99,64% der europäischen Banken fallen nicht durch den Stresstest der EZB

Insgesamt 25 Banken sind durch den Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) gefallen. Das sind gerade mal ca. 0,36% aller europäischen Banken. Weil die EZB mit Daten zum Stichtag 31.12.2013 geprüft hat, haben scheinbar bereits 12 der 25 durchgefallenen ihre Probleme gelöst. Der Stresstest ist nichts weiter als ein mediales Ereignis.

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Die Zentralbank übernimmt ab dem 4. November die zentrale Aufsicht über die 120 führenden Banken innerhalb der Eurozone. Die anderen ca. 6.880 europäischen Banken werden weiterhin national beaufsichtigt. Der Test sollte das Vertrauen der Märkte und der Bürger in die Geldhäuser stärken und zudem für mehr Transparenz und Stabilität sorgen. Herzlichen Glückwunsch! Wir wissen jetzt, dass 120 von insgesamt ca. 7.000 Banken geprüft wurden. Was soll das aussagen? Über 90% der Deutschen sind Kunde einer Volksbank oder Sparkasse. Diese Banken wurden nicht geprüft. Die 120 getesteten Banken bekamen am vergangenen Donnerstag die Ergebnisse mitgeteilt und hatten in mehreren Korrekturschleifen die Möglichkeit, Daten anzupassen.

Schon im Juni 2013 haben sich die Finanzminister der Eurostaaten darauf geeinigt, dass man die Mittel des ESM auch für Bankenrettungen verwenden wird (Quelle: Handelsblatt). Dies solle aber nur für systemrelevante Großbanken, also auch die 120 getesteten Banken, gelten. Der Steuerzahler kann also davon ausgehen, dass er für die 25 Pleitebanken bezahlen muss, obwohl unsere Regierung in 2008/09 hoch und heilig versprochen hat, dass es künftig keine Bankenrettungen auf Steuerzahlerkosten geben darf. Die EZB beginnt am 04.11.2014 mit der Aufsicht über systemrelevante Großbanken. Banker beaufsichtigen künftig Banker. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Ein bisschen Bank-BWL kann ich mir bei diesem Thema natürlich nicht verkneifen. Der Stresstest hat vor allem das sogenannte Kernkapital der Banken untersucht und wie es sich in diversen Szenarien verhalten würde. Dabei geht es nicht um das Kapital ansich sondern um die Relation zur gewichteten Risikoaktiva. Auf deutsch: Hat eine Bank 100 Euro verliehen und 5 Euro Kernkapital, dann beträgt die Kernkapitalquote 5%. Um diese Quote zu erhöhen kann man zwei Dinge tun: Entweder weniger Kredite vergeben oder mehr Eigenkapital bilden. Die EZB forderte 5,5% Kernkapital für ein Krisenszenario.

Das Perfide am Kernkapital ist, dass nicht alle Kredite gleich gewichtet werden müssen. Vergibt eine Bank Kredite an Unternehmen und Privatpersonen, dann benötigt sie mehr Kernkapital. Kredite an Staaten mit AAA bis AA- Rating müssen hingegen garnicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Um nun eine höhere Kernkapitalquote zu bekommen müssen die Banken einfach weniger in Privatmenschen und Unternehmen investieren und dafür ihre Kreditschöpfung eher an den Staat richten. Aus diesem Grund “müssen” Banken in völlig unrentable Staatsanleihen investieren. Hierdurch werden die Zinsen gedrückt und die Haushalte entlastet, damit sich Politiker damit profilieren können. Würde man die Kernkapitalquote mit echten Zahlen errechnen, also mit allen Krediten (egal an wen), dann kommt man auf Quoten zwischen 1% und 2%..

Beitrag erschien auch auf: pinksliberal.wordpress.com

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