Adieu „meine“ Kathedrale

Die Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin wird künftig saniert, renoviert, umstrukturiert, fast umgewandelt. Die Nachricht hat etwas Schmerzhaftes in unseren Herzen getan, trotz oder wegen der Absicht: ein neuer Glanz, etwas Schönes für die Augen - eine Geschmacksfrage ohne Geschmack!

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Was hat der Kardinal vor ?

Er liest wohl nie die Presse: Flughafen Schönefeld, Staatsoper usw… sagen ihm nichts Besonderes. 40 Millionen sind für die Baukosten der Kathedrale geplant, das heißt, dass im Berliner Klartext erfahrungsmäßig 140 Millionen nötig werden, und das für 250 Sitzplätze und zwei Messen im Jahr, an Weihnachten und Ostern. Ich erinnere mich an ein kurzes Gespräch mit Kardinal Lehmann (der ehemalige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz), als das Erzbistum Berlin über 100 Millionen Schulden hatte. Die anderen Bistümer hatten großzügig über 30 Millionen geliehen. Ich fragte ihn lächelnd: „Aber Sie glauben nicht, dass Sie sie wiedersehen?“ Seine Antwort auch lächelnd: „Ich wusste es.“

Ein Geistlicher, der Bauherr sein möchte, das kann nur die lokale Bau-und Immobilienmafia sehr freuen, und auch die zahlreichen Ämter, die sich gern einmischen werden, um das Ganze zu erschweren. Dazu in aller Bescheidenheit verlangt er selbstverständlich, dass der Vorstand sein Eigentum an ihn überreicht, damit er endlich allein handeln kann. Kölner Großenwahn?

Viel wichtiger wäre…

… dass der eigentliche Schatz der Kirche sich im Tabernakel befindet, und nicht nur in Form von „Kunstschrott“ um das Tabernakel herum,

… dass die lebendigen Steine (die Menschen, die Katholiken insbesondere) glänzen, und nicht das Dekor. Es geht schließlich in der Kirche nicht um Äußerlichkeiten,

… dass der Kardinal uns grüßt, wenn er uns sieht.

… dass mein Pfarrer, der drei ehemals eigenständige Gemeinden betreuen muss, nicht mehr für sich selbst kochen müsste. Denn mit mehreren Beerdigungen in der Woche, plus seine ordentliche Arbeit ist er längst burned out. Trotzdem hören die bezahlten Funktionären nie auf: „Pfarrer hier, Pfarrer da, du musst, vergiss nicht, bla-bla Sitzung hier, bla-bla Sitzung da.“ Würde da ein bisschen Geld mit ernsthafter Kontrolle investiert, wäre es nicht schade,oder?

Das Ganze, damit man nicht mehr hört: Weil ausgerechnet diese drin sind, bleiben die anderen  96% draußen.

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Helena

Auch das Bauen oder Sanieren einer Kirche ist ein Gebet, das Erstellen von Kirchenkunstwerken, die Kirchenmusik. Auch das dient dazu in Beziehung mit Kirche als Haus Gottes und Gott zu treten. Kirche sichtbar für alle, da tut sich was, lebendig zu halten, Menschen aufmerksam zu machen. Menschen durch den Bau und die Beschäftigung damit hinzugewonnen werden. Wer sagt denn das die Kathetrale wenn sie im neuen Glanz erstrahlt nicht sehr viel mehr benutzt wird, viele Menschen einladen kann ?
So ein Bauprojekt gibt vielen Bauarbeitern arbeit. Vielleicht auch vielen die aus osteurp. hinzugewandert sind und wohl kaum als Journalist ihr Auskommen verdienen können;)
Und ist es nicht besser eine Familien eine Perspektive durch Erwerbslohn und Arbeit auch beim Kirchenbau zu geben. Damit sie selbst Sozialstaatträger und auch Kirchensteuerzahler sind anstatt hilflose H4 Empfänger.
Aber von Werteschöpfung und Volkswirtschaft haben viele heutzutage keine Ahnung mehr.
Offensichtlich verstehen auch Journalisten nicht wo das Geld herkommt um ihre Zeitungen und Zeitungsartikel zu bezahlen.

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