Charlie Hebdo“ am Himmelstor erwarten? Werde ich das akzeptieren können? Kann ich dafür beten, dass diese Menschen umkehren und den Himmel erreichen? Es geht nicht um Relativierung ihrer unmenschlichen Taten, es geht um die Frage, ob ich einem Menschen, egal was er getan hat, ewiges Höllenfeuer gönne?

Es geht damit auch um die Frage: Kann ich für diese Menschen beten? Diese Frage hat sich mir gestellt, als ich die Einladung zu einer Facebook-Gruppe mit dem Titel „Adoptiere einen Kämpfer des IS – Ein Aufruf zum Siegeszug der Liebe“ erhielt. In der Beschreibung der Gruppe heißt es:

Herzlich Willkommen zu unserer Gemeinschaft des Gebetes! Wir laden Euch ein mit uns einen Kreuzzug der Liebe zu beginnen!

Wie sehr haben uns die letzten Jahre und Ereignisse gezeigt, wie machtlos und ohnmächtig wir gegen den Lauf der Geschichte sind. Doch unsere Brüder und Schwestern, die für unseren Glauben, für unseren Herrn sterben, zeigen uns das Gegenteil.

Lasst uns also Gott unsere Welt bringen- lasst uns Gott, die bringen, vor denen wir uns fürchten und die uns hassen!

Wir laden Euch ein- zusammen mit unseren französischen Freunden, die eine gleiche Gruppe gegründet haben- einen Soldaten der IS zu „adoptieren“:

Bete für einen bestimmten Krieger des IS!

Wir schlagen Euch vor ihn auf einen christlichen Namen zu taufen und täglich für ihn zu beten.

Lasst uns für die Begegnung seines Herzen mit der vollkommen Liebe, mit unserem Herrn Jesus Christus beten! Fleht für ihn um Bekehrung, Verzeihung und Frieden!

Lasst uns auf Gott vertrauen, dass er die Geschichte lenkt, indem er unsere Herzen wandelt! Lasst uns Christus mehr gegenwärtig werden lassen, indem wir IHM die Herzen der Welt anvertrauen!

Wenn Du dich dazu gerufen fühlst für einen Soldaten des IS im Besonderen zu beten, dann folge uns auf FB, folge uns auf einen Kreuzzug der Liebe!

Ich habe ein wenig gezögert, aber ich bin in dieser Gruppe geblieben, und zwar bewusst: Ich gebe zu, mir fällt es schwer, für „den“ IS zu beten – das ist eine Sammlung von Terroristen, die mehr mit Tieren als mit Menschen gemeinsam haben, denen ich gönnen würde, dass man sie abknallt wie Hunde – ich bin Christ, aber an dieser Stelle überwiegt meine Abscheu vor Taten und Tätern. Oder wie es auf einem Plakat der US-Marines heißt: „It’s God’s job to judge the terrorists … It’s our mission to arrange the meeting!“ – und man möchte hinzufügen: Je mehr und je schneller dieses Meeting eingefädelt wird, umso besser. Ich tue mich auch schwer mit einer Schwerpunktsetzung auf dieses Thema: Sollten es nicht die Opfer sein für die wir beten? Sollten es nicht die Hinterbliebenen von Opfern sein, auf die wir unsere Kraft konzentrieren? Ja, sicher, aber wollen wir wirklich das eine tun und das andere lassen? Regelmäßig bete ich im Rosenkranz „Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“ – Wenn man das ernst meint, dann sollten da IS-Terroristen ebenfalls dazu gehören.

Und wenn ich auch nicht für „den“ IS bete, dann doch möglicherweise für „einen“ einzelnen IS-Terroristen: Kann ich, nein sollte ich nicht dafür beten, dass der junge Mann, der heute Morgen in einem Terrorcamp in Syrien aufgewacht ist mit dem Wunsch, Ungläubige zu ermorden, umkehrt, die Liebe Gottes erfährt und sie weiter gibt? Ist es nicht unsere Pflicht – nicht nur aber auch im Interesse von zukünftigen potenziellen Terroropfern – für die Bekehrung dieser Menschen zu beten? Das stellt keine Relativierung der Taten oder der Ideologie dar – im Gegenteil: Wenn wir als Christen daran glauben, dass Gott unsere Gebete berücksichtigt, ist das unsere schärfste Waffe gegen den Terror.

Nein, mein Vertrauen ist nicht groß genug, als das ich glauben würde, dass solche Gebete ausreichen, um den Terror zu beenden – das mag auch ein persönlicher Mangel sein. Ich bin weiter der Ansicht, dass Menschen, die andere Menschen auf so bestialische Weise umbringen, besser jetzt als später ihrem Treffen mit Gott zugeführt werden sollten. Ich hänge nicht der Käßmannschen Doktrin an, dass das Gebet alles gut machen wird und man diese Terroristen einfach nur mal feste in den Arm nehmen muss. Aber ich sehe es auch als meine Verpflichtung als Christ, mich dafür einzusetzen, dass diese Geschöpfe Gottes zu ihm umkehren, einen kleinen Beitrag zu leisten, dass sie eines Tages im Himmel sein werden – und für mich selbst Sorge zu tragen, alles zu tun, dort alle diejenigen freudig zu begrüßen, die Gott willkommen heißt.

Beitrag zuerst erschienen auf papsttreuerblog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: ropow

@ropow

Es heißt natürlich „dann schreibt er das nicht auf die Oberfläche des Mondes“. Ziehen Sie keine falschen Schlüsse, das war kein Freudscher Versprecher.

Gravatar: ropow

Sie bringen da etwas durcheinander. Das ist aber auch kein Wunder, denn nach „Nostra aetate“ beten Christen, Juden und Muslime doch alle denselben Gott an. Dann müssen Sie aber auch damit leben, dass er etwas schrullig ist.

Den einen erzählt er, sie sollen an heiligen Stätten ihre Kopfbedeckung abnehmen und den anderen, sie sollen dort unbedingt eine aufsetzen. Wenn er der Menschheit etwas unglaublich Wichtiges mitzuteilen hat, dann schreibt ich das nicht auf die Oberfläche des Mondes oder auf Tafeln aus Endurium, Wolframcarbid oder Bornitrid, sondern auf zerbrechlichen, leicht verrottbaren Steinplatten - oder er lässt es per Flüsterpost einem Analphabeten irgendwo in der arabischen Wüste ausrichten. Den einen erzählt er „liebe deinen Nächsten“ und den anderen „mach Dir keine Juden und Christen zu Freunden“. Und wenn er besonders originell sein möchte, dann erzählt er denselben Anhängern einmal „es herrscht kein Zwang im Glauben“ und gleich danach “tötetet die Ungläubigen, wo immer ihr sie findet.“

Dazu kommt noch diese eigenartige Attitüde unbedingt angebetet werden zu wollen, zuweilen sogar fünf mal am Tag. Und da er allwissend ist, weiß er natürlich auch, wie krank so etwas ist. Muss schwer sein, im Wissen um seine verkorkste Psyche ewig weitermachen zu müssen. Vielleicht ist er darüber in all den Jahren in der Ewigkeit einfach nur in die Senilität geflüchtet. Jedenfalls sollten Sie sich nicht wundern, wenn Sie einem IS-Mörder im Himmel begegnen - und Frau Käßmann in der Hölle. Irgendwann lässt eben jeder einmal nach.

Gravatar: Huber

Mit ganzem Herzen,
Mit ganzer Seele:

AMEN

Gravatar: Stephan Achner

Für diese menschenverachtenden Terroristen zu beten, ist ja geradezu Gotteslästerung, weil es sich um Teufel in Menschengestalt handelt.

Diese Terroristen wollen bekanntermaßen auf schnellstem Wege zu ihrem Allah und seinem Himmel. Also sollte man denen ihren Wunsch auch erfüllen und sie mittels Waffentechnik direkt und schnellstmöglich dorthin schicken.

Danach kann man dann für Menschen beten, welche auch immer.

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