1000plus – die Stellungnahme von profemina

Die deutschen Bistümer haben sich in der damaligen Diskussion der gesetzlichen Neureglung des Schwangerschaftsabbruchs bis auf wenige löbliche Ausnahmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als sie darauf bestanden, „Beratungsscheine“ ausstellen zu wollen, die zu einer Tötung des ungeborenen Kindes berechtigen sollten.

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Ich hatte am Montag bereits einen kleinen Bericht darüber geschrieben, dass die Bistümer Augsburg und Speyer ihren Gemeinden und Einrichtungen die Zusammenarbeit mit der Lebensrechtsaktion 1000plus des Vereins pro femina verboten haben. Meine Hoffnung und Einschätzung war, dass es sich bei der ganzen Thematik nur um ein Missverständnis handeln kann. Aus diesem Grund hatte ich auch die Presseabteilungen der Bistümer mit der Bitte um eine Stellungnahme angeschrieben.

Dort scheint man allerdings gerade alle Hände voll zu tun zu haben, und daher nicht die Möglichkeit, auf die Anfrage eines kleinen Bloggers zeitnah zu antworten. Bislang jedenfalls hört man von da nur beredtes Schweigen! Dankenswerterweise habe ich aber stattdessen eine Stellungnahme des Vereins pro femina von Kristijan Aufiero, Projektleiter von 1000plus, erhalten; auch einige Leser dieses Blogs haben mir das Dokument zukommen lassen, das ich zum Zeitpunkt des ersten Beitrags noch nicht kannte. Vielen Dank dafür!

Diese umfangreiche Stellungnahme, die ich aber trotz der 30 Seiten jedem am Lebensschutz Interessierten zur Lektüre – zumindest „querlesen“ – empfehlen kann, kann hier nachgelesen werden.

Nun ist dies natürlich immer noch nur die Sicht von pro femina auf die Geschehnisse, ich kann aber nicht anders, als dieser Argumentation zu folgen. Die bislang publizierten und in der Stellungnahme dokumentierten Gründe für eine Ablehnung und Verbot der Zusammenarbeit mit 1000plus entbehren jedenfalls offenbar einer sachlichen Grundlage. pro femina schließt die Stellungnahme mit einer eigenen Interpretation, ich hier hier zum Bedenken wiedergebe:

Deshalb vermuten wir die eigentliche Ursache für diese ganze Auseinandersetzung in der Tatsache, dass 1000plus jeden Tag aufs Neue beweist: Man muss als Beratungs- und Hilfsorganisation keine sog. „Beratungsscheine“ ausstellen, um Frauen im Schwangerschaftskonflikt zu erreichen und tausendfach erfolgreich zu beraten. Der Ausstieg aus dem staatlichen Beratungssystem kann NICHT als Begründung dafür herhalten, keine oder nur noch sehr wenige Frauen im Schwangerschaftskonflikt mehr zu beraten.

Die deutschen Bistümer haben sich in der damaligen Diskussion der gesetzlichen Neureglung des Schwangerschaftsabbruchs bis auf wenige löbliche Ausnahmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als sie darauf bestanden, „Beratungsscheine“ ausstellen zu wollen, die zu einer Tötung des ungeborenen Kindes berechtigen sollten. Erst ein Machtwort des Papstes konnte die deutschen Bischöfe von ihrem Irrweg abhalten.

Nun möchte ich keinem Bischof den Willen zum Schutz des ungeborenen Lebens absprechen. Mit dem hier angesetzten Spaltpilz in die Lebensrechtsbewegung, die unterscheidet zwischen angeblich legitimen, kirchensteuerfinanzierten Angeboten, die offensichtlich das Problem überhaupt nicht erfassen, und privaten, erfolgreichen und adressatengerechten Initiativen, auf die man aber bistumsseitig nur geringen Einfluss nehmen kann und die man deshalb in den beiden Bistümern Augsburg und Speyer nicht unterstützen will, erweist man dieser Bewegung aber einen Bärendienst.

Und ich möchte noch folgenden Gedanken hinzufügen: Solche Verbote kosten Menschleben - Das Leben ungeborener Kinder, deren Mütter in Konfliktsituationen eben keine adäquate Beratung und Hilfe finden, insbesondere dann nicht, wenn sie dezidiert katholischen Angeboten nicht vertrauen wollen!

Ebenfalls erschienen auf papsttreuer.blog.de

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Kommentare zum Artikel

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Gravatar: Julia

Pro Femina ist doch einfach nur falsch und verlogen, da sie vor den Frauen eben NICHT zugeben, dass sie "Lebensschützer" sind. Subtil und manipulativ wird versucht, Anti-Abtreibungs-Propaganda zu verbreiten, und das in einem Kuschel-Rosa-Flausche-Ton. Entscheidet sich die Frau zum Abbruch, wird sie bedrängt, hat sie abgetrieben oder sich für ihr Kind entschieden, wird sie ignoriert. So sehr liegt diesen "Beraterinnen" an den Frauen und den Babys, dass es ihnen danach einfach egal ist, was mit ihnen ist. Hauptsache, jeder wird geboren.

Diese Frauen spielen nicht mit offenen Karten, der Verein gehört abgeschafft.

Wenn die schon das Selbstbestimmungsrecht der Frau, das eine Errungenschaft ist, sooo furchtbar finden, sollen sie es wenigstens ZUGEBEN.

Gravatar: K.

Vielen Dank für die Information ! Es ist einfach nur traurig, wie wenig es in Wirklichkeit um die Ungeboren geht und ihre Mütter... In der Antwort des Bistums Speyer steht: " Es geht für das Bistum Speyer allein um die Frage, ob einer nicht-kirchlichen Organisation wie “Pro Femina” ein Forum gegeben wird, in Gottesdiensten für ihre Anliegen zu werben und Spenden einzuwerben" Warum soll den Pro Femina unbedingt den kirlichen Stempel tragen? Kann es vielleicht daran liegen das sie keinen haben, weil Menschen von der Kirche enttäuscht sind und sich nicht an sie wenden würden ? Ist es nicht auch viel wichtiger mit welchen Werten diesen Frauen begegnet wird. Nämlich mit Liebe, Achtung und Wertschätzung ! Und das sind doch christliche Maßstäbe, oder nicht ? Und das ist genau die Art, wie 1000plus berät. Sie haben geschrieben: "Wie wäre es denn zum Beispiel mit gemeinsamen Aktionen, Vorstellung der Bistumsarbeit UND der Arbeit anderer Organisationen? Kooperation und Nutzung gemeinsamer Ressourcen statt Konkurrenzdenken und Gebietsansprüche? Ein bisschen über den Tellerrand hinaus denken mag ja vielleicht mal hilfreich sein! Es geht hier schließlich um Leben und Tod! " Dem kann ich nur zustimmen ! Herzliche Grüße, K.

Gravatar: K.

Vielen Dank, Herr Honekamp, das sie über dieses wichtige Thema einen Artikel geschrieben haben. Ich habe mir auch ihre Bitte um eine Stellungnahme in ihrem letzten Artikel durchgelesen. Ich finde schon alleine die Tatsache, das keine Stellungnahme bisher gekommen ist, spricht Bände. Wer sich die Zeit nimmt und sich über 1000plus informiert kann sich selbst ein Bild machen über die positive Arbeit !! Meine Bitte an alle ist, schauen sie selbst auf die Webseite oder lesen sie die ausfühliche Stellungnahme... Es ist traurig, das es anscheinend nur um diesen Beratungsschein geht..(der doch nur eine Erlaubnis zur Abtreibung ist, aber KEINE Hilfe) Aber ich bin so froh und danke ihnen sehr, das sie mit diesen so passenden Worten : "Solche Verbote kosten Menschleben – Das Leben ungeborener Kinder, deren Mütter in Konfliktsituationen eben keine adäquate Beratung und Hilfe finden,.." schließen. Ich kann ihnen da nur zustimmen und ich frage mich, was man diesen Frauen sagen soll, die im Internet nach Hilfe schreiben und so verzweifelt sind... Wer hilft dann diesen Frauen ? Wo können diese Frauen dann hin, die jetzt bei 1000plus Hilfe bekommen und sich für ihr Kind entscheiden ? Immer wieder bestätigen diese Frauen, wenn es die Beraterin von Profemina(1000plus ) nicht gegeben hätte, dann würden diese Kinder heute nicht leben !! Mir bricht es das Herz, wenn diese Frauen ihre Kinder abtreiben, weil sie keine Hilfe bekommen haben, weil niemand da war der ihre Not gehört hat, weil niemand ihnen Mut gemacht hat... Und genau das macht 1000plus und das kann man doch nur unterstützen, oder ?????

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Eines der fadenscheinigsten Argumente, das ich jemals wahrgenommen habe.

Gravatar: Bert E. Wilhelm

Kurze Nachfrage: 70 Prozent von wie viel Frauen absolut?

Gravatar: Carl Jagwitz

Das was ich mich frage ist:
Wenn die Beratungsangebote der Bistümer so umfassend wären, wie kann es sein, dass pro Jahr 1000 (!) Frauen bei 1000plus Hilfe suchen?

Schwangerenkonfliktberatung ist doch kein Bussiness oder eine behördliche Aufgabe, sondern vielmehr eine Aktion der Nächstenliebe. Dass Eigeninitiative gerade in in der Kirche in solcher Form abgelehnt wird, ist für mich ein schockierender Ausdruck der Überbürokratisierung innerhalb kirchlicher Strukturen.
Nach dem was ich gesehen und gelesen habe, macht 100plus eine tolle Arbeit. Wenn sich die Verantwortlichen in den Bistümern ernsthaft dafür interessieren würden, könnten sie sowohl die Verwendung der Gelder nachvollziehen, als auch gemeinsam die geltenden Richtlinien oder Vorgehensweisen von 100plus und Co. überprüfen.
Für Menschen in Not - insbesondere die schwangeren Frauen, die nicht nur sich selbst, sondern auch noch ein höchst sensibles Wesen, das Kind, zu versorgen haben - darf uns kein Einsatz zu schade sein und kann man nicht genug die Individualität in der Begleitung und Beratung fördern. Insofern hoffe ich persönlich auf neue Gesprächsmöglichkeiten mit den Bistümern mit einer gegenseitigen Offenheit, damit es einen Austausch und ein Verstehen geben kann.

Gravatar: Basilei

Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht, Herr MMM

Gravatar: Basilei

Hinter Kommentator "Richard" (28. März 2014 um 22:33) steht nach meiner Einschätzung genau der Mann, der diese innerkirchlichen Verbote von 1000plus initiiert hat.

Er ist ebenso verwantwortlich für die Rezeptfreigabe der 'Pille danach' in Deutschland.
Teil 1 war der ominöse 'Kliniktest' eines vorgeblichen 'Lebensschützers' in Köln. Warum Köln? Ganz einfach, weil Kardinal Meissner der führende Bischof beim Ausstieg der Kirche aus der Scheinberatung war. Dort konnte er sicher sein, dass die Vorgaben für katholische Kliniken drastisch verschärft werden würden.
Dann folgte Teil 2 mit der möglicherweise(!) vergewaltigten Frau, die die 'Pille danach' in Kliniken der katholischen Kirche nicht bekomen haben soll. Alles mit dem Ziel, der Kirche zu schaden und die die Rezeptpflicht zu kippen.

Der vorgebliche 'Lebensschützer', der sich selbst 'papsttreu' nennt, stammt aus Augsburg. Einem jener Bistümer, die die kirchliche Unterstützung von 1000plus als erstes verboten hat.

Mein Fazit: "Richard", der unter vielen Pseudonymen agitiert, ist in Wahrheit ein Agent im Auftrag der Abtreibungslobby, der die katholische Kirche erfolgreich unterwandert hat.

Wenn die Zeit reif ist, wird man mehr über ihn lesen.

Gravatar: beatrice

Herr Richard, Ich bin mir nicht sicher, wie differenziert Sie sich mit der Lage auseinander gesetzt haben. Wenn Sie es keinen nennenswerten Beitrag finden, dass sich 70 % der beratenen Frauen von 1000plus ohne jeglichen Druck in der Beratung für ihr Kind entscheiden, dann weiß ich nicht, wie Sie "nennenswert" definieren.
Derartige Zahlen sollen die offiziellen Beratungsstellen ebenfalls vorlegen, wenn sie unbedingt argumentieren wollen, dass Doppelstrukturen ineffizient sind. Will man in den Bistümern effizient sein, dann sollten sich die offiziellen Beratunsstellen genau dieser Frage stellen. Vielleicht wäre es besser offen miteinander zu reden statt kategorisch immer gegen etwas zu sein, was nicht das Eigene ist. Vielleicht kann man sich ja ergänzen und zusammenarbeiten?
Die Frage ist doch aber eher: wie radikal wollen wir uns eingestehen, dass egal wer sich dafür einsetzt, Frauen in ihrer Situation mit dem zu unterstützen, was sie scheinbar wirklich brauchen (viel Zeit und Fürsorge sowie persönliches Engagement und das Gefühl angenommen zu sein), das Recht hat seine Arbeit zu tun? Und selbstverständlich ist es radikal, wenn sich eine Frau für ihr Kind entscheidet.
Aber es ist nicht antidemokratisch eine solche Frau zu unterstützen und für rechtsextrem halte ich so etwas auch nicht.

Gravatar: Harald Stollmeier

1000plus/pro femina hilft jährlich mehr als 1000 Frauen im Schwangerschaftskonflikt, legt vollkommen transparent Rechenschaft über die Mittelverwendung ab und erreicht zudem vorwiegend Betroffene, die für die Caritas in der Regel nicht erreichbar sind, weil diese für die Internetberatung nicht aufgestellt ist.
Am angenehmsten finde ich bei 1000plus, dass hier Beratung und Hilfe abseits der ideologischen Schützengräben stattfinden. Es geht eben nicht darum, über die betroffenen Frauen zu richten oder sie zu belehren. Es geht einzig und allein darum, Menschen in Not zu helfen. Und dabei mache ich gerne mit.

Gravatar: Richard

Die Vorgehensweise der betreffenden Diözesen scheint mir völlig nachvollziehbar. Denn erstens hat die katholische Kirche in Deutschland, z.B. mit der Caritas selbst genug Stellen, die schwangere Frauen beraten. Bei diesen Organisationen ist - ganz im Gegensatz zu dubiosen Vereinen wie Birke - auch die Verwendung der Gelder klar nachvollziehbar. Außerdem ist die Haltung der Bischöfe auch in anderen Ländern ähnlich. In Österreich z.B. distanziert sich die von der Bischofskonferenz unterstützte "Aktion Leben" ganz klar von radikalen "Lebensschützern" wie HLI oder Youth for Life. Und zwar deshalb weil diese ausschließlich zur Radikalisierung beitragen, keine nennenswerten Beiträge zur Verbesserung der Situation von Schwangeren leisten und außerdem personell ein Tummelplatz für Rechtsextremisten und antidemokratische Spinner sind. Die katholischen Bischöfe sind gut beraten sich mit solchen Figuren nicht einzulassen.

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